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Ansprache ohne Wirkung. Gordon Herbert gelang es nicht, seinen Alba-Profis Härte beizubringen.

© picture alliance / dpa

Albas früherer Trainer Herbert: Weihnachten in Uusikaupunki

Ende 2011 war Gordon Herbert als Trainer mit Alba an der Spitze, dann folgten Play-off-Aus und Entlassung. Ein Jahr später blickt der Kanadier auf seine Zeit in Berlin zurück.

Am 23. Dezember 2011 war die Basketball-Welt von Gordon Herbert mehr als in Ordnung. Seine Mannschaft Alba Berlin hatte gerade überdeutlich 89:58 gegen Ulm gewonnen, der neunte Bundesligasieg in Serie ließ die Berliner die Feiertage auf dem ersten Tabellenplatz verbringen, in der Eurocup-Vorrunde hatten sie sich schon zuvor den Gruppensieg gesichert. Zwölf Monate später feiert der 53-Jährige Weihnachten in der westfinnischen Kleinstadt Uusikaupunki, wo seine Frau und seine Söhne wohnen. Zwischen den beiden Festen liegt ein Jahr, in dem Albas Team ins Trudeln geriet, in der ersten Runde der Play-offs am Aufsteiger Würzburg scheiterte und Herbert im Sommer entlassen wurde. Wenn Alba heute um 17 Uhr erneut in Würzburg antritt, wird der Kanadier weit weg sein.

„Die Zeit abseits des Basketballs und des Trainerjobs hat mir sehr gut getan“, sagt Herbert am Telefon. „Ich hatte vorher 15, 16 Jahre ohne Pause gearbeitet.“ Draußen auf den verschneiten Straßen von Uusikaupunki seien es gerade zwar 20 Grad unter Null, er freue sich aber, Zeit mit seinen Kindern zu verbringen. Nach seiner Entlassung hat er versucht abzuschalten – in Berlin, in seiner kanadischen Heimat und seiner zweiten Heimat Finnland. Er hat auch als Privattrainer gearbeitet, aber nur für seine Söhne, die beide hoch veranlagte Basketballer sind. „Die Jungs haben mir viel Energie gegeben“, sagt Herbert.

Im vergangenen Mai, als er mit Alba in den Play-offs scheiterte, wirkte Herbert angeschlagen und bisweilen mit sich selbst beschäftigt. Gegen den aggressiven Spielstil des Außenseiters Würzburg fiel ihm kein Mittel ein, seine Mannschaft ging in vier Spielen unter. „In Berlin hatte ich zum ersten Mal in meiner Karriere ein Team, bei dem ich Probleme hatte, die volle Intensität herauszuholen“, sagt er heute. „Ich habe es nicht geschafft, dass die Spieler kämpfen wie die Tiere.“ Dass manche seiner Profis fast lustlos wirkten und sich von den Würzburgern völlig verunsichern ließen, wurde Herbert angekreidet. „Es wurde gesagt, ich sei nicht hart genug zu den Spielern gewesen“, erinnert er sich. „Aber das ist Bullshit.“

Ein klein wenig Verbitterung schwingt mit, wenn Gordon Herbert über sein Scheitern in Berlin spricht. Zuvor hatte der studierte Sportpsychologe unter anderem bei den Frankfurt Skyliners Erfolge gefeiert, Alba verpflichtete ihn zu Saisonbeginn. „Ich hätte vielleicht in Frankfurt bleiben sollen. Da hatte ich alle Freiheiten, die komplette Kontrolle, den hundertprozentigen Rückhalt des Klubs“, sagt Herbert. „Berlin war ein Risiko, das ich aber bewusst eingegangen bin.“ Nach einem guten Start in die Saison und der glänzenden Bilanz zu Weihnachten verletzten sich im Januar die beiden Center Torin Francis und Yassin Idbihi, Alba geriet aus dem Rhythmus. Herbert sagt heute, dass er damals Routinier Patrick Femerling aus dem Vorruhestand zurückholen wollte, der Verein sich aber dagegen entschied. Auch einige Spieler hätten nicht verstanden, dass Alba keinen Ersatz auf der Centerposition verpflichtete.

Nachtreten will der ehemalige kanadische Nationalspieler aber nicht. „Ich kann nichts Negatives über Alba sagen und wünsche dem Klub und Coach Sasa Obradovic nur das Beste“, sagt er. Er selbst habe schließlich auch Fehler gemacht. „Wir haben das Team vielleicht nicht sehr gut zusammengestellt“, sagt er. „Und ich habe vielleicht nicht fest genug mit dem Fuß aufgestampft, war nicht energisch genug.“ Aber so funktioniere das Business nun mal, er mache sich da keine Illusionen. Ironischerweise haben auch die Würzburger ihren Erfolgscoach und Alba-Besieger John Patrick längst entlassen.

Im November hatte Gordon Herbert ein paar Job-Angebote, wirklich gereizt hat ihn aber keines. „Aber die Batterien sind aufgeladen, es kribbelt wieder“, sagt er und klingt wieder so optimistisch wie bei seinem Start in Berlin. „Mal sehen, was 2013 bringt.“

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