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Albas Triumph in Badalona: Ein Moment zum Genießen

Die Basketballer von Alba Berlin halten bei Joventut Badalona dem Druck stand und zeigen ihre Klasse. Selbstbewusst spricht die Mannschaft jetzt bereits vom Eurocup-Sieg.

Die Spieler waren zu erschöpft, um zu feiern. Alba Berlins Geschäftsführer Marco Baldi und Sportdirektor Henning Harnisch genehmigten sich nach dem 68:62-Sieg bei Joventut Badalona in Barcelonas Altstadt ein paar Bierchen, die Profis dagegen kurierten ihre Blessuren. Blagota Sekulic hatte im knochenharten Kampf um den Einzug ins Eurocup-Viertelfinale einen Schneidezahn verloren, Rashad Wright hatte einen Schlag aufs Auge bekommen, Julius Jenkins war umgeknickt, Immanuel McElroy hatten Krämpfe geplagt. Doch die Berliner, die schon mit zehn Punkten zurückgelegen hatten, drehten mit einem 33:20-Lauf im letzten Viertel das Spiel.

„Man verfolgt ein Ziel, bis man es erreicht hat“, sagte Trainer Luka Pavicevic am Tag danach ohne erkennbare Emotionen. Seine Mitstreiter reagierten nicht so zurückhaltend. „Das reiht sich in die Liste der großen internationalen Auftritte ein“, schwärmte Harnisch. Für Baldi war es „ein Moment, um kurz innezuhalten“. Als erstes deutsches Team überhaupt ist Alba ins Viertelfinale des zweitwichtigsten europäischen Wettbewerbs eingezogen. Zuletzt gehörte der Klub 2001 zu den acht besten Teams eines internationalen Wettbewerbs, damals in der Suproleague.

Der Erreichen des Viertelfinales sei „hoch einzuschätzen“, sagte Baldi, dessen Team durch eine Niederlagenserie und Verletzungen verunsichert nach Spanien gereist war und dort im entscheidenden Moment eine Top-Leistung abrief. „Die fünf, sechs Teams mit riesigen Budgets und Glorienschein, die es in der Europaliga gibt, fehlen im Eurocup zwar. Aber es sind rund 15 Mannschaften dabei, die europaligatauglich sind“, sagte Baldi. Stolz macht ihn, dass Alba sich in Haupt- und Zwischenrunde in „schweren Gruppen“ bewährt und auswärts vier von sechs Spielen gewonnen habe. Insgesamt ging Alba in neun von zwölf Spielen als Sieger vom Feld.

Das Ziel ist der Eurocup-Sieg

„Damit geben wir uns nicht zufrieden“, kündigte Baldi an. „Das macht Lust auf mehr, jetzt ist alles möglich“, meinte auch Spielmacher Steffen Hamann, „das Ziel ist der Eurocup-Sieg, der nächste Schritt ist es, Hapoel zu schlagen.“ Mit Hapoel Jerusalem, dem Tabellenzweiten der Gruppe J, bekommt Alba es im Viertelfinale zu tun. Das Hinspiel findet am 24. März in Israel statt, das Rückspiel eine Woche später darf Berlin als Erster der Gruppe I in eigener Halle austragen. Hapoel gelang es am Dienstag, Albas grandioses Schlussviertel noch zu toppen: Beim 111:98-Sieg bei Galatasaray Istanbul erzielte Jerusalem in den letzten zehn Minuten 44 Punkte. „Das zeigt, was für eine unglaubliche Offensive Hapoel hat“, sagt Baldi, „und sie hatten mit Valencia, Kasan und Galatasaray eine Mördergruppe, die vielleicht noch schwerer war als unsere.“

Zu Hapoels besten Werfern gehörte in Istanbul mit 20 Punkten auch der ehemalige Berliner Dijon Thompson. Der US-Amerikaner flog im Mai 2008 bei Alba raus. Er soll sich während der Pokal-Endrunde in Hamburg einen nächtlichen Reeperbahnbummel gegönnt haben. Noch vor seiner Zeit, in der Saison 2006/07, verlor Alba zweimal deutlich gegen Hapoel. Damals waren aus dem heutigen Team nur Julius Jenkins und Philip Zwiener schon dabei – und der momentan verletzte Jurica Golemac, der allerdings das Jerusalemer Trikot trug und in Berlin 16 Punkte gegen Alba erzielte.

Sollten die Berliner Hapoel diesmal niederkämpfen, könnten sie beim Final Four am 17./18. April in Vitoria Nach-Nachfolger von Joventut Badalona werden. Das Team gewann 2008 den Titel.

Helen Ruwald

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