zum Hauptinhalt

Sport: Alba: Verlorene Tugend, verlorenes Spiel

"Wenn wir Entschuldigungen bräuchten", sagte Burkhardt Prigge, "dann hätten wir welche." Der Kotrainer von Alba Berlin wollte aber keine Ausrede gelten lassen für das 73:77 (16:19, 25:13, 10:24, 22:21) bei Croatia Split in der Basketball-SuproLeague.

"Wenn wir Entschuldigungen bräuchten", sagte Burkhardt Prigge, "dann hätten wir welche." Der Kotrainer von Alba Berlin wollte aber keine Ausrede gelten lassen für das 73:77 (16:19, 25:13, 10:24, 22:21) bei Croatia Split in der Basketball-SuproLeague. Nicht die verletzungsbedingten Ausfälle von Jörg Lütcke und Stefano Garris. Auch nicht, dass sich Mannschaftskapitän Henrik Rödl Anfang der zweiten Halbzeit eine Blockade im Wirbelsäulenbereich zuzog, in der Kabine verschwand und nicht mehr zurückkehrte. Nicht einmal, dass Wendell Alexis seiner Mannschaft einen Bärendienst erwies. Kurz vor der Pause, Alba führte mit 41:31, kassierte der US-Amerikaner ein Offensiv-Foul, sein insgesamt drittes. Verärgert warf der Mann, den sie in Berlin den "Iceman" nennen, den Ball gegen eine Spielfeldumrandung. Dafür bekam er ein "Technisches Foul", sein viertes. Mit fünf Fouls scheidet ein Spieler aus. Um dies zu vermeiden, saß Alexis die ersten fünf Minuten der zweiten Halbzeit auf der Bank. Diese Phase wurde zur besten von Croatia Split, das 18:5 Punkte in Serie markierte. Am Ende hatten die Kroaten knapp gewonnen. Und Prigge kommentierte: "So wie das Spiel gelaufen ist, hätten wir gewinnen können. Wir hätten nur besser spielen müssen."

Vor allem an drei Symptomen krankte das Alba-Spiel. Die Berliner trafen schlechter als ihr Gegner. Und sie eroberten von den verworfenen Bällen zu wenige, sei es im Angriff oder in der Verteidigung. Split kam auf 34 Rebounds und weitere 16 Ballgewinne, Alba nur auf 21 beziehungsweise 10. Schmerzlich ist besonders das Missverhältnis bei den Offensiv-Rebounds (10:3). Croatia kam so viel häufiger zu einer zweiten Chance, seinen Angriff erfolgreich abzuschließen. "Unsere Verteidigung ist nicht schlecht, aber sie ist nicht komplett", kritisierte Cheftrainer Emir Mutapcic, "es fehlt die letzte Phase. Die Phase, in der man den Ball gewinnt."

So mangelte es Alba nicht an spielerischer Qualität, sondern am Engagement in gerade diesen Situationen. "Da war Split energischer und aufmerksamer", fand auch Prigge. Und trotzdem kehrte Alba noch einmal ins Spiel zurück. Kurz vor Schluss lag die Mannschaft nur mit 73:75 hinten und war in Ballbesitz. Doch eine Angriffsaktion über Center Dejan Koturovic wurde abgeblockt, der folgende Einwurf von Marko Pesic landete in den schnellen Händen der Kroaten. Die Siegchance der Berliner war dahin.

Damit ist auch der begeisternde SuproLeague-Auftakt mit dem hohen Sieg gegen Lietuvos Rytas Vilnius nur noch eine schöne Erinnerung. Sowohl bei Ülker Istanbul als auch in Split hatte Alba Möglichkeiten, einen der für eine gute Play-off-Position so wichtigen Auswärtserfolge zu landen. Sie wurden leichtfertig vergeben und das gegen Teams, die nicht wie in früheren Jahren vielleicht Panathinaikos Athen oder der FC Barcelona auf Grund ihres spielerischen Potentials wie übermächtige Gegner erschienen. Bei denen hat Alba kurioserweise manchen Überraschungssieg gelandet. Nun scheitert der Deutsche Meister an Teams, die in erster Linie von ihrer Intensität, ihrer Begeisterung und ihrer Schnelligkeit leben. Eigentlich sind das Alba-Tugenden. Daran müssen Trainer und Mannschaft bis zu den nächsten Spielen am Sonnabend in Hamburg und am Mittwoch gegen Maccabi Raanana arbeiten. Zu Unkonzentriertheit oder gar Überheblichkeit besteht wahrlich kein Anlass. Und dafür gibt es auch keine Entschuldigungen.

Dietmar Wenck

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false