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Hut aufs Herz. Alberto Contador bestreitet weiterhin, gedopt zu haben.

© AFP

Doping: Alberto Contador: Ehrenbürger mit Makel

Seit ein paar Tagen liegt die Causa Contador beim spanischen Radsportverband RFEC, und der scheint erst einmal auf den Klassiker für solche Dopingverfahren zu setzen: Verschleppung.

Berlin - Ein angesehenes Mitglied der Gesellschaft verdient eine angemessene Behandlung. Alberto Contador ist neuerdings Ehrenbürger seiner Heimatstadt Pinto. „Der Triumph von Alberto Contador ist der Sieg der Rechtschaffenheit, der Aufopferung, der Anstrengung und der harten und täglichen Arbeit“, sagte der Bürgermeister Juan Jose Martin. Er ließ in seiner Laudatio unerwähnt, dass der dreimalige Sieger der Tour de France positiv auf das Kälbermastmittel Clenbuterol getestet worden ist. Stattdessen war der Rathausbalkon gelb beflaggt, und der Bürgermeister des Städtchens bei Madrid rief die Bürger dazu auf, dasselbe mit ihren Balkonen zu tun. In anderen Ländern wird Doping anders wahrgenommen als in Deutschland, man kann sich einen solchen Vorgang mit einem deutschen Sportstar wahrlich nicht vorstellen.

Es geht im Fall Contador aber nicht um einen – übrigens einstimmigen – Beschluss des Rates einer stolzen Kleinstadt für ihren berühmten Sohn. Es wird von vielen Seiten vieles getan, um Alberto Contador, der mittlerweile den Schweizer Staranwalt Rocco Taminelli engagiert hat, ohne Sperre davonkommen zu lassen. Seit ein paar Tagen liegt die Causa beim spanischen Radsportverband RFEC, und der scheint erst einmal auf den Klassiker für solche Verfahren zu setzen: Verschleppung. Es werde mindestens zwei Monate bis zur Entscheidung über weitere Schritte dauern, sagte am Mittwoch Verbandschef Juan Carlos Castano der spanischen Zeitung AS: „Alles hängt davon ab, welche Argumente Contador vorbringt und wie die Überprüfung der vorgelegten Beweise durch das Wettkampfkomitee läuft.“

Castano hat schon so einiges gesagt zu dem Fall, zum Beispiel dass es für Contador keine bevorzugte Behandlung geben werde und die Regeln für alle in gleicher Weise gelten würden. Der Radsportweltverband UCI schreibt vor, dass die Spanier innerhalb eines Monats eine Entscheidung treffen müssen, was eigentlich kein Problem sein dürfte. Castano beruft sich aber vorsorglich auf eine eigene Drei-Monats-Regelung. „Ich kenne Alberto seit seiner Kindheit. Ich habe gewisse Sympathien für ihn“, sagt der Chef des ermittelnden Verbandes. „Ich hoffe, dass sich der Fall zugunsten Contadors entscheidet.“ Castano und sein Verband wurden jetzt erst tätig, nachdem die UCI sie dazu aufgefordert hatte und am Montagabend die Unterlagen übersendete. Schon bei der UCI sollte der Fall wohl diskret verschwinden, erst durch Recherchen des ARD-Dopingexperten Hajo Seppelt war die positive Probe nach Wochen überhaupt publik und Contador vorläufig gesperrt worden. Es bleibt offen, ob es spezieller Humor, Realitätsverlust des sich für unberührbar Haltenden oder eine korrekte Einschätzung der Sachlage war, als der seit Wochen über den Befund informierte Contador noch kurz vorher sagte, dass Doping der Vergangenheit angehöre und es zuletzt gar keine positiven Tests gegeben habe. Contador ist auch eine Art Ehrenbürger des Weltradsports, und vielleicht hat er sich deshalb einfach auf die UCI verlassen, die ihm die Verteidigungslinie mit dem kontaminierten Fleisch gleich mitgeliefert hatte. Allerdings sind im Blut des 27-Jährigen auch Spuren von Weichmachern gefunden worden, die von einem Plastikbeutel zum Eigenblutdoping stammen könnten.

Da sich der Fall beim Weltverband nicht so einfach aus der Welt schaffen ließ, ist er nun in Spanien gelandet. Dort, wo schon die Akten mit dem Kürzel „A.C.“ im Dopingskandal um den Arzt Eufemiano Fuentes ohne jede Folgen blieben, dort, wo auch gegen den Radstar Alejandro Valverde nach einem positiven DNA-Abgleich mit Blutbeuteln von Fuentes erst gar kein Verfahren eröffnet wurde. Valverde wurde erst vom Internationalen Sportgerichtshof Cas gesperrt. Nach insgesamt zwei Jahren.

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