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Sport: Alba verpasst das Pokal-Finale

Quakenbrück siegt 76:69 und trifft auf Ludwigsburg

Sekunden vor Schluss nestelte Luka Pavicevic an der Seitenlinie an seiner Armbanduhr herum. Am liebsten hätte er den Minutenzeiger wohl ein kleines Stück zurückgedreht. Dahin, wo seine Mannschaft, die Basketballprofis von Alba Berlin, im letzten Viertel des Pokal-Halbfinales gegen die Artland Dragons Quakenbrück noch 59:54 geführt hatten. Oder zumindest 62:61. Doch der Zeiger blieb, wo er war, und kurz darauf hatte Pavicevics Team in der Hamburger Color-Line- Arena 69:76 (32:39) verloren. Fast fluchtartig verschwanden Trainer und Spieler Richtung Kabine. Das sonst übliche Abklatschen von einigen der mitgereisten 700 Berliner Fans fiel zunächst aus. Erst nach ein paar Minuten des Durchatmens und Fassung Gewinnens suchten die Spieler des Bundesliga-Tabellenführers doch die Nähe der Fans. „Der Gegner war stark und wir haben Fehler gemacht. So ist uns der Sieg entglitten“, sagte Pavicevic.

Heute werden Anhänger und Spieler sich beim Top-Four-Turnier ein weiteres Mal sehen, doch zumindest Marco Baldi graut es vor dem Sonntagvormittag. „Die Enttäuschung ist groß. Und jetzt kommt noch der bitterste Teil: um 11.30 Uhr um die goldene Ananas zu spielen“, klagte der Geschäftsführer von Alba Berlin. „Die ganze Anspannung fällt ab, es ist eine Strafe, noch mal zu spielen. Ich erwarte nix.“ Gegner sind die Eisbären Bremerhaven, die das zweite Halbfinale gegen EnBW Ludwigsburg mit 72:76 (35:44) verloren. Alba muss nun alles auf den ersten Gewinn des deutschen Meistertitels seit 2003 setzen. Das erste Play-off-Viertelfinale findet am 15. Mai in Berlin statt – auch hier ist Bremerhaven der Gegner.

Zwei Berliner Helden aus Albas Hochzeit mit jährlicher Titelgarantie saßen gestern unter den 6139 Fans auf der Tribüne: Der frühere Trainer Svetislav Pesic und Albas einstiger Star Wendell Alexis. Sie erleben mit, wie ihre Nachfolger in der Schlussphase ein Spiel, das sie endlich im Griff zu haben schienen, doch noch gegen den Bundesliga-Zweiten verloren. 2:10 hatten die zunächst zaghaften Berliner zurückgelegen, ehe erst der eingewechselte Aleksandar Nadjfeji (13 Punkte) und später Topscorer Julius Jenkins (21 Punkte) mit drei Dreiern die Berliner wieder ins Spiel brachten. Dass Alba zur Pause dennoch sieben Punkte Rückstand hatte, lag an der schwachen Feldwurfquote von 36 Prozent.

Kapitän Patrick Femerling (13 Punkte), der mit steifem Hals und Tapeverband spielte, brachte sein Team nach der Pause mit acht Punkten in Folge mit 53:48 in Führung. Die zunehmende Verunsicherung der Quakenbrücker wurde besonders deutlich, als Lamont McIntosh nach einem Alleingang den Ball beim Dunkingversuch an den Ring setzte.

Doch die Berliner machten den Gegner mit eigenen Fehlern wieder stark. Ein Fehlpass mit Folgen von Jenkins, vergebene Freiwürfe, zu viele getroffene Freiwürfe des Gegners – das, was Marco Baldi als „Kleinigkeiten“ bezeichnet, summierte sich. In den letzten zwei Minuten des Spiels schied zunächst Dragan Dojcin mit dem fünften Foul aus, dann trat Dijon Thompson unglücklich in Aktion. Erst vergab er beim Stand von 67:69 die Chance zum Ausgleich, dann kassierte er das fünfte Foul, musste vom Feld und Quakenbrück vergrößerte mit den verwandelten Freiwürfen den Vorsprung. „Dann geht der Kopf runter“, erklärte Baldi, „wir waren nicht cool und haben versucht, schnell wieder ranzukommen. Das ging nach hinten los.“ Kapitän Patrick Femerling kündigte an, „dass wir uns jetzt zusammenreißen und uns dann auf Bremerhaven vorbereiten müssen“. Er meinte die Play-off-Spiele, nicht den Auftritt heute um 11.30 Uhr.

Helen Ruwald[Hamburg]

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