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Sasa Obradovic

© dpa

Alba in Kragujevac: Sasa Obradovic: Familienduell in Serbien

In Serbien ist er ein Held. Im Sommer sollte er Basketball-Nationaltrainer werden, doch er lehnte ab. Nun kehrt Trainer Sasa Obradovic im Eurocup mit Alba Berlin in seine Heimat zurück.

Ausgerechnet in dem Augenblick, in dem Trainer Sasa Obradovic von der schwächer werdenden Physis seines Teams sprach, flog die Tür der Trainingshalle von Alba Berlin in der Schützenstraße auf und krachte mit einem lauten Rumms gegen die Wand. Mannschaftskapitän Sven Schultze fühlte sich daraufhin bemüßigt, seinen Teamkollegen Jan Jagla zu ermahnen. „Easy, Jan“, sagte er. Etwas überschüssige Energie scheint bei Alba Berlin trotz zehn Spielen mit zehn Siegen innerhalb eines Monats doch noch vorhanden zu sein.

Trainer Sasa Obradovic dürfte das gefallen, kehrt er doch mit Alba Berlin am Mittwoch (20 Uhr) zu einem Prestigeduell in sein Heimatland Serbien zurück. Wenn Alba im Eurocup bei Radnicki Kragujevac antritt, ist das für den Berliner Trainer auch eine Familienzusammenführung. Seine Schwester mit ihren Kindern und seine Mutter machen sich auf den Weg von Belgrad nach Kragujevac. „Wir haben uns seit Sommer nicht mehr gesehen“, sagt der Trainer, „es ist wichtig, die Familie zu sehen, aber natürlich will man sich auch so gut wie möglich präsentieren.“

Die erste Partie in der Zwischenrunde des Eurocups hatten die Berliner gegen Straßburg (72:70) etwas glücklich gewonnen. In Kragujevac, wo auch der ehemalige Alba-Spielmacher Marko Marinovc spielt, sind die Berliner Favorit. „Wir sind das bessere Team“, sagt Sasa Obradovic, „aber Kragujevac spielt unorthodoxen Basketball, sie wechseln die Verteidigung oft, da müssen wir ruhig bleiben und unsere Chancen nutzen.“

Für ihn geht es auch darum, seinen guten Ruf zu untermauern, den er in Serbien genießt. „Ich bin einer der Jungs, die in einer Ära von sieben Jahren im Nationalteam fast alles gewonnen haben“, sagt Sasa Obradovic. Silber bei den Olympischen Spielen 1996, Gold bei der WM 1998 und bei den Europameisterschaften 1995, 1997 und 2001. Nur beim WM-Titel 2002 war Sasa Obradovic nicht mehr mit von der Partie. Miroslav Nikolic, Kragujevacs aktueller Trainer, arbeitete in jener Zeit als Assistenztrainer bei jenem Erfolgsteam, das damals unter dem Namen Jugoslawien firmierte und aus den Republiken Serbien und Montenegro bestand. „Nikolic ist eine große Persönlichkeit, er war der witzigste Typ im Nationalteam“, erinnert sich Sasa Obradovic, „aber ich nehme ihn nicht als Witz.“

Wie hoch auch der Berliner Trainer im serbischen Basketball angesehen ist, zeigt die Tatsache, dass er im Sommer ein Angebot hatte, serbischer Nationaltrainer zu werden. „Je mehr er darüber nachgedacht hat, desto mehr wusste er, dass das nicht geht“, sagte Albas sportlicher Leiter Mithat Demirel. Alba hatte elf neue Spieler verpflichtet, Obradovic musste sich auf die Saisonvorbereitung mit den Berlinern konzentrieren – und lehnte ab. „Aber das Angebot ist eine große Ehre, das macht mich stolz“, sagt der Berliner Trainer.

Nationaltrainer sei allerdings auch eher ein Job für ältere Trainer. „Ich als junger Trainer bevorzuge die tägliche Arbeit in der Halle.“ Es wirkt auch ein bisschen wie eine Kritik an der Wahl des 45 Jahre alten Aleksandar Djordjevic zum neuen serbischen Nationalcoach. „Er war einer der besten Spieler, aber ...“, sagt Sasa Obradovic und lässt das Ende des Satzes offen. Als Trainer hat sein ehemaliger Konkurrent auf der Spielmacherposition der jugoslawischen Nationalmannschaft noch nicht viel erreicht. Im Gegensatz zu Sasa Obradovic, was er nun auch in Kragujevac nachweisen kann.

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