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Sport: All die Jahre

Gummersbachs Handballer greifen endlich wieder an

Gummersbach. Die Bilder in der „Pizzeria Tino“ künden von einer glorreichen Ära. Von zwölf deutschen Meisterschaften des VfL Gummersbach, fünf Pokalsiegen und von fünf Triumphen im Europapokal der Landesmeister. Restaurantbesitzer Tino schaut sie sich immer wieder einmal an. „Nach so vielen Jahren“, seufzt der Stammitaliener und Ersatzvater vieler Spieler des VfL. So viele Jahre soll heißen: Jetzt, zwölf Spielzeiten nach dem letzten Titel, will der Klub wieder an die große Vergangenheit anknüpfen.

Es ist fast wie ein Wunder. Vor drei Jahren regierte noch das Chaos im Oberbergischen. Die Marke VfL Gummersbach drohte in einem Insolvenzverfahren unterzugehen, das Team spielte permanent gegen den Abstieg. Geschäftsführer Carsten Sauer, der 1999 zum Klub kam, kann sich an die Turbulenzen jener Jahre noch gut erinnern. Als es seinerzeit um radikale Lösungen ging, „gab es jede Menge anonyme Anrufe und sogar Morddrohungen, das war wirklich eine harte Geschichte“, erzählt Sauer. Zurzeit aber kann er entspannt darüber nachdenken. Der VfL boomt, weil sich mit der Unternehmensberatung Kienbaum und der Kreissparkasse Köln zwei starke Partner fanden. Schulden konnten abgebaut werden, und in der vorigen Saison spielte der Klub bereits sechs Partien vor durchschnittlich 15 000 Zuschauern in der Kölnarena. Die Logen dort weckten schnell das Interesse weiterer Sponsoren, dass es der Klub laut Sauer „seit dem letzten Jahr viel leichter hat“.

Das ist echte Untertreibung. Im vergangenen Jahr ist Sauer mit dem kroatischen Trainer Sead Hasanefendic auf Einkaufstour gegangen. Gummersbach verpflichtete nicht nur den Kapitän der deutschen Nationalmannschaft, den Halblinken Frank von Behren, sondern auch den Kreisläufer-Hünen Mark Dragunski, den starken französischen Linkshänder Burdet und das junge deutsche Rechtsaußentalent Michael Spatz. Dazu gesellt sich mit Steinar Ege ein international renommierter Torwart. Das Zeichen, das Gummersbach aussendet, heißt Angriff. Geschäftsführer Sauer wiegelt ab: „Wir sind noch nicht eingespielt“, sagt er, außerdem habe auch die Konkurrenz aus Essen, Flensburg, Kiel und vor allem Hamburg stark aufgerüstet.

Auch die beiden deutschen Nationalspieler formulieren die Ziele bescheiden. „Einen Europapokalplatz“, sprich mindestens den fünften Platz, will von Behren erreichen. Und Dragunski sagt, „dass man mit dieser Mannschaft den Klassenerhalt wohl schaffen kann“. Für den 2,14-Meter-Mann war schon im Winter klar, „dass das eine gute Mannschaft wird“, außerdem hat die Marke Gummersbach für ihn trotz der erfolglosen Jahre immer noch einen fantastischen Ruf: „Wenn du an Handball denkst, denkst du an Gummersbach.“

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