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Sport: Aktive Erholung

Nach dem Erfolg von Brügge dürfen die Spieler des VfB Stuttgart erstmals auf Prämien hoffen

Stuttgart. Hoch über der Erde wollte nicht mal einer eine Ansprache halten. Felix Magath blätterte in der Propellermaschine der Cirrus-Air gedankenversunken in einem Taschenbuch, Manager Rolf Rüssmann schlief den Schlaf des Gerechten, und selbst die jungen Spieler im Kader des VfB Stuttgart konnten sich nur zu einem kurzen Kartenspiel aufraffen. Nach dem 2:1-Sieg im Hinspiel der dritten Runde des Uefa-Cups beim FC Brügge bleibt den Schwaben keine Zeit für Jubelfeiern, obwohl vor allem die Spieler und Coach Magath auf dem besten Wege sind, den mit 16,6 Millionen Euro verschuldeten Klub mit ihren Siegen zu retten.

„Dieser internationale Wettbewerb ist für uns so etwas wie ein Rettungsreifen", sagte Rüssmann am Tag danach. Draußen auf dem Trainingsrasen ordnete Magath „aktive Erholung“ an. Muntere Spiele auf vier Eishockeytore. „Die Erfolge haben die Spieler die Anstrengungen vergessen lassen", sagte er. Trotzdem könnte auf dem Weg der Gesundung des Vereins noch einiges schief gehen. Magath, der sich in Stuttgart zum einfühlsamen Wegweiser für die Spieler gewandelt hat, sorgt weiter für gute Stimmung, Spielmacher Krassimir Balakow schlüpft in die Rolle des Freundes für junge Spieler. Nun aber hat selbst Rüssmann erkannt, „dass wir etwas tun müssen. Es sind bestimmte Symptome bei den Spielern erkennbar.“ Die Mannschaft will nicht länger auf längst versprochene Prämien warten und murrt seit Wochen immer lauter. Krassimir Balakow sagte: „Wir haben lange genug gewartet.“

Jetzt will und muss Rüssmann mit einem Erfolgshonorar herausrücken. Erreicht der VfB die vierte Runde im Uefa-Cup, wird es zum ersten Mal nach fast fünf Monaten eine einmalige Prämie geben. Für die sonstigen Erfolge gibt es nichts. Die Stuttgarter stehen vor entscheidenden Wochen. Die vier letzten Spiele vor der Winterpause „haben für uns äußerst große Bedeutung", sagt Rüssmann. Bremen, Bayern München, Brügge und Wolfsburg. Im schlimmsten Fall droht die Rückkehr ins Bundesligamittelfeld und ein Aus im Uefa-Cup. „Wir sind nur zwei Punkte von Platz acht weg", warnt Rüssmann. Dazu laufen neun Verträge aus. Bis Mitte Dezember will er die Probleme regeln. „Wir können nicht bis ins Frühjahr warten, dann ist es zu spät. Wir denken auch an Neuverpflichtungen", sagte Rüssmann.

Krassimir Balakow soll ein weiteres Jahr bleiben. Längst haben die Schwaben erkannt, wie wichtig der 36 Jahre alte Routinier als Führungsspieler für die unerfahrene Mannschaft geworden ist. Sein Verhältnis zu Trainer Magath ist blendend. Balakow erkennt den als Spieler erfolgreichen Magath vorbehaltlos an. Der Bulgare, lange als launige Diva verschrieen, fügt sich nahtlos ein. „Es ist schade, dass ich einen Trainer wie Magath nicht früher getroffen habe", sagte Balakow, der mit seinem ersten Freistoßtor nach über zwei Jahren den Sieg in Belgien einleitete. „Vor allem Magath ist es zu verdanken, dass wir so viel Erfolg haben.“

Vor weiteren Siegen müssen die Stuttgarter ihr Marketingproblem lösen. Die Funktionäre glänzten auf diesem Gebiet nicht gerade. Nach internen Machtkämpfen droht der VfB wieder eine Chance zu verpassen, die Erfolge umzumünzen. Vor der Winterpause soll deshalb laut Rüssmann ein Marketingkonzept erstellt werden. Der Klub verhandelt mit dem Rechtevermarkter „sportfive". Seit Wochen aber kündigt der VfB Veränderungen an. Passiert ist bisher nur etwas auf dem Spielfeld. Manager Rüssmann, dessen Verhältnis zu einigen Sponsoren als angespannt gilt, will „nicht für alles den Kopf hinhalten. Ich bearbeite das Thema Marketing nicht.“ Doch hinter den Kulissen bastelt Rüssmann an seiner Rückkehr ins Marketing.

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