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Sport: Alba Berlin: Die Lust auf mehr

Im Hotel Mediterranee herrschte Uneinigkeit. Trainer Emir Mutapcic hatte den Zapfenstreich für die Basketballer von Alba Berlin auf 24 Uhr gelegt, die Mannschaft aber bevorzugte eine spätere Ruhezeit.

Im Hotel Mediterranee herrschte Uneinigkeit. Trainer Emir Mutapcic hatte den Zapfenstreich für die Basketballer von Alba Berlin auf 24 Uhr gelegt, die Mannschaft aber bevorzugte eine spätere Ruhezeit. "Halb eins haben wir noch rausholen können", berichtet Jörg Lütcke, "mehr ging nicht." Sollte der Flügelspieler tatsächlich um diese Uhrzeit ins Bett gegangen sein, so hat er einen Fehler begangen. "Einige Spieler sind nachts noch in der Stadt gesichtet worden", sagt Marco Baldi, "aber das ist auch in Ordnung."

Der Vizepräsident von Alba Berlin kann sich leicht in Nachsicht üben. Sein Klub erlebte in Thessaloniki einen folgenreichen Abend und eine euphorische Nacht. "Der Sieg ist ziemlich weit oben in unserer Vereinsgeschichte angesiedelt", sagte Teoman Öztürk über das 86:75 bei Iraklis Saloniki. Noch nie hatten die Berliner ein europäisches Play-off-Spiel auswärts gewonnen. Bis vorgestern. Der historische Erfolg bescherte Alba den zweiten Einzug in das Viertelfinale der europäischen Klubmeisterschaft. Nun wartet Panathinaikos Athen, der Titelverteidiger und hohe Favorit auf den Suproleague-Titel. "Panathinaikos ist die objektiv bestbesetzte Mannschaft in Europa", sagt Marco Baldi. Am 17. April (20 Uhr) treten die Berliner zunächst in Athen an, am 19. April folgt die zweite Partie in der Max-Schmeling-Halle (20.30 Uhr). Sollte jeder Klub eine Partie gewinnen, gibt es am 26. April in Athen ein Entscheidungsspiel. Damit haben die Berliner seit Donnerstag beste Erfahrung

Der Auftritt in Saloniki macht Alba Mut. "In Griechenland ein Play-off-Spiel zu gewinnen, ist schon eine tolle Leistung", lobte Öztürk. Erst in den letzten beiden Minuten hatte Alba Berlin die unaufhörlich singenden 1500 Iraklis-Fans zur Ruhe gebracht. Zuvor prügelten sich beide Teams intensiv um jeden freien Ball. "Wie beim Wrestling", sagte Dejan Koturovic (18 Punkte), dem das harte Spiel der Griechen nicht behagte. Sein Gegenspieler Lazaros Papadopoulos kam auf 28 Punkte und 21 Rebounds. Das 20-jährige Centertalent, dem NBA-Chancen nachgesagt werden, war der überragende Spieler. Allerdings beschwerte sich Mutapcic: "Ich weiß nicht, wie oft er drei Sekunden in der Zone stand, und die Schiedsrichter haben nicht gepfiffen." Dafür kontrollierte Alba Franko Nakic(9 Punkte) und Nikos Hatzivrettas (16 Punkte) besser. Alba trat geschlossener auf, was sich als das bessere Konzept erwies. Aufbauspieler Derrick Phelps (18 Punkte, 5 Assists) steigerte sich wie das gesamte Team in der zweiten Halbzeit, Teoman Öztürk machte das Viertelfinale mit seinen elf Punkten perfekt.

1997/98 stand Alba Berlin schon einmal in der Runde der letzten acht. Das Team des damaligen Trainers Svetislav Pesic schied durch zwei Niederlagen gegen AEK Athen aus. "Die damalige Mannschaft hatte noch größeres Potenzial", erinnert sich der Vizepräsident Peter Schließer. Nun geht es wieder gegen Athen, Panathinaikos allerdings. In der Gruppenrunde hatte Alba die Griechen um die beiden Stars Dejan Bodiroga und Zeljko Rebraca in der Max-Schmeling-Halle 79:71 geschlagen. "Das war kein unwichtiges Spiel für Panathinaikos, es ging noch um den ersten Platz", erinnert Baldi. "Wichtig wird der unbedingte Wille sein, die Serie zu gewinnen."

Der hauptamtliche Vizepräsident dachte schon in der Wartehalle des Flughafens von Thessaloniki an die nächste Aufgabe. Der Erfolg macht Lust auf mehr. Auf das Final Four zum Beispiel. Vielleicht war deshalb die abendliche Feier der Funktionäre mit Alba-Präsident Dieter Hauert noch etwas verhalten. Baldi sagte: "Es ist noch nichts geschafft."

Immerhin gab er zu, dass die Berliner mit dem Einzug ins Viertelfinale mehr als die Pflicht erreicht haben. Nur die Niederlage im Pokal beim Zweitligisten trübt die Bilanz. In der Bundesliga kann Alba heute gegen Hagen (Max-Schmeling-Halle, 15.30 Uhr) den eigenen Rekord von 24 Spielen ohne Niederlage einstellen. Mutapcic freut sich über den Luxus, seine Mannschaft in Ruhe auf das Duell mit Panathinaikos vorbereiten zu können. "Wir haben keinen Druck in der Bundesliga", sagt der neue Alba-Coach, "jetzt haben wir Zeit zum Krafttraining."

Zählt Alba nun zu den besten acht Klubs Europas? Die Existenz einer zweiten Europaliga lässt diesen Schluss in dieser Saison nicht zu. Dennoch ist der Einzug ins Viertelfinale hoch zu bewerten. Baldi: "Die Suproleague hat in keiner Weise ein niedrigeres Level als die Europaliga der letzten Saison." Sportlich stimme in der Liga alles, nur die Namen der Gegner seien nicht so bekannt wie manche Klubs der Euroleague. "Panathinaikos Athen" hat einen sehr guten Klang. Baldi fordert trotzdem: "Jetzt müssen wir gucken, dass wir die nächste Runde auch schaffen."

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