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Bryce Taylor ist auf der Höhe.

© dpa

Basketball: Alba und die Kunst des Kampfes

Es war ein intensives, packendes Spiel. Alba Berlin zeigt beim Halbfinalsieg in Frankfurt eine neue Play-off-Härte – und feierbiestert danach.

Den Vorwurf wollten sie nicht auf sich sitzen lassen. Die Berliner Basketballer standen etwas unbeholfen auf dem Parkplatz vor der Frankfurter Ballsporthalle herum, zwei Dutzend der mitgereisten Alba-Fans hatten sie noch einmal lautstark aus dem Bus geholt, um den 81:80 (39:37)-Halbfinalsieg bei den Skyliners zu feiern. „Na, richtige Feierbiester sind sie aber noch nicht“, spöttelte da Konstantin Lwowsky in Anspielung auf Bayern Münchens früheren Fußballtrainer Louis van Gaal, der sich einst als solches bezeichnet hatte. Kaum hatte Albas Assistenztrainer seine Worte gesprochen, da stimmten auch die Fans ein „Wer nicht hüpft, ist kein Berliner“ an. Beide Vorwürfe sollten die Spieler alsbald entkräften. Sie sprangen, was die Sprunggelenke noch hergaben. Tadija Dragicevic ließ sich sogar zu einer Imitation des Spielgeschehens hinreißen, als er Sven Schultze im Sprung umklammerte.

Denn so ausgelassen der erste Halbfinalsieg am Ende doch noch gefeierbiestert wurde, so hart war er auf dem Parkett erkämpft worden. „So wie da geklammert wurde – das war wie Handball“, klagte Geschäftsführer Marco Baldi, der wahlweise auch von einem „Ringkampf“ sprach. Wie auch immer: Die Schiedsrichter ließen auf beiden Seiten viel Körpereinsatz zu, was zu einem intensiven, packenden Spiel mit wenigen Foulunterbrechungen führte. Doch anders als bei früheren Auftritten verlegten sich die Berliner nicht auf vorwurfsvolle Blicke und protestierende Gesten, sondern nahmen den Kampf an. „Das war nicht einfach für die Spieler, denn viele bei uns kommen über die Finesse“, sagte Baldi, doch die Umstellung von Kunst auf Kampf gelang diesmal. „Wenn wir heute gedacht hätten, nur mit Basketball bestehen zu können, dann wäre es schiefgegangen.“

Doch die Berliner scheinen sich rechtzeitig zum Meisterschafts-Finale die nötige Play-off-Härte zugelegt zu haben, mental wie physisch. „An der Einstellung hat es auch schon im Viertelfinale gegen Oldenburg nicht gemangelt“, sagte Baldi. „Aber uns zeichnet eine gewisse spielerische Leichtigkeit aus, die manchmal wie Leichtsinnigkeit aussieht.“

Sinnbildlich für den Mentalitätswandel stand Immanuel McElroy. Auf dessen Leistung angesprochen, antwortete Marco Baldi nur mit einem ungläubigen „Pfft ...“. Hatte der US-Amerikaner nach einer Verletzungspause zu Beginn der Play-offs noch weit unter seinem Niveau gespielt, war er gegen Frankfurt der beste Berliner. Nicht nur offensiv, wo er mit 17 Punkten erstmals seit Monaten wieder Topscorer war, sondern vor allem defensiv. „Mac hat DaShaun Wood heute gut kontrolliert“, sagte Baldi. Und wo der Frankfurter doch einmal entkam, eilten Heiko Schaffartzik und Taylor Rochestie zu Hilfe. Der beste Werfer der Liga kam nur auf elf Punkte aus dem Spiel heraus. Das war vor allem McElroys Verdienst. „Ein physischer Spieler wie Mac lebt natürlich von seiner Fitness“, zog Baldi ein Erklärungsmodell für die Leistungsexplosion zurate, „aber er hat auch offensiv mehr Verantwortung übernommen, weil sein Kumpel Julius heute nicht mitspielen konnte.“ Albas Play-off-Topscorer Jenkins saß mit Rückenproblemen nur auf der Bank. Vermisst wurde er vorerst nicht, „doch wir brauchen ihn noch“, sagte Baldi. Alba hofft, dass er für Spiel zwei am Samstag wieder fit ist.

Nur Muli Katzurin wollte noch nicht in den Jubelreigen mit einsteigen. Als seine Spieler sprangen, stand der 56-Jährige verhalten klatschend daneben. „Wir führen in der Serie 1:0, natürlich sind wir glücklich, aber Samstag ist ein neues Spiel“, gab er zum Abschluss mit auf den Weg. Muli Katzurin ist definitiv noch kein Feierbiest.

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