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Alba Berlin: Schwärmen und warnen

Alba Berlin bejubelt den Eurocup-Sieg gegen Galatasaray und zählt vor dem Rückspiel die Körbe. Denn am Ende könnte in der Gruppe A jeder Punkt über das Weiterkommen entscheiden.

Berlin - 2,4 Sekunden waren noch zu spielen, als Luka Pavicevic eine Auszeit nahm, vor der Ersatzbank in die Hocke ging und begann, energisch auf seine Spieler einzureden. Steffen Hamann und Julius Jenkins standen neben ihm und beugten sich nach vorne, um die Anweisung ihres Trainers besser verstehen zu können. Es wirkte, als stehe das Spiel zwischen Alba Berlin und Galatasaray auf der Kippe oder als brauche Alba noch den einen perfekten Angriff, um mit der Schlusssirene die Verlängerung zu erzwingen. Doch 2,4 Sekunden vor dem Ende des Eurocup-Spiels führten die Berliner längst 87:77, der dritte Sieg im dritten Spiel war den Gastgebern sicher. Pavicevic aber wollte mehr, schließlich könnte am Ende in einem möglichen direkten Vergleich jeder Korb über das Weiterkommen entscheiden. „Wir hätten in den letzten Sekunden eine bessere Möglichkeit zum Punkten schaffen sollen“, sagte er unzufrieden. Julius Jenkins hatte sein Glück aus großer Entfernung versucht, doch Albas elf erfolgreichen Dreipunktewürfen an diesem Abend folgte kein zwölfter mehr.

Während Pavicevic sich sofort nach dem Sieg mit den eigenen Schwächen befasste – etwa dem zwischenzeitlichen Verspielen einer hohen Führung durch eine 4:14-Negativserie –, geriet Alba Berlins Geschäftsführer Marco Baldi ins Schwärmen. „Das war ein tolles Spiel, super Niveau, eine grandiose Atmosphäre. Es war ein richtiger Schlagabtausch, alles war so, wie man es sich vorstellt.“ Die rund zehntausend Alba- und Galatasaray-Fans hatten das ganze Spiel gegeneinander angebrüllt, leidenschaftlich, aber friedlich. „Zuschauermassen und große Teams – dafür spielen wir Basketball“, sagte Julius Jenkins begeistert, der 16 Punkte erzielte, davon vier Dreier, und acht Rebounds holte.

Sein Team steht nach drei von sechs Spielen mit 6:0 Punkten an der Tabellenspitze der Gruppe A. Doch trotz aller Euphorie nach dem überzeugenden Auftritt warnte Baldi davor, sich schon in der nächsten Runde zu wähnen, die die beiden ersten Teams der Vierergruppe erreichen. „3:0-Siege hört sich wahnsinnig gut an“, sagte Albas Geschäftsführer, „aber wir haben jetzt noch zwei Auswärtsspiele.“ Kommenden Dienstag steht das Rückspiel beim Tabellendritten Istanbul an, Anfang Januar reisen die Berliner zum Zweiten Teramo. Da auch der Verlierer einen Punkt erhält, liegen die Teams dicht beisammen: Alba hat sechs Punkte, Teramo nach zwei Siegen fünf, Istanbul nach einem Sieg vier und der sieglose Letzte Mariupol drei Punkte. Deshalb ist Pavicevic erpicht auf jeden einzelnen Korb, egal wie hoch seine Mannschaft schon führt. Zumal es Alba beim Rückspiel schwerer haben wird: Galatasarays neuer Trainer Cem Akdag verkündete am Dienstag die Verpflichtung des türkischen Nationalspielers Fatih Solak.

Doch Alba wird nicht nur mit dem 2,16 Meter langen Center zu kämpfen haben, sondern auch mit Reisestrapazen. Am Sonntagnachmittag spielt der Klub in der Bundesliga in Bremerhaven, rund 48 Stunden später in Istanbul. Zeit zur Regeneration bleibt kaum, „aber daran haben wir uns ja inzwischen gewöhnt“, sagte Julius Jenkins, „es ist eine mentale Frage“. Sechs der vergangenen zehn Alba-Spiele fanden auswärts statt, nun folgen zwei weitere Auftritte in fremden Hallen. „So einen Spielplan habe ich in meiner ganzen Karriere nur selten gesehen“, sagte Pavicevic kopfschüttelnd. Vergangene Woche war es ähnlich: Samstag Quakenbrück, Sonntag Berlin, Montag die lange Reise in die Ukraine. Dort machte sich der Kampf um jeden Korb bezahlt: Alba gewann 74:73.

Helen Ruwald

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