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Alba - Bonn 71:73: Nachteil im Energiehaushalt

Die Heimstärke zeichnete Alba Berlin in dieser Bundesligasaison bislang aus. Zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt verlor das Team zum zweiten Mal in eigener Halle: Nach dem 71:73 im ersten Play-off-Halbfinale gegen Bonn steht die Mannschaft unter Druck.

Berlin - Schon vor Spielbeginn lief am Sonntag alles schief bei Alba Berlin. Normalerweise sitzen die meisten Gäste- Fans im Block 214, zwar im Unterrang, aber an der Seite, so dass sie so wenig auffallen wie möglich. Am Sonntag aber machten die Anhänger der Telekom Baskets Bonn sich auf der Haupttribüne breit, brüllten direkt neben Alba Berlins Ehrengästen „Scheiß McElroy“ und sangen „Super Baskets, ole, ole“. Eigentlich sind hier die Vip-Gäste des Halleneigners, der Anschutz Entertainment Group, untergebracht. Doch um den Block kurzfristig zu füllen – Alba war erst am Donnerstag ins Halbfinale eingezogen – ließ Anschutz vor der Halle 150 Freikarten verteilen. Zahlreiche Bonner nahmen das Angebot begeistert an.

Die rund 10 000 Berliner Basketballfans waren zwar in der dramatischen Schlussphase stimmlich überlegen, konnten das 71:73 (28:36) aber nicht verhindern. Am Mittwoch findet Spiel zwei der Best-of-five-Serie in Bonn statt. Dort hat Alba beim 66:80 die höchste Saisonniederlage in der Bundesliga eingesteckt. In der Arena am Ostbahnhof hatte zuvor als einziger Bundesligist Bamberg triumphiert. „Bonn hat uns heute den Heimvorteil geklaut“, sagte Trainer Luka Pavicevic, „jetzt müssen wir einmal in Bonn gewinnen, das wird schwierig.“ Zuletzt gelang Alba dies vor einem Jahr: Mit einem 88:79 nach Verlängerung im vierten Finalspiel sicherte sich Alba erstmals seit 2003 den deutschen Meistertitel.

Berlins Geschäftsführer Marco Baldi saß äußerlich ganz gelassen hinter dem Korb, direkt vor den Dauer-Trommlern im Alba-Fanblock. Doch nach dem Spiel war es mit der Ruhe vorbei. „Wir haben uns zweimal mit Herzblut rangekämpft, aber dann kam ein Pfiff, der uns richtig wehgetan hat“, schimpfte Baldi. 71:68 führte Alba 80 Sekunden vor Schluss, als es Sprungball hätte geben müssen – stattdessen wurde auf Foul gegen Alba entschieden. Bonns Earl Jerrod Rowland verkürzte kurz darauf mit zwei Freiwürfen auf 70:71, im Gegenzug scheiterte Julius Jenkins bei einem Dreierversuch. Stattdessen traf Vincent Yarbrough aus der Distanz zur Bonner Führung. Sekunden vor Schluss versuchte Jenkins, mit 21 Punkten Topscorer, zumindest den Ausgleich zu erzwingen, stolperte aber über den Fuß seines Gegenspielers. Sein Verzweiflungswurf im Fallen blieb erfolglos.

Schon in der Viertelfinalserie gegen die Paderborn Baskets, die Alba erst im fünften Spiel niederrang, hatten die Verantwortlichen auf die Schiedsrichter geschimpft. Anspannung pur bei den Berlinern, denen anzumerken war, dass sie nur zwei Tage Pause gehabt hatten. Bonn dagegen hatte nach der 3:0-Serie gegen Ulm eine Woche regenerieren können, die Unterschiede „im Energiehaushalt“ (Baldi) waren deutlich.

Nach 16:7-Führung mussten die Gastgeber eine 0:10-Serie hinnehmen. Sie trafen im zweiten Viertel (12:25) nur einmal aus dem Feld, ehe sie mit einem 14:0-Lauf den Ausgleich schafften. Auch einen erneuten Neun-Punkte-Rückstand vermochte Alba zu drehen, doch um ein drittes Mal zurückzukommen, fehlten Zeit, Kraft und Glück. Jenkins war zu sehr auf sich alleine gestellt, weder der angeschlagene Immanuel McElroy noch Rashad Wright oder Casey Jacobsen fanden zur Normalform. Die Bonner trafen 50 Prozent ihrer Distanzwürfe und siegten, obwohl ihnen nur neun Freiwürfe zugesprochen wurden, Alba aber 36. Bonns Trainer Michael Koch fand dies durchaus angemessen: „Mein Team sollte aggressiv spielen. Jeder hat fünf Fouls und soll sie nutzen, wenn es sein muss.“ Der Plan ging auf, auch dank Berliner Hilfe: Albas Profis scheiterten elf Mal an der Freiwurflinie.

Helen Ruwald

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