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Später Schütze. Reggie Redding (links) traf erst zum Ausgleich kurz vor dem regulären Spielende und dann zum Sieg in der Overtime. Ganz nebenbei war der US-Amerikaner gegen Quakenbrück Albas Topscorer mit 19 Punkten.

© dpa

Albas irre Aufholjagd: Ihr habt Nerven

Alba Berlin rettet sich im ersten Halbfinale in die Verlängerung und siegt 81:79 gegen die Artland Dragons.

Berlin - Als 45 Minuten intensivsten Play-off-Basketballs dramatisch geendet waren, senkte Sasa Obradovic betroffen den Blick und sagte: „Es ist eine blutige Situation.“ Der Trainer von Alba Berlin sprach nicht von Sport, trotz des 81:79 (72:72, 44:34) nach Verlängerung gegen die Artland Dragons. „Ich möchte zunächst eine Botschaft loswerden“, sagte der Coach nach dem ersten Halbfinalsieg. Der Serbe trug ein weißes Shirt bemalt mit roten Buchstaben. „Unterstützt Serbien, Bosnien, Kroatien“ stand darauf. Dazu eine Spendennummer von RTL Balkan für die Hochwasseropfer in seiner Heimat. „Nach all den Kriegen müssen wir jetzt zusammenstehen“, sagte Obradovic sichtlich bewegt, „aus ganzem Herzen“.

Für einen Moment hatte die Tragik des Lebens die Dramatik des Spiels in den Hintergrund gedrängt. Dennoch hatte auch das Finale dieses Semifinalspiels aufgewühlt. „Es war ein nervenaufreibendes Spiel“, sagte Albas Flügelspieler Akeem Vargas, „ich bin tausend Tode gestorben.“ Eine schwierige Metapher für den Spielverlauf, aber nicht ganz falsch.

Alba hatte im Schlussviertel eine Zwölfpunkteführung hergegeben, als Quakenbrücks unhaltbarer Topscorer David Holston (20 Punkte) neun Sekunden vor Schluss einen Dreipunktewurf versenkte. Berlins Bester, Reggie Redding (19 Zähler), musste im Gegenzug treffen, erwischte nur den Korbring – aber wurde dabei gefoult. Er traf die Freiwürfe und rettete Alba in die Verlängerung. Dort war der US-Amerikaner erneut der entscheidende Mann, als er einen Offensivrebound griff und die Siegpunkte erzielte.

Dank Reddings Nervenstärke gingen die Berliner vor 9644 Zuschauern in der Arena am Ostbahnhof 1:0 in Führung in der „Best of five“-Serie und können am Mittwoch in Quakenbrück nachlegen, um womöglich schon am Sonntag darauf den Finaleinzug perfekt zu machen.

Auf einen derart einfachen Verlauf deutet aber wenig hin gegen einen zähen Gegner, der am Sonntag bewies, dass er den Serienmeister Bamberg nicht durch Zufall im Viertelfinale ausgeschaltet hatte.

Akeem Vargas sprach später von Redding als Mann des Spiels, der Gelobte selbst stellte die Abwehrarbeit in den Vordergrund: „Wenn wir in der Defensive hungrig bleiben, können wir auch auswärts ein starkes Spiel hinlegen“, sagte Redding mit Blick aufs zweite Halbfinale.

Das erste Aufeinandertreffen – übrigens Albas erster Play-off-Sieg gegen Quakenbrück im vierten Anlauf – war auch wirklich lange eher von harter Defensive geprägt als von dramatischen Momenten. Die kamen erst spät. Über vier Minuten lang fiel im ersten Viertel kein Korb auf beiden Seiten, eine Durststrecke in gleicher Länge gab es zu Beginn des Schlussviertels. Obwohl Alba in den meisten Statistiken dominierte, vor allem im Rebound (42:27), führten die Berliner zur Halbzeit nur mit zehn Punkten und verloren viele Bälle (15 Turnover, Artland hatte elf).

So ließ Alba im Schlussviertel einen 0:13-Lauf der Gäste zu und geriet nochmal in Rückstand. Vor allem der hasenflinke Holston konnte von Albas Defensivspezialisten Cliff Hammonds und Vargas kaum gehalten werden. Dazu kam ein ungewohnt schwacher Aufritt von David Logan, der nur einen von acht Würfen traf. Vojdan Stojanovski half aus, der Mazedonier zog immer wieder zum Korb oder zu Freiwürfen und erzielte 16 Punkte. Dazu kam, neben der unermüdlichen Abwehrarbeit, die Nervenstärke Reddings.

In einer Viertelpause wurden Albas U-19-Junioren geehrt, die in ihrer Altersklasse Meister geworden sind. Möglich, dass ihnen die Senioren bald folgen.

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