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Halt gesucht. Albas Niels Giffey (rechts) versucht Bambergs Ryan Thompson zu stoppen. Der Berliner erzielte nur vier Punkte und enttäuschte wie seine Mitspieler. Der US-Amerikaner gehörte dagegen mit 14 Zählen zu den besten Spielern der Gastgeber.

© dpa

Alba Berlin: Bamberg beendet Berlins Siegesserie

Nach 14 Siegen ist der Nimbus dahin: Albas Basketballer erleiden bei der 69:98-Demontage in Bamberg die erste Bundesliganiederlage der Saison. Der Verfolger rückt damit an den Tabellenführer heran.

Normalerweise bringen Männer in Rot-Weiß an Weihnachten Erfreuliches und Überraschendes. Die Basketballer von Alba Berlin erhielten am zweiten Feiertag bei den Baskets Bamberg eine Packung, die sie inhaltlich so überraschend wie unerfreulich fanden. Das 69:98 (32:48) inFranken war nach 14 Siegen in Folge die erste Niederlage in dieser Bundesligasaison. Und das gegen einen Titelkonkurrenten. Die Bamberger sind mit 12:3 Siegen wie Bayern München die schärfsten Verfolger des Spitzenreiters.

Alba fehlte zum ersten Mal in dieser Saison die Aggressivität in der Verteidigung gegen die Gastgeber, die bei über 70 Prozent Trefferquote meist freies Geleit zum Korb hatten. Kapitän Alex King sprach bei Sport1 von einer „Blamage“ und einer „Katastrophe in allen Punkten“, man sei immer zu spät beim Gegenspieler gewesen.

Dabei ist Bamberg eigentlich nicht mehr das dominante Team früherer Tage. Nach vier Meisterschaften in Folge provozierte ein titelloser Sommer die Franken zu einem radikalen Umbruch mit je zwölf Ab- und Zugängen. Einen neuen Trainer haben sie mit dem Italiener Andrea Trinchieri gefunden, einen neuen Manager suchen sie noch. Geblieben ist einzig die einschüchternde Atmosphäre in der Bamberger Arena, die wieder mit 6800 Zuschauern ausverkauft war und denen auch die süßliche Weihnachtsmusik, die eingespielt wurde, nichts an Drohkulisse nahm.

Die Gans schien gut geschmeckt zu haben, jedenfalls dem Einsatz in der Defensive nach.In der Abwehrarbeit legten beide Teams anfangs Verdauungspäuschen ein. In der Frühphase wirkte die Partie wie ein NBA-Spiel:wenig Verteidigung, schnelle Angriffe, viele Abschlüsse aus allen Lagen und eine hohe Trefferquote. Die ersten elf Würfe trafen die Bamberger, bevor Daniel Theis mit einem Airball den ersten Fehlwurf fabrizierte. Vor allem den agilen Josh Duncan bekamen die Berliner Verteidiger anfangs nicht in den Griff, der US-Amerikaner erzielte elf seiner 16 Punkte im ersten Viertel. Dann übernahm Bradley Wanamaker, ein Spielmacher mit dem Willen zum Abschluss und Topscorer der Partie mit 21 Punkten.

Die beste Defensive der Liga war unerklärlich passiv

Die Berliner Defensive, eigentlich die beste Abwehr der Liga, zeigte eine in dieser Saison nie gesehen Passivität. Offensiv hielt Alba anfangs mit ebenfalls guten Trefferquoten aus der Nah- und Mitteldistanz Anschluss. Doch die Gäste verzettelten sich zu oft in Einzelaktionen. Sie waren zu ungeduldig, spielten ihre Spielzügen nicht aus, drückten ab, sobald der Weg zum Korb auch nur annähernd frei schien. Und wenn sie passten, leisteten sie sich einige kostspielige Ballverluste, so kurz vor Ende des ersten Viertels, als Elias Harris nach Schnellangriff per Dunking den 34:21-Pausenstand erzielte. Wäre eines der spektakulärsten Anfangsviertel dieser Bundesliga-Saison so weitergegangen, der Endstand hätte 136:84 gelautet.

So ging es nicht weiter, nicht ganz. Den Berlinern gelang es phasenweise, Bamberg in ein etwas langsameres Halbfeldspiel zu zwingen. Doch das ging auch auf Kosten einiger Fouls. Albas Trainer Sasa Obradovic brodelte zunächst ungewohnt ruhig vor sich hin, doch nach einem Schiedsrichterpfiff hopste er wie ein Kung-Fu-Kämpfer aufs Feld und erhielt ein Technisches Foul. Leon Radosevic versenkte seine Zweipunktewürfe sicher und war mit 18 Zählern bester Berliner. Doch er bekam zu wenig Hilfe, nur Marko Banic und Reggie Redding trafen noch zweistellig mit je zehn Punkten. Und nach Berliner Ballverlusten ging es weiter schnell in Richtung des eigenen Korbs, dann schlossen die Bamberger unbedrängt per Dunking ab. Ryan Thompson tat das vor dem Seitenwechsel, beim 48:32, und kurz nach der Pause, beim 61:38. Nach 25 Spielminuten lag Alba konstant mit mehr als 20 Punkten zurück. Erst Mitte des dritten Viertels trafen die Berliner ihren ersten Dreipunktewurf. Zwei Minuten vor dem Ende lag Bamberg gar mit 30 Punkten in Front. Eine Demontage.

Vor vier Jahren hat Alba aber schon mit 51 Punkten 52:103 in Bamberg verloren. Kurz danach musste Trainer Luka Pavicevic gehen. Das hat Obradovic nach der ersten Niederlage kaum zu befürchten. „Wir haben nicht verteidigt“, klagte er, der Kampfgeist habe diesmal gefehlt. Ohne den ist Alba der Konkurrenz noch nicht enteilt. Vor allem Bamberg nicht. (Tsp)

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