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Was führt er im Schilde? Kölns Stürmer Lukas Podolski.

© rtr

Ärger beim 1. FC Köln: Lukas Podolski – eine halbe Abschiedserklärung?

Wieder Aufregung um Lukas Podolski beim 1.FC Köln. Der Stürmer kritisiert die Klubführung in einem unauthorisierten Interview und zieht damit Ärger auf sich. Bereitet der Nationalspieler bereits seinen Abschied vor?

Lukas Podolski saß auf der Tribüne und machte gute Miene zum bösen Spiel. Seiner prächtigen Laune tat die Trauervorstellung des 1. FC Köln gegen den Hamburger SV lange keinen Abbruch. Erst als der HSV durch ein listiges Tor von Paolo Guerrero zwei Minuten vor Schluss die 0:1 (0:0)-Niederlage besiegelte, war auch der 26-Jährige komplett bedient. Nach der entscheidenden Fehlleistung bei einem furchtbaren Auftritt, der ihn in der Einschätzung bestätigte, im Verein ginge nichts voran, sprang Podolski auf und machte einen wütende Geste in Richtung des Spielfelds. Der 1. FC Köln war in den Abstiegskampf zurückgekehrt.

Doch noch aufgeregter reagierten die Kölner auf die vorangegangene Provokation, mit der Podolski für tiefe Verärgerung gesorgt hatte. Die Stimmung hatte vor der Karnevalssitzung an diesem Montag, die eigentlich ein Höhepunkt im Vereinsleben darstellt, eine volle Breitseite erhalten. Podolskis inhaltlich nicht neue, aber im Ton sehr harte Kritik an der Entwicklung des „Geißbock“-Klubs, der seine Versprechungen ihm gegenüber in Bezug auf den Aufbau eines Spitzenteams nicht eingehalten habe, rief eine ebenso harte Reaktion der Verantwortlichen hervor. „Schluss mit lustig“ hieß die Botschaft von Geschäftsführer Claus Horstmann vor dem Start des Karnevals.

Die Wortwahl von Horstmann ließ an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. Dass ein Spieler, der wegen einer Verletzung nicht einmal dem Kader angehöre, mit einem am Spieltag veröffentlichten Interview mit „Massivität“ den Verein angreife und „sich bewusst arbeitsrechtlichen Regelungen widersetzt“, sei „ein Affront“.  Horstmann, seit dem Rücktritt von Präsident Wolfgang Overath der starke Mann im Verein, kündigte Sanktionen an. Publikumsliebling Podolski wird zur Kasse gebeten. Die Geldstrafe dürfte happig ausfallen. Es geht auch um ein Zeichen an die Mannschaft, dass sich selbst ein Star nicht alles leisten darf. Horstmann hatte selbst in der vorigen Woche die früheren Versäumnisse und Fehler angeprangert, doch ein Spieler hat eben den Mund zu halten.

Podolski spürte offenbar, dass er sehr weit gegangen war. Als er sich im Januar bei einem Freizeitunfall beim Hallenkick mit Freunden verletzte, wegen dessen Folgen er noch immer ausfällt, hielt der Verein still. Er aber attackierte ungeachtet der anstehenden Vertragsverhandlungen die Verantwortlichen, indem er alte Vorwürfe zusammenfassend neu auflegte. Und er war nur um eine kleine Entschuldigung bemüht, als die Aufregung am Sonntag schon groß war. „Von den aktuell handelnden Personen habe ich keinen angegriffen.

Wenn der Verein es kritisch sieht, dass ich das Interview nicht habe autorisieren lassen, kann ich das nachvollziehen“, erklärte der Nationalspieler. Wobei sein Interview mit der „Bild am Sonntag“ durchaus zunächst durch die Kontrolle des Vereins gelaufen war, der eine entscheidende Kritik strich. Doch in der Zeitung erschien schließlich doch die scharfe Version.

Was dort stand, las sich wie eine halbe Abschiedserklärung von „Prinz Poldi“ aus Köln. Podolski hat, wie er es ausdrücken könnte, die Schnauze einfach voll. Sein vorzeitiger Abgang im Sommer, wenn der Verein ein Jahr vor dem Auslaufen des Vertrages noch eine hohe Ablösesumme kassieren kann, dürfte näher gerückt sein. Auch Sportdirektor Volker Finke, der die Verhandlungen führen muss, fühlte sich angegriffen, weil Podolski behauptet hatte, Gladbach und Hannover wären qualitativ nicht besser besetzt, holten aber bessere Resultate. Im Klub wird vermutet, dass Podolski nur noch eine Marionette seines Beraters Kon Schramm ist.

Trainer Stale Solbakken reagierte zuerst mit Verständnis für Podolski. Er habe Recht, sagte der Norweger, wenn man die vergangenen Jahre betrachte. Aber es könne durchaus sein, „dass Lukas hier noch eine große Zukunft erleben kann“, sagte der Norweger. Dann bemerkte Solbakken wohl, dass die Einschätzung nicht zur Vereinspolitik passt. Danach sagte er, er habe vom Interview nur gehört, es aber nicht gelesen.

Der Trainer hat derweil genug sportliche Sorgen. Nächstes Wochenende, wenn in Köln der Karneval seinen Höhepunkt erlebt, muss seine Mannschaft nach Nürnberg zu einem „Abstiegsduell“, danach kommt Leverkusen zum Derby in die Domstadt. Dann will auch Streitfigur Podolski zurückkommen. (dapd)

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