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Gefeilte Aufmerksamkeit. Joachim Löw reagiert auf einen eingerissenen Nagel.

© RTL

Affäre Nagelfeile: Joachim Löw glättet ein Klischee

Wozu die Aufregung um die Nagelpflege von Joachim Löw auf der Trainerbank? Unser Kommentator findet: Der Bundestrainer zeigt Fingerspitzengefühl.

Fußball hat auch etwas mit Fingerspitzengefühl zu tun, und deshalb hat Joachim Löw gerade alles richtig gemacht. Er war spitzfindig genug, um während des laufenden Spiels gegen Gibraltar festzustellen, dass ihm ein Fingernagel eingerissen war. Und um die Saison vollständig abzurunden, griff er beim Stand von 4:0 zur Nagelfeile.

Da zeigte Löw Händchen und alles Gelästere, er hätte doch wenigstens bis nach dem Schlusspfiff warten können, wirkt ein bisschen stumpf. In einer internationalen Begegnung kommt es eben umso mehr auf Stil an. Abfälliges Gelächter über den Gegner wäre ein berechtigter Grund zur Aufregung gewesen. Mit gepflegten Fingernägeln fällt der Handschlag mit dem gegnerischen Trainer nach dem Spiel einfach geschmeidiger aus. Der darf nicht kratzen.

Vor einigen Jahren, bei der EM in der Schweiz und in Österreich, gab es noch Empörung darüber, dass Löw nach seiner Verbannung von der Seitenlinie auf die Tribüne rauchte. Jetzt feilt er an seinem Auftritt und es ist auch nicht recht.

Was in diesem Spiel gegen Gibraltar wirklich arrogant war, darauf hat Löw selbst hinterher hingewiesen: die Chancenauswertung der deutschen Spieler. Das Beste aber an Löws Nagelpflege ist etwas anderes: Parallel zur EM-Qualifikation spielen die Frauen ihre Weltmeisterschaft Kanada, und wenn man vorher eine Umfrage gemacht hätte, wo denn wohl eine Nagelfeile zum Einsatz kommen würde, wäre die Antwort sicher eindeutig ausgefallen.

Joachim Löw hat also nebenbei auch noch ein Klischee geglättet.

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