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Sport: Äppelwoi vom Präsidenten

Bozo Djurkovic war nicht mehr zu halten. Der Jugoslawe riss sich das Trikot vom Leib und schwenkte das Textil wie eine Fahne.

Bozo Djurkovic war nicht mehr zu halten. Der Jugoslawe riss sich das Trikot vom Leib und schwenkte das Textil wie eine Fahne. Dann setzte er zu einem 80-Meter-Sprint an, der auf dem Rücken von Sven Beuckert endete. Der Torhüter des 1. FC Union trug seinen Kollegen einige Meter Huckepack durch seinen Strafraum. So feierten die beiden Berliner Djurkovics Treffer zum 2:2 (0:1)-Endstand gestern Nachmittag im Zweitligaspiel bei Eintracht Frankfurt. In der 86. Minute war der erst fünf Minuten zuvor eingewechselte Stürmer mit einem 25-Meter-Schuss erfolgreich gewesen. Zwei Minuten später hielt Beuckert den einen Zähler fest, als er den Ball nach einem Schuss von Rolf-Christel Guie-Mien aus acht Metern mit einer artistischen Parade zur Ecke lenkte.

So sorgten Beuckert und Djurkovic doch noch für einen versöhnlichen Nachmittag von Präsident Heiner Bertram. Der Sonntagsausflug des Union-Bosses ins Frankfurter Waldstadion hatte nämlich mit einem Eklat begonnen. Die zwei Flaschen Äppelwoi, die Bertram von den Eintracht-Verantwortlichen bekommen hatte, verschenkte er an die 2000 mitgereisten Berliner Fans. Dass er dies durch den Zaun vor dem Fanblock der Eisernen tat, gefiel den Frankfurter Ordnern allerdings nicht, sodass sie Bertram erst einmal abführten.

Nachdem sich die Aufregung gelegt hatte, musste sich der Union-Chef, der mittlerweile auf der Tribüne saß, erneut ärgern. Dieses Mal allerdings über seine Mannschaft. Zwei Tage nach dem Rauswurf von Trainer Martin Andermatt sprühten die Frankfurter beim Debüt des bisherigen Assistenten Armin Kraaz vor Spielfreude und ließen die Köpenicker in der ersten Halbzeit kaum aus deren Hälfte kommen. Sechs Torchancen waren für den Tabellensiebten Frankfurt im ersten Durchgang zu verzeichnen, während auf der Gegenseite Kostadin Widolow mit einem 25-Meter-Freistoß, der knapp über das Frankfurter Tor ging, für das einzige Lebenszeichen des Tabellenfünften sorgte.

Zu diesem Zeitpunkt führte die Eintracht 1:0, nachdem Pawel Kryszalowicz nach elf Minuten schneller als sein überforderter Bewacher Daniel Ernemann reagiert hatte. "Der Trainer hat uns in der Pause zusammengestaucht", sagte Kapitän Steffen Menze. Und das Donnerwetter des Bulgaren zahlte sich aus, "denn in der zweiten Hälfte haben wir gezeigt, dass wir Fußball spielen können", sagte Ronny Nikol, der gegen Guie-Mien einen schweren Stand hatte. Zunächst traf Widolow den Pfosten, zwei Minuten später köpfte Menze den 1:1-Ausgleich. Danach übernahmen die Gäste, die Tom Persich (Adduktorenverletzung) bereits nach 25 Minuten ersetzen mussten, endgültig das Kommando. Doch Harun Isa scheiterte an Frankfurts Keeper Oka Nikolov. Stattdessen traf auf der Gegenseite Guie-Mien durch die Beine von Beuckert zum 2:1 für die Eintracht, die in der Schlussminute Schur nach einer Notbremse gegen Sreto Ristic verlor.

In der 83. Minute wurde Isa von Frankfurts Kapitän Alexander Schur elfmeterreif gefoult - doch der Pfiff blieb aus. Als die 16 400 Zuschauer schon mit dem Sieg der Hessen rechneten, schlug Djurkovic zu. "In der ersten Hälfte dachte ich, wir gehen unter. In der zweiten haben wir fantastisch gespielt", sagte Bertram. Er war versöhnt, trotz der Äppelwoi-Aktion.

Jürgen Heide

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