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Schulterschluss. Wohlfarth-Bottermann (r.) und Hammonds gegen Ulm.

© dpa

Alba Berlin: Körper willig, Geist stark

Alba hat die Sensation gegen San Antonio gut verarbeitet, der Saisonstart ist perfekt gelungen. In der Bundesliga präsentieren sich die Berliner bislang tadellos.

Drei Minuten vor der Schlusssirene dröhnte so etwas wie die Titelmelodie des Abends durch die Arena am Ostbahnhof. Beim Stand von 79:64 gegen Ulm tanzten Alba Berlins Cheerleader über das Parkett, dazu erklang ein fast 20 Jahre alter Song des R’n’B-Sängers Montell Jordan mit dem Titel „This is how we do it“. Die Berliner Basketballer haben in all ihren Auftritten der bisherigen Saison die gleiche Botschaft gesendet: Hier sind wir, so machen wir das, egal was kommt. Albas Team ist der Übergang von der vergangenen Saison in die aktuelle Spielzeit bislang hervorragend gelungen – und dabei keinen Zentimeter von seiner bewährten Linie abgewichen. Der überzeugende 88:68-Sieg gegen Ulm am Sonntagabend war der sechste Erfolg im sechsten Spiel, mit 8:0 Punkten stehen die Berliner an der Tabellenspitze der Bundesliga.

Schon in der vergangenen Saison hatten die Berliner den Eindruck gemacht, dass es kaum etwas gibt, das sie erschüttern kann. Zum Start der neuen Spielzeit hat Alba schon eine äußerst negative Nachricht (den monatelangen Ausfall von Aufbauspieler Jonathan Tabu) und einen großen Glücksmoment (den Sensationssieg gegen NBA-Champion San Antonio) weggesteckt. „Es war wichtig, diese Phase zu überstehen“, sagte Albas Geschäftsführer Marco Baldi. Gerade mental sei es nicht leicht gewesen, nach dem Ausnahmezustand rund um das NBA-Spiel zurück in den Alltag zu finden.

Gegen Ulm saß schließlich nicht wie gegen die Spurs Weltstar Lady Gaga im Publikum, sondern Cindy aus Marzahn, deren Weltruhm sich eher auf den Großraum Berlin beschränkt. Albas Manager berichtete, nach dem Sieg gegen San Antonio habe er bis 6 Uhr morgens Glückwunschnachrichten aus aller Welt bekommen, „bestimmt 100 Stück, aus Thailand, aus Südafrika, von Leuten, mit denen ich sieben oder acht Jahre nichts zu tun hatte“. Seinen Spielern erging es ähnlich. Nach einer so rauschhaften Nacht wäre es eigentlich „ein Klassiker“ gewesen, in der Bundesliga zu verlieren, sagte Baldi, „da musst du schon wieder die Konzentration finden. Die Physis sei dabei das geringere Problem. „Aber hier musst du es finden“, erklärte Albas Manager und tippte sich mit dem Zeigefinger an die Schläfe.

Als Vorbild für die Mannschaft führte Baldi Spielmacher Cliff Hammonds an, der gegen Ulm nicht nur wegen seiner 18 Punkte der beste Mann auf dem Feld war. „Cliff geht jedes Training so an, als wenn es ein Endspiel wäre“, lobte Baldi die professionelle Einstellung des US-Amerikaners. Die rigorose Art von Trainer Sasa Obradovic tat wohl ein Übriges, um die Spieler nicht abheben zu lassen. „Ich hatte ein wenig Angst vor diesem Spiel, besonders was unsere Energie angeht“, sagte Obradovic nach dem Sieg gegen Ulm. „Aber wir haben perfekt reagiert. Unsere Chemie stimmt. Wir spielen sehr guten Basketball.“

Nach vier Spielen in acht Tagen hat die Mannschaft nun ein bisschen Zeit, um Luft zu holen und Körper und Geist zu erfrischen. „Die Frage wird sein, was passiert, wenn Niederlagen kommen“, sagt Baldi. Am kommenden Freitag könnte es bereits so weit sein, dann ist zum Euroleague-Auftakt das europäische Spitzenteam ZSKA Moskau in Berlin zu Gast. Angesichts der beeindruckenden Frühform der Berliner scheint allerdings auch die nächste Überraschung nicht ausgeschlossen.

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