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Langfinger. In Spiel zwei der Finalserie war Alba Berlin (hier links Yassin Idbihi mit Derrick Allen) den Bambergern auch bei den Rebounds ebenbürtig. Foto: dpa

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Sport: Alba wacht auf

Berlin kämpft sich zurück und schlägt Bamberg im zweiten Finalspiel 80:71

Berlin - Niemanden im Publikum hielt es noch auf dem Sitz, fast 40 Minuten hatten die Zuschauer in der Arena am Ostbahnhof mitgefiebert, mitgelitten, mitgebrüllt. Jetzt stand die Entscheidung an: Alba Berlin hatte schon aussichtslos zurückgelegen und dann ein wundersames Comeback gestartet, um sich mit den Baskets Bamberg ein packendes Duell zu liefern. Knapp eine Minute vor dem Ende blickte alles gebannt auf das Spielfeld, wo die Berliner den Ball in die Hände von Yassin Idbihi brachten. Der Center drehte sich nach rechts und traf über seinen Gegenspieler hinweg mit der linken Hand zum 76:69 für die Berliner. Das umkämpfte Spiel war zu Albas Gunsten entschieden, Alba gewann 80:71 (41:42) und glich in der „Best of five“-Finalserie um die deutsche Basketball-Meisterschaft zum 1:1 aus. „Unser Aggressivität war super, Bamberg ist müde geworden“, sagte Idbihi, der mit Blick auf das dritte Spiel am Sonnabend hinzufügte: „Bamberg ist immer zu schlagen, auch auswärts.“

Die Bamberger mussten in der Berliner Halle auf Spielmacher John Goldsberry verzichten. Die Knöchelverletzung, die sich der 28-Jährige in den letzten Sekunden des ersten Finalspiels zugezogen hatte, hatte sich doch als schwerer als gedacht herausgestellt. Und nicht als künstlich aufgebauschte Play-off-Psycho-Spielerei, wie Albas Trainer Muli Katzurin vermutet hatte. Den Gästen fehlte also ihr Chefstratege – doch es waren die Berliner, die zunächst völlig kopflos agierten. Schnell lag Alba 0:8 zurück, Katzurin reagierte mit hektischen Ein- und Auswechslungen, die seiner Mannschaft jeden Rest Selbstvertrauen zu rauben schienen. „Das Team war wie in einem Koma – ich musste ja irgendetwas machen“, sagte Katzurin. Aus dem 0:8 wurde ein 2:18, die ersten Punkte aus dem Feld gelangen Alba erst nach knapp sechs Minuten. Kurz darauf schickte Katzurin abermals auf der verzweifelten Suche nach einer einigermaßen wettbewerbsfähigen Formation vier neue Spieler aufs Feld. Beim 14:28-Zwischenstand nach dem ersten Viertel schien die Partie für Alba bereits verloren.

Kurz darauf war der Rückstand wieder auf 16 Punkte angewachsen – doch die Berliner Mannschaft bewies wie schon so oft in dieser Saison, dass sie für jede Art von Überraschung gut ist. Plötzlich verteidigten die Berliner mit deutlich mehr Biss – und trafen. Ein Dunking von Julius Jenkins riss die zuvor schockiert wirkenden Zuschauer von ihren Sitzen. Im nächsten Angriff erkämpfte sich Alba gleich zweimal den Offensivrebound, Heiko Schaffartzik traf per Dreier zum 28:34, wieder wurde es ohrenbetäubend laut in der Arena. Bei Bamberg machte sich jetzt bemerkbar, dass Goldsberrys ordnende Hand fehlte: Alba stürmte innerhalb von fünf Minuten mit einer 14:0-Serie ins Spiel und übernahm nach einem Sprungwurf von Jenkins zum 35:34 sogar die Führung. Beim Halbzeitstand von 42:41 für Bamberg war das Spiel umkämpft, spannend – und wieder völlig offen.

Nach der Pause versuchten die Berliner, die Foulprobleme des Gegners auszunutzen und die mit je drei Fouls belasteten Predrag Suput und Kyle Hynes gezielt zu attackieren. Und es gelang Alba tatsächlich, beiden Bambergern ihr jeweils viertes Foul anzuhängen. Doch auch Albas große Spieler hatten unter den Körben bereits ordentlich hingelangt. So beorderte Katzurin für die letzten Sekunden des dritten Spielabschnitts unter dem Jubel der Zuschauer sogar den lange verletzten Patrick Femerling auf das Feld. Doch auch der Berliner Kapitän konnte nicht verhindern, dass Brian Roberts für Bamberg zum 58:58 vor den letzten zehn Minuten ausglich.

Die Partie wurde nun noch hitziger, nach einem Foulpfiff gegen Sven Schultze flogen Gegenstände aus dem Alba-Fanblock auf das Parkett, der Berliner Geschäftsführer Marco Baldi musste sich zu den Getreuen in Gelb umdrehen, um die Gemüter der Fans gestenreich zu beruhigen. Angetrieben von der finalwürdigen Kulisse der 12 432 Zuschauer setzte sich Alba auf 67:59 ab, ein Dunking von Jenkins ließ die Berliner Fans erneut ausrasten. Bambergs Trainer Chris Fleming reagierte mit einer Zonenverteidigung, sein Team glich abermals aus. Den größeren Willen und die besseren Reserven allerdings hatten an diesem Abend doch die Berliner: Taylor Rochestie traf einen Dreipunktewurf und sicherte sich einen wichtigen Offensivrebound, Albas Topscorer Jenkins (23 Zähler) punktete mit einem gefühlvollen Wurf aus kurzer Distanz. Und schließlich gelang Idbihi der Wurf, der das Spiel außer Reichweite der Gäste brachte. „Oh, wie ist das schön“, sangen die Berliner Fans, während die letzten Sekunden eines denkwürdigen Spiels heruntertickten.

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