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Adrion wird U-21-Trainer: Stuttgart hilft Deutschland

Trainer Adrion darf nun doch vom VfB zum DFB und wird ab Juni die deutsche U-21-Nationalmannschaft trainieren. Er wird Nachfolger von Dieter Eilts. Zunächst hatte Stuttgart ihm die Freigabe verweigert.

Während die Profis des VfB Stuttgart samt Teamchef Markus Babbel und Manager Horst Heldt am Freitagmorgen aufbrachen, um ins Wintertrainingslager nach Portugal zu fliegen, konnte Rainer Adrion länger liegen bleiben. Ob der Nachwuchstrainer der Schwaben viel Schlaf fand, ist eine andere Frage. Sein Arbeitgeber VfB Stuttgart hatte ihm zunächst die Freigabe für ein verlockendes Angebot verweigert: Er sollte Nachfolger von Dieter Eilts als U-21-Nationaltrainer beim Deutschen Fußball-Bund werden.

Im Laufe des Freitags nahm der Telefonverkehr zwischen dem DFB in Frankfurt am Main und dem VfB in Stuttgart noch einmal zu. Matthias Sammer, der für Nachwuchs zuständige DFB-Sportdirektor, war den ganzen Tag über in Konferenzen verstrickt, bis er am Nachmittag auf Nachfrage verkündete: „Rainer Adrion wird ab Juli die U 21 trainieren.“ Stuttgart hatte doch noch eingelenkt.

Löw kennt Adrion aus gemeinsamen Stuttgarter Tagen

Sammer, der einmal Trainer in Dortmund war, hatte eigentlich den früheren Dortmunder Profi Heiko Herrlich bevorzugt. Doch der Posten an der Schnittstelle zwischen Nachwuchs und Nationalelf ist im DFB ein politisch sensibler. Und so kam es, dass Bundestrainer Joachim Löw (im Verbund mit dem ebenfalls auf seine Zuständigkeit pochenden Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff) lieber Adrion protegierte, den er aus seinen Stuttgarter Tagen kennt. DFB-Präsident Theo Zwanziger musste schlichtend eingreifen. Das führte dazu, dass Herrlich sich auf seinen Job als Trainer der U 19 zurückzog, anstatt sich befördern zu lassen.

Verschiedene Lager in der Verbandszentrale

Der interne und schnell öffentliche Zank um die Nachfolge von Eilts, der inzwischen bei Hansa Rostock arbeitet, warf ein Schlaglicht auf die verschiedenen Lager in der Verbandszentrale. Sportdirektor Sammer, der sich vehement für eine moderne ganzheitliche Ausbildung des Nachwuchses einsetzt, zeigte sich am Ende immerhin inhaltlich zufrieden: „Gerade im Übergang vom Jugend- zum Männerfußball leistet Rainer Adrion hervorragende Arbeit.“ Als Gewinner darf sich derweil Löw fühlen, der schon seinen alten Weggefährten Frank Wormuth als Chef der Trainerausbildung durchsetzte.

Zuletzt gab es viel Knatsch beim DFB

Der Streit um einen zwar nicht unwichtigen, aber nachrangigen Posten passt in das Bild, das der DFB zuletzt abgegeben hat. Zunächst entbrannte Streit in der Nationalmannschaft zwischen Kapitän Michael Ballack und Bierhoff, der sich zu einem Großkrach zwischen Ballack und Löw auswuchs. Dann verwickelte sich Präsident Zwanziger in ein juristisches Klein-Klein mit einem Journalisten, der ihn als „Demagogen“ bezeichnet hatte, und überraschte gar mit einer Rücktrittsdrohung im Falle einer Niederlage. Schließlich schaffte der bis dahin akribisch vor sich hin reformierende Sammer kurzerhand die Kurzlehrgänge für verdiente Nationalspieler ab, was zum Knatsch mit dem davon betroffenen Stuttgarter Teamchef Markus Babbel führte. Kein Wunder, dass Stuttgarts Manager Heldt nun die Freigabe seines Nachwuchstrainers Adrion verweigern wollte. „Er ist seit Jahren einer unserer wichtigsten Mitarbeiter“, sagte Heldt, bevor ihn Zwanziger persönlich vom Einlenken überzeugte. „Nun können wir wenigstens in Ruhe nach einem Nachfolger suchen“, sagte Heldt am Freitagabend.

Ab Juli erst trainiert Rainer Adrion den deutschen Nachwuchs. Die U-21-Europameisterschaft in Schweden wird er verpassen. Sie wird noch von Horst Hrubesch betreut – dem Interimsnachwuchscoach, den auch Sammer gut findet.

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