zum Hauptinhalt
Tausendsassa. Am Dienstag erzielte Levon Kendall gegen Ulm 23 Punkte.

© picture alliance / dpa

Alba Berlins Levon Kendall: Angehender Alleskönner

Levon Kendall ist ein etwas anderer Basketballprofi: Wenn der Kanadier gerade keine Songs schreibt, glänzt er in den Play-offs. Nun will er Alba Berlin gegen Ulm ins Halbfinale führen.

Als wären zwei Trainingseinheiten am Tag und mehrere Spiele pro Woche nicht genug. Levon Kendall ist ein viel beschäftigter Mann, neben seiner Anstellung als Basketballprofi bei Alba Berlin schreibt der 29-Jährige Songs und Gedichte und betreibt eine wohltätige Stiftung. Sich selbst beschreibt der Kanadier als „angehenden Alleskönner“ – und zuletzt spielte der Power Forward auch so. Bei Albas 90:89-Sieg im zweiten Play-off-Spiel gegen Ulm machte Kendall mit 23 Punkten sein bislang bestes Spiel für die Berliner. Am heutigen Donnerstag (20 Uhr, Arena am Ostbahnhof) können er und seine Mitspieler mit dem dritten Sieg gegen Ulm ins Halbfinale einziehen.

Da es in den anderen drei Viertelfinalserien 1:1 steht, hätte Alba mit einem „Sweep“, also einem glatten 3:0-Erfolg, definitiv mehr Regenerationszeit als die Konkurrenz. „Es wäre sehr gut für uns, wenn wir unsere Körper und Köpfe ein bisschen ausruhen könnten“, sagt Kendall. Um seinen Kopf kümmert er sich auch jetzt schon: Wenn er am Keyboard sitzt und ein Lied schreibt, kann er seine Gedanken ein bisschen ablenken. Seine Liebe zur Musik hat Kendall von seinem Vater geerbt, der mit der Band Doug and the Slugs in Kanada recht erfolgreich war. Im März veröffentlichte auch Levon Kendall ein erstes Kurzalbum mit sieben Songs. „Die Musik ist aber zurzeit nur ein Randthema“, sagt der kanadische Nationalspieler.

Bei Alba macht man sich keine Sorgen darüber, dass Kendalls vielfältige Interessen seine Konzentration auf die wichtigste Saisonphase stören könnten. „Er ist so erfahren, dass man darüber nicht extra mit ihm sprechen muss“, sagt Sportdirektor Mithat Demirel. „Für Levon steht Basketball an erster Stelle.“ Allerdings hat Kendall keine konstante Saison hinter sich, auf starke Spiele folgten immer wieder auch schwache. Bisweilen geht Albas Nummer 14 zu sorglos mit dem Ball um und sucht eine allzu kreative Lösung, wo ein einfacher Pass die bessere Entscheidung wäre. Dafür ist Kendall auch immer wieder für positive Überraschungen gut: hier ein spektakulärer Block, da ein Steal, dort ein intelligenter Pass. Oder ein konzentrierter Auftritt an der Freiwurflinie wie am Dienstagabend in Ulm, als Kendall elf Treffer bei elf Versuchen gelangen.

Im ersten Spiel gegen Ulm hatte Routinier Jan Jagla überragt, im zweiten Spiel war es nun mit Kendall ein zweiter sehr erfahrener Alba-Spieler, der zur richtigen Zeit die richtigen Akzente setzte. „Wir wissen einfach, was zu tun ist“, sagt der 2,09 Meter große Kendall. „Meine Rolle im Team ändert sich immer wieder. Weil Leon Radosevic so lange ausgefallen ist, muss ich im Moment offensiver denken und im Angriff gefährlicher sein.“ Nach Profistationen in Griechenland und Spanien und mehr als 100 Länderspielen verfügt er über die Erfahrung, sein eigenes Spiel auf die Bedürfnisse des Teams abzustimmen.

Bald gibt es noch jemanden, um dessen Bedürfnisse sich Kendall kümmern muss: Am 1. August erwartet seine Frau ihr erstes Kind. „Ich lerne gerade, meine Zeit noch ein bisschen besser zu managen“, sagt Kendall und lacht. Am Sonntag flog seine Frau mit dem Hund der wachsenden Familie zurück nach Kanada, Levon Kendall hat also wieder mehr Zeit für seine Musik. Und für Basketball.

Zur Startseite