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Sport: Akademisch gegen Alba

Johannes Herber glänzt in Tübingen und an der Uni

Berlin - Es gibt Dinge, die sind anstrengender als ein Spiel gegen Alba. Mental auf jeden Fall. Eine Master-Arbeit zum Beispiel. Johannes Herber empfängt mit den Tigers Tübingen zwar heute (17 Uhr) seine früheren Basketball-Kollegen aus Berlin – aber seine Gedanken kreisen weniger um alte Freundschaften, sondern eher um internationale Beziehungen, sein Studiengebiet. „Der Großteil ist geschrieben, es fehlen nur noch ein paar Seiten“, sagt Herber über seine Abschlussarbeit. Damit wären zweieinhalb Jahre Fernstudium an einer Uni in England endlich beendet.

Auch sportlich macht Herber Fortschritte. Bei Alba hatte er nach einer vielversprechenden Debütsaison 2006/07 in den folgenden drei Jahren gerade einmal 137 Minuten gespielt. Verletzungen stoppten ihn, zweimal riss sein Kreuzband. Im Februar 2010 ging er nach Tübingen, doch fit ist er erst seit dieser Saison. Für den Tabellen-14. steht er im Schnitt 23 Minuten auf dem Feld und erzielt dabei sechs Punkte. „Ich bekomme Spielzeit und bin zufrieden, aber ich muss wie das Team stabiler werden.“ Von 0 bis 18 Punkten war bei dem 27-Jährigen in dieser Saison alles dabei. Wenigstens das Knie ist mittlerweile stabil.

Doch bei Herber sind es nicht nur die Leistungen auf dem Platz, die hängen bleiben . Schon zu seiner Zeit an der West Virginia University wurde er für seine akademischen Leistungen geehrt und schloss seinen Bachelor in Politik mit „sehr gut“ ab. „Ich wollte testen, was ich neben Basketball kann“, sagt Herber. „Im Sport ist es einfach, in einen eintönigen Rhythmus zu verfallen, da muss man sich anspornen, Augen und Ohren offen zu halten.“ Außerdem schreibt der „Joe“ genannte Guard monatlich Kolumnen für die Zeitschrift „Five“, in die er schon mal mit Zitaten des Schriftstellers Gustave Flaubert einsteigt. Gegen- und Mitspieler sprechen ihn öfter darauf an. „Es macht Spaß und ist eine gute Ablenkung, auf etwas andere Art über den Sport zu reflektieren.“

Als jemand, der sich viele Gedanken macht, hat er auch eine Meinung dazu, warum viele deutsche Talente wie er oder Philip Zwiener erst aufblühen, wenn sie Berlin verlassen. „,Die wenige Einsatzzeit kann man nicht den Trainern in die Schuhe schieben, die haben Erfolgsdruck“, sagt der 56-malige Nationalspieler. Zudem stelle Luka Pavicevic nur nach Leistung auf. Nein, vom Management müsse auch mal Druck aufgebaut werden, deutschen Talenten eine Chance zu geben.

Was Tübingens Chancen gegen Alba angeht, ist er eher skeptisch. „Wir spielen derzeit keinen guten Basketball“, sagt er. Die Tigers haben die vergangen drei Ligaspiele verloren. Dennoch bleibt es „etwas Besonderes, zum ersten Mal gegen Alba zu spielen“. Dafür muss dann auch die Abschlussarbeit einen Abend ruhen.

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