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Sport: Alba: Höhere Aufgaben

Das Alter von Stefano Garris kann man hören. Wenn der Basketballer von Alba Berlin zum Beispiel ausdrücken will, dass Mannschaftskollege Tommy Thorwarth sein Kumpel ist, benutzt er das Vokabular eines Rappers aus der Bronx und sagt: "Er ist mein Homeboy".

Das Alter von Stefano Garris kann man hören. Wenn der Basketballer von Alba Berlin zum Beispiel ausdrücken will, dass Mannschaftskollege Tommy Thorwarth sein Kumpel ist, benutzt er das Vokabular eines Rappers aus der Bronx und sagt: "Er ist mein Homeboy". Wenn Garris erklären will, dass er gerne auf dem Spielfeld an Thorwarts Seite verteidigt, sagt er: "Es macht Spaß, mit ihm gemeinsam die Außen zu töten." Das mag politisch nicht ganz korrekt ausgedrückt sein, aber so redet eben einer, der gerade mal 22 Jahre jung ist.

Der Rapper und sein Homeboy verhalfen am Donnerstagabend Alba Berlin zur 2:0-Führung in der Finalserie um die Deutsche Basketball-Meisterschaft. "Riesenrespekt und Hut ab", sagte Mannschaftskapitän Henrik Rödl nach dem 78:58-Erfolg bei den Telekom Baskets Bonn, "die beiden waren da, als wir sie gebraucht haben." Den Berlinern fehlt nur noch ein Erfolg heute in der Max-Schmeling-Halle (14.45 Uhr, live im DSF und Inforadio), um zum fünften Mal in Serie den Meistertitel zu holen.

Für Garris haben sich die elf Punkte und sieben Rebounds richtig gelohnt. Bundestrainer Henrik Dettmann hatte die freche Vorstellung des Youngsters gesehen und befand: "Er hat eine Chance in der Nationalmannschaft verdient." Bislang spielte Garris nur für die A2-Nationalmannschaft. Weil Marko Pesic wegen einer Rückenwirbelblockade in Berlin geblieben war, hatte Trainer Emir Mutapcic den jungen Flügelspieler sogar in die erste Fünf beordert.

Als sich Jörg Lütcke am Fuß verletzte, musste auch Tommy Thorwarth in der zweiten Halbzeit in die Bresche springen. Der gebürtige Potsdamer spielte 19 Minuten, kam auf fünf Punkte und zwei Ballgewinne, doch sein wichtigster Leistungsnachweis findet sich in einer anderen Rubrik. In der Statistik des Bonner Spielmachers Mark Miller nämlich, der gegen den unerbittlichen Berliner Verteidiger lediglich auf sechs Punkte kam. Der US-Amerikaner traf außerdem nur 15 Prozent seiner Würfe.

"Die beiden sind die Zukunft von Alba", lobte Mutapcic. Der Coach hatte Garris und Thorwarth bereits beim Zweitligisten Lichterfelde trainiert, nun sorgte die TuSLi-Connection für den zweiten Finalsieg. "Alba ist auf allen Positionen doppelt besetzt", erklärte Dettmann die erneute Überlegenheit der Berliner. Das erste Spiel hatte Alba mit 36 Punkten Vorsprung gewonnen. Diesmal ließ Albas intensive Verteidigung im zweiten Viertel nur noch elf Punkte der Bonner zu. Die enttäuschenden Gastgeber trafen insgesamt nur 34 Prozent ihrer Würfe und holten 19 Rebounds weniger als Alba. "Wir müssen in unserer Offensive etwas ändern, wenn wir am Samstag eine Chance haben wollen", sagte Sinisa Kelecevic, der mit 18 Punkten bester Bonner war.

Feiern jedoch wollte noch kein Berliner. "Es ist noch nichts passiert", sagte Rödl. Der Mannschaftskapitän erinnerte an das erste Finalduell 1997, als es ebenfalls 2:0 für Alba stand und Bonn mit einem Sieg in der Max-Schmeling-Halle die Meisterschaftsfeier verdarb. "Damals hingen die Luftballons schon unter der Hallendecke", sagt Rödl, "das passiert uns diesmal nicht."

Ein wenig Skepsis ist trotz der überzeugenden Siege angebraucht, da sich die Verletzungssorgen der Berliner noch erhöhten. Neben Marko Pesic ist heute auch der Einsatz des fußverletzten Jörg Lütcke fraglich. Centerspieler Dejan Koturovic wird von Magen- und Darmproblemen geplagt, was ihn allerdings nicht daran hinderte, im zweiten Spiel 20 Punkte zu machen. Damit war der Jugoslawe Topscorer der Partie.

Fast 1500 Bonner Fans machen sich heute in einem Sonderzug auf den Weg nach Berlin. Um 0:52 Uhr fährt der Zug nach Berlin-Lichtenberg in Bonn los, nach dem Spiel geht es um 22 Uhr sofort wieder zurück. Eine beschwerliche Reise, zumal es danach aussieht, dass die Fans lediglich Albas fünften Meistertitel erleben werden. Aber vielleicht besitzen sie ja den gleichen rheinischen Humor wie der Bonner Hallensprecher Frank Piontek. Kaum hatte die Schlusssirene die zweite derbe Niederlage der Bonner besiegelt, sagte der Mann am Mikrophon: "Optimisten würden jetzt sagen, es läuft alles nach Plan."

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