zum Hauptinhalt

Alba - Charleroi 63:74: Keine Lösungen

Alba Berlin verpasst beim belgischen Meister Charleroi erneut die Qualifikation zur Europaliga.

Das Wetter hatte es gut gemeint mit Alba Berlin. Es war mit 26 Grad der heißeste 1.Oktober seit mehr als 70 Jahren in Belgien und viele heimische Basketball-Fans hatten es vorgezogen, ans Meer zu fahren, statt ihr Team Spirou Charleroi wie gewohnt lautstark in der Halle zu unterstützen. Doch auch ein nur halb gefüllter Spiroudome wurde akustisch zum Hexenkessel, in dem Albas Hoffnungen auf die Europaliga ertranken. 63:74 (32:36) verloren die Berliner im Halbfinale gegen den Gastgeber des Qualifikationsturniers und dürfen auch diese Saison nur im international zweitklassigen Eurocup antreten. Es war vor allem die hilflose Art und Weise dieser Niederlage, die Spielern und Verantwortlichen Emotionen zwischen Frustration, Wut und Ratlosigkeit ins Gesicht schrieb. „Ich bin enttäuscht, wie wir gespielt haben“, sagte ein innerlich kochender, einsilbiger Trainer Gordon Herbert nach dem Spiel. „Wir haben nicht mit Charlerois Intensität und Willen mithalten können, wir hatten allein elf Ballverluste in der ersten Hälfte, unsere Verteidigung war nicht gut.“ Derrick Allen wippte geladen von einem Bein aufs andere. „Wir sind nicht so konzentriert aus der Kabine gekommen, wie wir sein sollten, einige Spieler waren bereit, andere nicht“, sagte der Topscorer des Spiels (20 Punkte), einer der wenigen Berliner, der nicht enttäuschte. „Mich frustriert es enorm, das zweite Jahr in Folge gegen ein Team auszuscheiden, das nicht besser ist als wir.“ Allen war schon schon beim Qualifikations-Aus 2010 gegen Charleroi dabei. Er wird nun ebenso wenig seine ersten Europaliga-Minuten erleben wie seine Mitspieler, den erfahrenen Sven Schultze ausgenommen. Wie die Spieler mit dieser Enttäuschung so früh in der Saison umgehen werden, bleibt abzuwarten. „Ich habe im Moment keine Ahnung, wie wir jetzt den Eurocup annehmen können“, sagte Heiko Schaffartzik, „ich wollte schon immer einmal Europaliga spielen, das war die Chance.“ Eine Erklärung für das Verpassen des hochwertigsten Wettbewerbs in Europa fand er nicht: „wir hatten einen holprigen Start, ich versuche es mir mit Nervosität zu erklären“. Nach einer grausamen ersten Viertelstunde lag Alba bereits mit 13 Punkten zurück, vor der Pause brachte ein 9:0-Lauf die Berliner auf vier Punkte heran. Aber dann zog der Belgische Meister wieder davon. Eine Minute vor Schluss kam Alba zwar noch einmal auf sechs Punkte heran, doch dann foulte sich Allen aus dem Spiel und DaShaun Wood wurde zum Buhmann der Zuschauer, als er Charlerois Jiri Welsch übel foulte, das Spiel war verloren. Zuvor hatte Albas neuer Anführer mit zwei Treffern bei zwölf Versuchen und sechs Punkten keineswegs überzeugt. In der Offensive fanden die Berliner kein Durchkommen gegen die robuste bis überharte Verteidigung der Belgier. Dazu leistete man sich viele Ballverluste, 18 insgesamt. „Uns fehlen so früh in der Saison noch die basketballerischen Lösungen, daher haben wir oft den Ball verloren“, erklärte Geschäftsführer Marco Baldi. „Doch dann muss man dies mit anderen Lösungen ausgleichen, mit Härte, so wie es Charleroi vorgemacht hat.“ In der Defensive kamen die Berliner stets einen Schritt zu spät, vor allem Marko Simonovic, der sich immer wieder düpieren ließ, und Kyle Weaver spielten seltsam körperlos. Weaver war schon früh im Spiel gestürzt, seine lädierte Hüfte bereitete ihm zusehends Schwierigkeiten, er lief teils unbeteiligt wie ein Geist über das Spielfeld und ließ sich schließlich auswechseln. „Es war hart, ich habe nie meinen Rhythmus gefunden“, sagte der 25-Jährige mit mehreren Eisbeuteln im Gepäck auf dem Weg zum Bus. „Da muss er sich durchbeißen“, kommentierte Herbert später streng. Ebenso unnachgiebig zeigte sich Herbert mit seinen Centern, die er wenig spielen ließ: Yassin Idbihi, der in nur zehn Spielminuten keinen einzigen Wurf abgab, und Torin Francis, der in zwölf Minuten ernste Zweifel an seiner Eignung aufkommen ließ. „Ich war mit dem defensiven Einsatz von beiden nicht zufrieden“, sagte Herbert. Als die Spieler schließlich Richtung Bus flüchteten, spielte die Hallenregie auch noch „With or without you“ von U2 – die Europaliga findet nun jedenfalls im dritten Jahr in Folge ohne Alba statt.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false