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Sport: Ängstlich Erster

Eine mäßige Leistung genügt dem VfB Stuttgart, um beim 2:0 in Frankfurt die Tabellenführung zu verteidigen

Frankfurt (Main) . Glückliche Gesichter sehen anders aus. Eher geschäftsmäßig als freudig reichten sich die Männer in den weißen Trikots mit dem roten Brustring auf dem Rasen des Frankfurter Waldstadions die Hände. Von einem weiteren Happy End im Stuttgarter Fußballmärchen wollte nach diesen 90 Minuten in Frankfurt keiner sprechen, zu tief saß der Schock, den die 87.Minute bei den Siegern auslöste. Die Liga und der Rest der Republik werden zwar noch eine Weile warten müssen, bis die Frage endlich beantwortet ist, wer diesen VfB Stuttgart endlich bezwingt. Vielleicht aber wurden beim 2:0-Sieg der Schwaben bei Eintracht Frankfurt erste zarte Anfänge zu einer Antwort geliefert. Sie sind es wohl selbst, die Stuttgarter, die sich so lange schwächen, bis die erste Niederlage fest steht.

„Für uns bedeutet das, dass wir jetzt die gesamte Innenverteidigung ersetzen müssen“, sagte Stuttgarts Trainer Felix Magath. In dieser 87. Minute, als der neunte Saisonsieg längst feststand, trat VfB-Verteidiger Fernando Meira als wütender Rächer auf. Der Frankfurter Geri Cipi war auf Meiras am Boden liegenden Kollegen Silvio Meißner absichtlich mit den Stollen seiner Fußballschuhe getreten. „Es kam zu einer Rudelbildung, das hat mir der Schiedsrichter gesagt“, berichtete Magath von seinem Besuch bei Schiedsrichter Uwe Kemmling in dessen Kabine. Meira schubste Cipi, der schubste zurück und Kemmling zog für beide Streiter die Rote Karte aus der Tasche. Und, weil Marcelo Bordon wegen einer Leistenoperation fehlt, muss Magath nun neue Alternativen für die Innenverteidigung suchen. „Wir haben genug Spieler, die darauf brennen, spielen zu können, aber das wird uns in der Bundesliga schwächen, keine Frage“, sagte Magath. „Ein Profi wie Meira sollte sich im Griff haben.“ In der Champions League, wo der VfB Stuttgart am 26. November auf die Glasgow Rangers trifft, darf Meira allerdings spielen. „So etwas sollte nicht passieren“, schimpfte Stuttgarts Kapitän Zvonimir Soldo.

Die Aufregung im Lager der Schwaben entstand sicher auch, weil es kein überzeugender Sieg wurde. „Wir mussten lange sogar Angst vor einem Gegentor haben“, sagte Magath. Nach der Führung durch Imre Szabics (8.), raffte sich Frankfurt zu einer ordentlichen Leistung auf. Als schließlich Markus Beierle in der 53. Minute schon an Stuttgarts Torwart Hildebrand vorbei war und im Strafraum stürzte, forderten die Hessen zu Recht Elfmeter. Hildebrand berührte Beierle mit den Händen am Bein, Kemmling aber pfiff nicht. „Ein klarer Elfmeter“, sagte Frankfurts Trainer Willi Reimann. „Ich habe ihn berührt“, gestand Hildebrand. Die Stuttgarter hätten sich von einem Ausgleich an diesem Tag wohl kaum wieder erholt. „Wir waren zu ängstlich“, analysierte Magath. Wieder einmal aber half eine einzige gute Szene den Schwaben. Szabics passte zu Kevin Kuranyi, und der schob den Ball in der 69. Minute zum 2:0 ins Netz.

Für Frankfurts Trainer Willi Reimann wird die Situation bei Eintracht Frankfurt nun nicht einfacher. Seit Tagen gilt der Coach als Wackelkandidat. „Willi suchst du Streit, vorbei ist deine Zeit“, stand auf einem großen Transparent im Eintracht-Fanblock. „Dazu sage ich nichts“, sagte Reimann lapidar. Glücklich sah er dabei aber auch nicht gerade aus.

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