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Foto: p-a/dpa

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Alba Berlin: Luka Pavicevic hat nun Zeit für sich

Albas beurlaubter Coach Pavicevic kämpft immer noch mit seiner Entlassung - und mit der ungewohnten Situation, dass er jetzt viel Zeit für sich selbst hat.

Bevor die Frau das Café am Kurfürstendamm verlässt, will sie noch etwas loswerden. Am Tisch, an dem Luka Pavicevic vor Espresso Macchiato und Apfelstrudel sitzt, bleibt sie stehen, grüßt und sagt ein paar serbische Sätze. Albas ehemaliger Trainer nickt und lächelt, dann geht die Frau. „Sie wollte mir nur sagen, dass sie meine Arbeit verfolgt hat“, erklärt der 42-Jährige. „Und dass sie es schade fand, dass ich entlassen wurde.“ Vier Wochen ist es her, dass Alba den Serben beurlaubt hat. „Es war eine riesige Umstellung“, sagt Pavicevic. „Vorher hatte ich klare Ziele, habe immer mit Höchstgeschwindigkeit das nächste Spiel vorbereitet – jetzt habe ich erst einmal nichts mehr zu tun.“

Unter Pavicevics Nachfolger Muli Katzurin hat Alba fünf Mal in Folge verloren. Wenn es für den Basketball-Bundesligisten heute (20 Uhr, Arena am Ostbahnhof) gegen Bayreuth darum geht, sich endlich Selbstvertrauen zu holen, wird Luka Pavicevic nicht in der Halle sein. Er verfolgt zwar die Resultate seines alten Teams, gerade hat er sich mit Albas Athletiktrainer Mihajlo Svraka getroffen, den er vor dreieinhalb Jahren mit nach Berlin brachte. Zu Albas Negativserie und seiner Entlassung will Pavicevic aber nichts sagen. „Ich will das nicht kommentieren, das ist vorbei. Es ist zu spät, um zu analysieren, was man anders hätte machen müssen“, sagt er. „Es bringt nichts, sich damit zu quälen. Ich möchte positiv bleiben.“ Wie schwer ihm das fällt, merkt man ihm deutlich an.

Pavicevic wohnt mit seiner Familie immer noch im Westen Berlins, sein Vertrag mit Alba, der bis zum Ende der kommenden Saison läuft, ist noch nicht aufgelöst. Nach seiner Beurlaubung ist er erst einmal nach Belgrad gefahren. „Ich war gut essen, habe mir Musicals angeschaut und Freunde besucht, die ich seit vier Jahren nicht gesehen habe“, sagt Pavicevic. „Ich wollte meine Gedanken ordnen und den Kopf frei bekommen. Ich habe das, glaube ich, ganz gut hinbekommen.“

Am Morgen war Pavicevic joggen, die Abende verbringt er meist vor dem Fernseher. „Wenn die Europaliga übertragen wird, schaue ich mir das an. Wenn der Eurocup übertragen wird, schaue ich mir das an“, sagt er. „Ich schaue mir jedes Spiel an, das ich empfangen kann.“ Am Mittwoch waren das die Partien Panathinaikos gegen Vitoria und Valencia gegen Olympiakos, die großen Trainer der jugoslawischen Schule – Obradovic gegen Ivanovic, Pesic gegen Ivkovic. Auf diese Bühne will auch Pavicevic zurück, dafür will er sich jetzt weiterbilden. Er hat die Einladung eines NBA-Spitzenteams, vor Ort die Vorbereitung auf die Play-offs zu verfolgen. Bis dahin versucht er, seine Entzugserscheinungen zu verdrängen. „Es ist eine seltsame Situation für jemanden, der Basketball lebt, ohne Basketball zu sein“, sagt er.

Sein Handy brummt, der aufgekratzte Klingelton aus dem Hause Lady Gaga will nicht recht zu Pavicevics Tonfall passen. „Für andere Menschen ist es vielleicht schön, viel Freizeit zu haben, anstatt mit 200 Prozent zu arbeiten“, sagt Luka Pavicevic. „Ich mag es andersrum lieber.“

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