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20091011

© Camera4

Albas Aus in der Europaliga: An Größe verloren

Nach dem Scheitern in der Europaliga-Qualifikation fürchtet Alba Berlin Auswirkungen auf die Bundesliga, die am Freitag in Gießen beginnt.

Berlin - Luka Pavicevic wanderte durch die unterirdischen Gänge der Arena am Ostbahnhof, langsam, wortlos, in Gedanken versunken. Alba Berlin hatte gerade gewonnen und doch verloren. Fünf Punkte fehlten zum großen Glück. Das 75:70 gegen Maroussi Athen in der Europaliga-Qualifikation war zu wenig, nach dem 70:79 im Hinspiel hätte Alba mit zehn Punkten Vorsprung gewinnen müssen, um in die Hauptrunde einzuziehen.

Bevor er ins Schweigen verfiel, war Alba-Trainer Pavicevic am Sonntagabend sehr redselig gewesen und hatte bei der Analyse des Scheiterns ungewohnt offen seine Gedanken preisgegeben statt sich aus seinem Standard-Antworten-Repertoire zu bedienen. „Ich bin enttäuscht, weil wir die Qualität haben, um in der Europaliga zu spielen“, gab der Serbe zu. „Ich habe gesagt, wir müssen so spielen, als gäbe es kein Morgen. Aber jetzt geht es erst los.“ Und das, ließ Pavicevic erkennen, könnte durchaus Probleme mit sich bringen. Am Freitag startet Alba in Gießen in die Bundesliga, am Sonntag kommt der Deutsche Meiser Oldenburg nach Berlin. Die Baskets dürfen in der Europaliga antreten, während Alba mit dem Eurocup vorlieb nehmen muss.

Pavicevic schloss sich zwar dem stereotypen Appell aller Beteiligten an, das Aus schnell abzuhaken und den Fokus auf die Meisterschaft zu legen, doch er hat Zweifel, dass das so einfach funktioniert. Wochenlang habe sich die Mannschaft für das Ziel Europaliga gequält, „die Spieler haben viel Energie investiert. Da kann es nicht sein, dass es spurlos an einem vorbeigeht, wenn man scheitert.“ Doch eines, das stellte er klar, ist mit ihm nicht zu machen: Es wird keine Billard- und Kinoabende geben, um das Gemeinschaftsgefühl zu stärken und die Profis in ihrem Frust aufzufangen. Stattdessen sollen diese die Pleite aktiv aufarbeiten, „jeder muss in sich gehen und herausfinden, was er falsch gemacht hat.“

Im Hinspiel in Athen ließ sein Team nach starker erster Halbzeit zu viele Punkte zu, im Rückspiel traf bei Acht- Punkte-Führung der Berliner in letzter Minute Maroussi den entscheidenden Dreier statt Alba. Der einzige Neuzugang Kenan Bajramovic „ist noch nicht da“, wie Geschäftsführer Marco Baldi die noch nicht geglückte Integration des Bosniers beschreibt, „und uns fehlt vielleicht noch ein Spieler.“ Ein korbgefährlicher Flügelspieler, der die Position einnimmt, die eigentlich Lee Cummard zugedacht war. Der US-Amerikaner überzeugte nicht und wurde wenige Wochen nach seiner Verpflichtung wieder verabschiedet.

Baldi ist froh, dass der Eurocup erst im November beginnt und Zeit ist „einen Weg zu finden, wie man sich dem nähert“. Dem Umstand, dass man sich nicht wie im Vorjahr mit den Besten messen kann, sondern nur mit dem Durchschnitt. Und mit der Tatsache, dass Alba in Europa in dieser Saison eben auch nur zum Durchschnitt gehört. Da tröstete es auch niemanden, dass Alba Berlins Aufsichtsratschef Axel Schweitzer betonte, dass „Alba mit dem Eurocup nicht untergeht.“ Schließlich gebe es noch andere Ziele: „Es ist kein Selbstgänger, dass Alba Deutscher Meister wird. Ich freue mich auf die Herausforderung.“

Auf diese könnte die Mannschaft trotz der Enttäuschung zum Saisonstart besser vorbereitet sein als die Konkurrenz, hoffen Albas Verantwortliche. Die Mannschaft ist schon im Spielrhythmus, hat keine Test- sondern Entscheidungsspiele bestritten und hat sich im Vergleich zum Vorjahr fast nicht verändert. „Das Fundament steht“, sagte Baldi. Mehr Positives fiel auch ihm am Sonntagabend nicht ein.

Helen Ruwald

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