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Sport: Akrobatisch und schön

Nur noch ein Sieg fehlt Lemgo zu einer perfekten Hinrunde

Köln. Am liebsten würde Fynn Holpert in diesen glorreichen Wochen die Zeit anhalten. „Das ist schön jetzt“, sagt der Manager des TBV Lemgo, „wir genießen wirklich diesen Augenblick“. Und wer aus dem Ostwestfälischen wollte die aktuelle Tabelle nicht einfrieren nach dem 35:31-Sieg am Mittwoch gegen den ärgsten Rivalen SG Flensburg, der eigentlich viel höher hätte ausfallen müssen. Auf beachtliche 16 Siege in Folge hat der Spitzenreiter seinen Startrekord nun ausgebaut, zur perfekten Serie in der Hinrunde fehlt nur noch ein Auswärtssieg beim Tabellenzehnten in Wetzlar.

Als Handball-Demonstration war dieser Erfolg auch deswegen zu werten, weil die Flensburger, wie Holpert hinterher anerkennend einräumte, „bei uns sehr selbstbewusst aufgetreten sind“. Nach ausgeglichenen ersten 30 Minuten indes, fand Bundestrainer Heiner Brand, der als Co-Kommentator fungierte, „fehlte Flensburg die Struktur im Spiel“. Will heißen: Dem Angriff fiel außer Tempogegenstößen nicht mehr viel ein gegen die starke Abwehrformation aus Lemgo. „Wir waren dann auch die physisch stärkere Mannschaft“, sagte Holpert.

Mehr noch, der Meisterschaftsaspirant aus dem Norden musste sich auch der spielerischen Klasse der beiden Schlüsselspieler Lemgos beugen. Auf der einen Seite brach der wiedergenesene Rückraumspieler Daniel Stephan immer wieder durch und kam auf insgesamt zehn Tore, auf der anderen holte sich der ebenfalls wieder einsatzbereite Kreisläufer Christian Schwarzer ein Sonderlob ab von seinem ehemaligen Mitspieler. „Was der macht“, so Holpert, „ist einfach phänomenal, das ist ein Handballakrobat“.

Wichtig war dieser Sieg indes besonders vor dem Hintergrund der 30:32-Heimniederlage vor einer Woche im Pokal gegen den THW Kiel, zumal Kiel den bis dahin ungeschlagenen Gastgeber mit jenem Tempohandball besiegt hatte, der eigentlich für Lemgos Siegesserie stand. Nun aber schon von Meisterschaft zu sprechen, hält Holpert immer noch für verfrüht, auch wenn der zweite Verfolger SC Magdeburg gleichzeitig in Hamburg verlor und der Vorsprung Lemgos daher auf sechs Punkte anwuchs. „Was ist denn, wenn uns nach der WM drei Spieler verletzungsbedingt fehlen?“, sagt Holpert. Seine Frage weist auf die enorme Beanspruchung von Akteuren wie Schwarzer, Stephan, Zerbe, Baur und Kehrmann hin, dem Gerüst der deutschen Nationalmannschaft, die für die Welttitelkämpfe im Januar in Portugal als Favorit gehandelt wird.

Angesichts dieser Unwägbarkeiten ist laut Holpert „nichts entschieden in der Meisterschaft“, im übrigen habe Flensburg auch schon einmal einen Sechs-Punkte-Vorsprung verloren. Außerdem, hat auch der ehemalige Torhüter des TBV erkannt, ist „Sport doch brutal“. Wer weiß das im Moment besser als Lemgos Gegner.

Erik Eggers.

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