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Leader sucht Leiter. Allen (2,01 Meter groß, rechts) gegen Brezec (2,16 Meter).

© dapd

Albas Derrick Allen: Ein Scheinriese glänzt

Derrick Allen ist nicht sehr groß, aber sehr schnell: In Bonn ist er erneut Alba Berlins Aushilfs-Center, weil der verletzte Yassin Idbihi noch zwei Wochen fehlen wird.

Yassin Idbihi tritt und tritt. Der Schweiß rinnt an seinen Schläfen herab und tropft ihm vom Kinn, die Pedale surren unter seinen Füßen. Vom Fleck kommt der 28-Jährige aber nicht. Alba Berlins verletzter Center schindet sich auf dem Ergometer, der Basketballer wird aber wohl noch zwei Wochen ausfallen. „Ich brauche noch Zeit“, sagt Idbihi mit sichtbarem Bedauern. Seine rätselhafte Muskelverletzung lässt derzeit kein Basketballtraining zu. Große Sorgen um seine Mannschaft macht Idbihi sich vor dem Bundesligaspiel am Samstag bei den Baskets Bonn (20 Uhr, live bei Sport1) aber nicht. „Unser Kader ist tief besetzt, das hat man am Dienstag gegen Krasnodar gesehen“, sagt Idbihi. „Und Derrick Allen hat gespielt, als wäre er 2,15 Meter groß.“

Weil neben Idbihi auch Torin Francis weiter ausfällt, bei dem Trainer Gordon Herbert aber optimistischer ist, was eine baldige Rückkehr angeht, wird der Scheinriese Allen auch in Bonn wieder als Center auflaufen. Die offizielle Bundesliga-Statistik führt ihn mit 2,04 Meter Körpergröße, Alba hat ihn in der Vergangenheit aber auch schon bei 2,01 Meter eingestuft. Klar ist: Es gibt physisch beeindruckendere Spieler in der Liga, zum Beispiel Bonns Routinier Chris Ensminger (2,08 Meter), mit dem es Allen heute zu tun bekommt. „Ich freue mich immer drauf, gegen Chris zu spielen“, sagt Allen. „Für mich ist das auch nichts Besonderes, ich habe schon immer gegen größere Gegner gespielt.“ Der 31-Jährige nutzt dann in der Verteidigung seine Beweglichkeit, um sein schwerfälligeres Gegenüber zu entnerven. Krasnodars Center-Duo, den Franzosen Ali Traore (2,07 Meter) und den Slowenen Primoz Brezec (2,16 Meter), empfing Allen schon weit vor dem eigenen Korb, um ihnen jeden Schritt in Richtung Zone so schwer wie möglich zu machen. „Derrick hat seine Schnelligkeit gegen Krasnodar hervorragend genutzt“, lobt Coach Herbert. „Große Center muss man einfach daran hindern, dass sie den Ball nah am Korb bekommen.“

„Man muss schon früh anfangen, dagegenzuhalten“, erklärt der US-Amerikaner, der fleißig Deutsch büffelt, aber lieber Englisch spricht, den Schlüssel zum Erfolg. Bei der Eurocup-Niederlage gegen Krasnodar gelang ihm das gut, zudem gab er seinen Mitspielern ständig lautstark Anweisungen und hielt so die komplette Defensive zusammen. „Der Trainer hat mir gesagt: Du bist der einzige Große, du musst mit den anderen viel kommunizieren“, sagt Allen. In der Offensive profitiert der ewige Zappler davon, endlich einmal der Größte zu sein. „Wenn er alleine unter dem Korb spielt, kommt es ihm entgegen, dass er mehr Platz für seinen großen Aktionsradius hat“, sagt Herbert. Hat Allen den Raum für seine hektischen Drehungen, sind bei ihm 20-Punkte-Spiele möglich. Es gab diese Saison aber auch schon Matches, wo er eingeengt und wirkungslos bei null Punkten blieb.

Im Hinspiel gegen Bonn waren es 15 Zähler, als Alba Ende Dezember 78:86 verlor. Es folgte eine Reihe von Spielen, in denen Herbert mit der Einstellung seiner Spieler nicht zufrieden war. „Aber heute können wir uns nicht mehr darüber ärgern“, sagt Albas Trainer. Genauso wenig wie über die Personalsituation – denn weil das Geld fehlt, wehrt sich Alba gegen eine Nachverpflichtung. „Uns bleibt keine andere Wahl“, sagt Herbert. „Wir haben keine großen Jungs.“ Aber Derrick Allen.

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