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Albas Logan (r.) im Angriff gegen Ulm.

© Imago

Alba Berlin - Ulm 86:66: Kein Abend zum Zocken

Zum Auftakt der Play-offs überrollen die Berliner Ulm in eigener Halle. Trainer Sasa Obradovic lobte seine Mannschaft - und war auf eine Qualität ganz besonders stolz.

Dass direkt vor ihm ein Schiedsrichter stand, war Reggie Redding egal. Der Frust, die Anspannung, die Freude – alles musste raus. Also brüllte Alba Berlins Flügelspieler drauflos, die Augen und den Mund so weit aufgerissen, dass man sich um seine geistige Gesundheit und die Trommelfelle des Unparteiischen Sorgen machen musste. Redding hatte gerade trotz eines Fouls zum 60:56 getroffen, die Berliner Basketballer hatten ein bis dahin für sie unglückliches und nervenaufreibendes Spiel an sich gerissen. Am Ende der ersten Play-off-Partie der Saison durften Redding und seine Mitspieler erneut jubeln, Alba überrollte Ulm noch mit 86:66 (37:41) und ging in der „Best of five“-Viertelfinalserie mit 1:0 in Führung. „Wir waren am Anfang sehr nervös, haben individuell und als Team viele Fehler gemacht“, sagte Alba-Coach Sasa Obradovic. „Aber wie so oft in dieser Saison haben wir einen Weg gefunden. Und wieder einmal gezeigt, dass wir das Team mit der besten Verteidigung in der Bundesliga sind.“

Radosevic schmerzhaft vermisst

Beide Mannschaften begannen äußerst aggressiv und giftig in der Verteidigung. Unglücklicherweise korrespondierte diese Spielweise nicht mit der Regelauslegung der Schiedsrichter, die immer wieder auf Foul entschieden. So bekamen die 8155 Zuschauer in der gut gefüllten aber nicht ausverkauften Max-Schmeling-Halle zunächst ein immer wieder unterbrochenes Spiel zu sehen, die 14 Freiwürfe beider Mannschaften im ersten Viertel konnten nicht wirklich begeistern.

Nach dem holprigen Rhythmus der ersten zehn Minuten nahm die Partie zunehmend Fahrt auf, was allerdings eher den Ulmern zugute kam. Das Team von Trainer Thorsten Leibenath liebt temporeichen Basketball an der Grenze zur Zockerei, die Berliner ließen sich von der Hektik anstecken. Für Alba war es allerdings definitiv kein Abend zum Zocken, besonders von der Dreipunktelinie trafen Obradovics Spieler lange fast gar nichts. Angesichts der miserablen Quote von außen machte sich das verletzungsbedingte Fehlen von Albas bestem Innenspieler Leon Radosevic doppelt schmerzhaft bemerkbar.

Kurz vor dem Ende der ersten Hälfte lagen die Gastgeber mit sieben Punkten zurück, unter dem Jubel der Fans brachte Kapitän Sven Schultze seine Mannschaft wieder heran. Mit der Halbzeitsirene dominierten aus Sicht der Berliner aber noch einmal Wut und Frust: Die Schiedsrichter entschieden auf ein Foul am stolpernden Ulmer Matt Howard, der beide Freiwürfe verwandelte. Das Unparteiischen-Trio wurde von Pfiffen der Zuschauer sowie bösen Worten und noch böseren Blicken der Alba-Verantwortlichen in die Kabine begleitet.

Jagla: "Haben unsere Chance genutzt"

Für hitzige Atmosphäre war also gesorgt, nur ein vollsttrunkener Mann im Kevin-Großkreutz-Trikot ließ sich nicht anstecken und verschlummerte die Halbzeitpause entspannt auf seinem Platz in der ersten Reihe. Doch selbst der betäubte Dortmunder – immerhin standesgemäß in Alba-Gelb gekleidet – konnte sich der Spannung und der Lautstärke in der Halle in der zweiten Hälfte nicht mehr entziehen. Nach all den Pfiffen und Verwünschungen gab es Ende des dritten Viertels schließlich auch einiges zu bejubeln: Angeführt vom überragenden Jan Jagla (20 Punkte, zwölf Rebounds) und Redding (14 Zähler) beendeten die Berliner den Spielabschnitt mit einer 9:0-Serie und gingen 62:56 in Führung.

Der Zwischenspurt schien die zuvor nervösen Alba-Profis in ihrem Tun und Sein bestätigt zu haben. Ulms zuvor konzentriertes und zielstrebiges Spiel wurde fahrig und unkonkret, unter dem Druck der Berliner häuften sich die Ballverluste der Gäste. Lange vor der Schlusssirene war die Partie entschieden. „Ulm hat drei Viertel sehr gut gespielt, ist dann aber müde geworden“, sagte Jagla. „Wir haben unsere Chance genutzt.“ Die Berliner dürften die Erkenntnis ins zweite Spiel der Serie am Dienstag mit nach Ulm nehmen, dass sie von Leibenaths Team nicht zu schlagen sind, wenn sie so selbstbewusst und entschlossen spielen wie in der Schlussphase am Samstagabend.

Während Alba seinen Heimvortel nutzte, strauchelten zwei andere Favoriten in ihren ersten Play-off-Auftritten: Meister Bamberg verlor in eigener Halle 68:73 gegen Quakenbrück. Der FC Bayern gab sich hingegen keine Blöße und fertigte Ludwigsburg 101:57 ab.

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