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Müde nach Malaga. Mit viel Sorge tritt Trainer Obradovic heute in Spanien an.

© AFP

Alba in der Euroleague gegen Malaga: Sprints vorm Schreibtisch

Nach einem Traumstart haben die Basketballer von Bundesligist Alba Berlin nun drei Spiele in Serie verloren und plagen sich mit vielen Problemen. Heute Abend treten sie in der Euroleague bei CB Malaga an.

Sasa Obradovic ist umgezogen. Der Coach von Alba Berlin hat in der Trainingshalle einen Schreibtisch neben das Spielfeld gestellt, daran sitzt er vor einem Laptop. Es sieht aus, als habe der Serbe sein Büro direkt an die Seitenlinie verlegt. Die Botschaft scheint zu lauten: Ich bin ganz nah dran an der Mannschaft.

Besonders jetzt, wo seine Basketballer drei Spiele in Folge verloren haben. Ein harter Bruch nach dem starken Saisonbeginn. Da hatte Alba noch dreimal in Folge begeisternd gewonnen und davor im Test gegen die Dallas Mavericks überzeugt, wurde von allen Seiten gefeiert. Aber nun „sind wir am Boden angekommen“, sagt Obradovic. Vor allem die Art und Weise der Niederlagen wurmt den Coach. „Wir haben die Spiele kontrolliert und sind dann auseinandergefallen“, klagt er. Das Team habe nicht mehr reagiert. Nicht ruhig genug und Spielzüge nicht zu Ende gespielt. Vorne wie hinten taktische Fehler gemacht. „Das sind Konzentrationsmängel.“

Gegen solche Schwächen hat Obradovic wirksame Mittel. Etwa, was die Rebounds angeht. In der Kategorie war Alba zuletzt zweimal unterlegen. Wenn ein Spieler bei Obradovic im Training einen Abpraller, den er fangen müsste, nicht bekommt, muss er sprinten, zweimal die Halle entlang. Das helfe, aufmerksamer zu sein, sagt der strenge Coach. „Ich sehe die Situation nicht schwarz, wir müssen einfach weiter arbeiten wie bisher.“ Also viel sprinten.

Dabei war Albas Problem zuletzt auch die Müdigkeit. Zweimal spielte man zuletzt innerhalb von 48 Stunden. Dasselbe Schicksal erwartet die Berliner erneut: Am heutigen Donnerstag treten sie in der Euroleague bei CB Malaga (20.45 Uhr) an, dem „Gruppenfavoriten“, wie Obradovic sagt. Von Spanien aus fliegt das Team über Luxemburg nach Trier, wo am Samstag ein Bundesligaspiel ansteht. „Wir haben das härteste Programm“, stöhnt Obradovic, „ich weiß nicht, warum die Liga so grausam zu uns ist.“ Naja, bald wird Alba wieder öfter sonntags antreten dürfen.

Doch wirkt das Team erschöpft, nicht nur körperlich. Zuletzt „waren wir mental müde“, sagt Kapitän Sven Schultze. Die hohe Intensität, mit der Alba anfangs die Spiele gewann, lässt sich in Doppelbelastung offenbar (noch) nicht durchhalten. Auch wenn Obradovic stets betont, dass die Bundesliga Vorrang vor Auftritten in Europa habe. Wenn in Kopf und Beinen die Kräfte nachlassen, offenbart sich, dass die Mannschaft noch nicht eingespielt ist. Was auch normal ist zu Saisonbeginn. Daher solle man „nicht den Teufel an die Wand malen, wie in den letzten zwei Jahren“, sagt Schultze. Da war es ähnlich: Alba hatte in der Saison und in einzelnen Spiele lange gute Phasen, um dann plötzlich und unerklärlich einzubrechen. Obwohl viele Spieler kamen und gingen, „schleppen wir die letzten zwei Jahre noch mit uns herum“, gibt Schultze zu.

An Obradovic liegt es nun, die Spieler von dem Ballast zu befreien. Dabei wirkt er selbst beschwert. Neben dem Spielplan schlagen ihm Personalprobleme aufs Gemüt. Center Yassin Idbihi plagt sich mit einer schmerzhaften Prellung am Knie, trainierte zuletzt kaum mit und „ist nur bei 50 Prozent“, wie Obradovic sagt. Bei Neuzugang Brian Randle schmerzt eine entzündete Sehne unter dem Fuß. „Seine Aggressivität würde uns gut tun“, sagt Obradovic. Der US-Amerikaner hat Anfang Oktober einen Vertrag über zwei Monate unterschrieben, konnte aber in gerade mal zwei Spielen kaum für eine Weiterverpflichtung werben. Der Power Forward und Idbihi reisen mit nach Spanien, Obradovic ist optimistisch, dass sie spielen. „In Moment helfen uns auch Spieler, die nicht bei hundert Prozent sind.“ Denn sein Kader ist klein. „Wir haben keine Euroleague-Rotation wie Malaga, zwei Ausfälle können wir nicht verkraften.“ Alba hat seinen Kader mit Jugendspielern aufgefüllt, denen der Coach noch nicht so recht vertraut.

Dennoch will er nun „eine Reaktion sehen, vor allem bei den Rebounds“. Sonst wird gesprintet und Obradovic schaut vom Schreibtisch zu.

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