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Sport: Affenlaute und Hitlergrüße

Rassismus-Opfer Ogungbure verhöhnt

Berlin - Sechs Monate, nachdem der nigerianische Oberliga-Fußballer Adebowale Ogungbure beim Auswärtsspiel seines Teams Sachsen Leipzig gegen den Halleschen FC aus rassistischen Motiven körperlich angegriffen worden war, gab es wieder rassistisch motivierte Ausfälle gegen ihn – wieder beim Spiel seines Teams gegen Halle. Am 1. Oktober wurde Ogungbure im Leipziger Zentralstadion mit Affenlauten verhöhnt. „Die Rufe kamen aus Halles Fanblock“, sagte Uwe Walter, der Sicherheitsbeauftragte von Sachsen Leipzig. Der Schiedsrichter habe aber nicht reagiert. Dafür aber reagierten Leipziger Fans. „Viele riefen ,Nazis raus’“, sagte der Leipziger Christoph Zenker. Er initiierte nach den Vorfällen vom März die Solidaritätsaktion „Wir sind Ade“.

Der Vorfall sensibilisierte offenbar höchste Kreise des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Jedenfalls erklärt Zenker, dass ihn am Montagnachmittag DFB-Präsident Theo Zwanziger angerufen habe. Zwanziger sei nach Angaben Zenkers von DFB-Pressesprecher Harald Stenger über die Vorfälle informiert worden. Stenger bestätigte dem Tagesspiegel, dass er Zwanziger informiert habe. Der DFB-Präsident war nicht zu erreichen. Zenker sagte, Zwanziger habe erklärt, er nehme die Vorfälle sehr ernst.

Kurz vor dem Spiel beobachtete die Polizei zudem zwei Fans, die auf dem Stadiongelände den Hitlergruß zeigten. Sachsens Sicherheitsbeauftragter Uwe Walter sagt, er sei zufällig in der Polizeileitstelle gewesen, als dort die Meldung über den Hitlergruß eingegangen sei. Die beiden Fans seien in den Fanblock von Halle gegangen, dort habe sie die Polizei herausgeholt. Walter erteilte den beiden umgehend Stadionverbot. Auch Wolfgang Nitschke, Mitglied des Sicherheitsausschusses des NOFV, sagte Walter, habe in der Polizeileitstelle den Vorfall beobachtet. Nitschke war offizieller Spielbeobachter der Partie, die mit einem 1:0-Sieg für Halle endete.

Seit 1. April gibt es auch für niederklassige Vereine drastische Strafen für rassistische Angriffe. Solche Aktionen können mit Punktabzug bis hin zu Zwangsabstieg bestraft werden. Im Fall Ogungbure von März allerdings blieben die Attacken auf den Nigerianer bislang ungesühnt. Die Vereine Leipzig und Halle wurden zwar jeweils mit 300 beziehungsweise 600 Euro Geldstrafe belegt, doch nur, weil Leuchtraketen auf den Platz geflogen waren. Die Attacken nach Spielschluss auf Ogungbure wurden damals nicht verhandelt, weil der Schiedsrichter sie nicht notiert hatte. „Wir können nachträglich ein Verfahren im Fall Ogungbure einleiten“, sagte gestern Dieter Rieck, der Vorsitzende des NOFV-Sicherheitsausschusses. Allerdings müsste der Ausschuss die Namen der Angreifer haben. Die werden von der Polizei in Halle ermittelt. „Aber noch“, sagte Rieck, „haben wir kein Ergebnis erhalten.“

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