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Sport: Aktionäre gehen leer aus

Dennoch setzt das börsennotierte Unternehmen Borussia Dortmund weiter auf Wachstum

Von Richard Leipold

Dortmund. Draußen auf dem Spielfeld tragen Arbeiter den Rasen ab, um frisches Grün zu verlegen. In den offenen Ecken zwischen den Tribünen schreitet der Ausbau des Westfalenstadions voran: noch mehr Plätze, noch mehr Stammtische, noch mehr Geld. Borussia Dortmund baut auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten auf Wachstum.

Oben im dritten Stock der Osttribüne verlesen die Verantwortlichen des kickenden Konzerns die Bilanz der letzten Ernte und kontern die zuletzt getrübten Konjunkturaussichten im Tagesgeschäft in landwirtschaftlichem Jargon. „Das ist das Ende des berühmten Kartoffelackers“, sagt Gerd Niebaum, Geschäftsführer der Borussia Dortmund GmbH KGaA, mit Blick auf den neuen Rasenteppich. Die Aktionäre indes werden wieder leer ausgehen, obwohl die Kapitalgesellschaft im zweiten Jahr nach ihrem Börsengang zum ersten Mal auch außerhalb des Spielfeldes einen Gewinn ausweist. Im Geschäftsjahr 2001/2002 hat der Deutsche Fußballmeister einen Überschuss in Höhe von 755 000 Euro nach Steuern erwirtschaftet. Das erscheint wenig bei einem Ertrag von gut 150 Millionen, aber viel im Vergleich zum Vorjahr, als der Konzern knapp 11 Millionen Euro Verlust machte. „Der Überschuss ist verbesserungsfähig und verbesserungswürdig“, sagt Niebaum. Für die Aktionäre liegt eine Dividende noch in weiter Ferne. Hätte das Unternehmen Teile des Gewinns ausgeschüttet, wären auf jede Aktie sieben Cent entfallen.

Sportliche Ergebnisse wie der Gewinn der Meisterschaft bleiben für die Anleger vorerst von ideellem Wert – auf den ersten Blick. Bei genauerem Hinsehen zeigt sich, dass der sportliche Erfolg die wichtigste Voraussetzung für gesundes Wirtschaften bleibt. Ohne die Stabilität auf dem zuletzt ramponierten Rasen wäre die Borussia in die Verlustzone geraten. Der sportliche Aufschwung versetzte den Klub in die Lage, auf fast allen Feldern des Kerngeschäfts Fußball zu wachsen. Ob Kartenverkauf, Sponsoring, Vermarktung der Fernsehrechte oder Merchandising: Überall steigerte der Verein seine Einnahmen. Solange die Hausse auf dem Spielfeld anhält, sieht Niebaum den Fußball als Markt, der dem gesamtwirtschaftlichen Abwärtstrend trotzen könne, bei anhaltendem Erfolg sogar weiteres Wachstum verspreche.

Der sportliche Erfolg war nicht billig. Im abgelaufenen Spiel- und Geschäftsjahr hat Borussia Dortmund etwa 50 Millionen Euro in die Ablösesummen für die Profis Koller, Amoroso, Ewerthon, Kehl und Madouni investiert. Diese Investitionsoffensive ist offenbar beendet. „Einen vergleichbaren Kraftakt wird es wahrscheinlich nicht mehr geben, das Gerüst für die nächsten drei bis fünf Jahre steht“, sagt Niebaum, der die noch vorhandenen liquiden Mittel mit rund 51 Millionen Euro beziffert. Im aktuellen Geschäftsjahr haben die Dortmunder sich in Nationalspieler Torsten Frings, der 8,5 Millionen Euro kostete, nur einen teuren Zugang geleistet. Auf der anderen Seite ist auf dem Transfermarkt auch nicht mehr so viel Geld zu erlösen wie vorher, zumal für Durchschnittsspieler, die der Markt in den Jahren des Booms deutlich überbewertet hatte. Die Transfererlöse sind das einzige Geschäftsfeld, auf dem die Einnahmen des BVB einem allgemeinen Trend folgend stark rückläufig sind.

Die Kennzahlen des einzigen börsennotierten Bundesligaklubs zeigen die enge Verknüpfung zwischen dem sportlichen Erfolg und der Aussicht auf wirtschaftliche Stabilität, auch wenn der Aktienkurs diesen Zusammenhang derzeit nicht bestätigt. Wer den Geschäftsbericht liest, kann sich vorstellen, wie gravierend sich etwa ein frühes Ausscheiden aus der Champions League für Borussia Dortmund auswirken könnte.

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