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Sport: Albas Basketballer unterstützen krebskranke Kinder - Rödl liest die Weihnachtsgeschichte vor

Angefangen hat alles vor vier Jahren. Und zwar mit einem Fax an die Geschäftsstelle der Basketballer von Alba Berlin.

Angefangen hat alles vor vier Jahren. Und zwar mit einem Fax an die Geschäftsstelle der Basketballer von Alba Berlin. Ob der Verein denn nicht Lust hätte, etwas zur Unterstützung krebskranker Kinder zu tun, wollte Wilhelm Geilen wissen, ein Stationsarzt am Rudolf-Virchow-Klinikum. Seine unbürokratische Anfrage zeigte erstaunliche Wirkung. Die damalige Alba-Geschäftsführerin Andrea Seefeld nahm sich der Angelegenheit an und trat in Verhandlungen mit dem Hauptsponsor. Dort musste sie nicht viel Überzeugungsarbeit leisten. Kurze Zeit später wurde der Verein zur Förderung der Tagesklinik für krebskranke Kinder e.V. gegründet. Inzwischen ist die Station mit 16 Betten gebaut, rund 60 Kinder sind darin zurzeit in Behandlung - Verdienst des Fördervereins und einer sehr großzügigen Unterstützung durch die Jose-Carreras-Stiftung.

Die Kontakte fanden und finden aber auch auf anderer Ebene statt. Der Alba-Vorstand tritt bei Auktionen und Benefiz-Veranstaltungen auf. Die Mannschaft wollte auch etwas tun. Jedes Jahr im November sammelt Wilhelm Geilen die Weihnachtswünsche der Kinder ein. Sie werden auf Kärtchen geschrieben, die am letzten Bundesliga-Spieltag des Jahres in der Schmeling-Halle an zwei Weihnachtsbäumen aufgehängt werden: einer steht am Haupteingang, der andere im Sponsorenbereich. Gegen eine Spende können die Kärtchen gekauft werden, mit dem Geld werden die Geschenke besorgt. Die Kinder und ihre Angehörigen sind zu diesem Spiel auch eingeladen. Und in der Woche vor Weihnachten tritt die gesamte Mannschaft einschließlich Trainern in der Klinik an, um die Geschenke zu verteilen.

"Die Kinder sind total begeistert davon", erzählt Geilen. Die Kleinen freut am meisten der Auftritt des Maskottchens der Mannschaft, eines lustigen Menschen im Albatros-Kostüm. Die Größeren finden es cool, einmal dem "Iceman" Wendell Alexis und seinen Mitspielern die Hand zu schütteln. Oder auch mal zuzuhören, wenn Albas Mannschaftskapitän Henrik Rödl, wie im vergangenen Jahr, eine Weihnachts-Geschichte vorliest.

"Diese Weihnachtsaktion ist eine Sache, die uns Spieler jedes Jahr wieder sehr beeindruckt", sagt Rödl. Einmal sind zwei Jungen von der Krebsstation eingeladen worden nach Chicago, haben ein Spiel der damals noch sehr erfolgreichen Bulls angesehen und Michael Jordan getroffen. Die Bulls-Stars haben einen Basketball signiert. Und sogar Dennis Rodman hat unterschrieben.

Für Rödl ist soziales Engagement nichts Ungewöhnliches. Vor einem Jahr wurde der 30-Jährige mit dem Georg-von-Opel-Preis ausgezeichnet, weil er einem jungen Basketballer das Informatikstudium an einer Gehörlosen-Universität in den USA finanziert. Zunächst hatte er dies ohne Aufhebens im Stillen getan. Als er im vergangenen Sommer ein Benefizspiel zwischen ehemaligen Alba-Stars und der aktuellen Mannschaft veranstaltete, kamen 5500 Zuschauer in die Schmeling-Halle, fast 70 000 Mark wurden eingenommen. Der Verein zeigt insgesamt großes Interesse daran, auf Jugendliche zuzugehen. Seit 1998 gibt es sogenannte Schulworkshops. Alba-Spieler treten in Trainingsgruppen auf, verteilen aber auch Freikarten und Autogramme. "Zunächst", gibt Manager Carsten Kerner zu, "ging es vor allem darum, neue Zuschauer in die Halle zu bekommen." Doch im Lauf der Aktionen stellten die Spieler fest, wie gut sie bei den jungen Leuten ankommen, und dass sie die Möglichkeit haben, über ihre Bekannt- und Beliebtheit mehr zu transportieren als Werbebotschaften. Mehr und mehr werden die Versuche intensiviert, Basketball dafür zu nutzen, Kinder für Sport zu begeistern und sie von der Straße zu holen. Vor wenigen Monaten traten Alba-Spieler beim Henry-Maske-Festival auf, das eben dieses Ziel verfolgt. Hinzu kam Anfang Dezember ein Auftritt in einer Kreuzberger Grundschule unter dem Motto "Kiss - Kids treffen Spitzensportler", initiiert vom Sportjugend-Projekt "Kick". Und überall die gleiche Erfahrung: Die Jugendlichen sind schwer beeindruckt. Sie kommen auch zahlreich zu den Spielen Albas. "Speziell Sonntagnachmittag", hat Rödl festgestellt, "haben wir ein sehr junges Publikum."

Mag man hier noch einen nicht unbedeutenden Anteil PR hinter Albas Engagement vermuten, die Bescherung in der Klinik hat damit nichts zu tun. Rödl hat festgestellt, "dass das auch ganz schön anstrengend ist für die Jungs". Wer wird schon gern mit Krebs, Schmerz und Tod konfrontiert? 70 Prozent der Patienten werden gesund. Aber es bleiben 30 Prozent. Drei Kinder von zehn. "Wir gehen da sehr motiviert hin", sagt Henrik Rödl, einer von mehreren Familienvätern bei Alba Berlin. "Es erinnert uns daran, wie gut es uns geht."Der Verein zur Förderung der Tagesklinik für krebskranke Kinder e.V. hat ein Spendenkonto bei der Hypo-Vereinsbank Berlin. BLZ 100 208 90. Kto: 263 93 00.

Dietmar Wenck

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