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Sport: Alle für Völler

Nach dem schwachen 0:0 in Island rehabilitiert sich Deutschland und schlägt Schottland 2:1

Dortmund. Der Guru war erleichtert. Günter Netzer, den DFB-Teamchef Rudi Völler noch nach dem peinlichen Island-Spiel in seine Medienschelte einbezogen hatte, durfte die Deutschen diesmal loben. Sein Fazit lautete sinngemäß: Das ist ein Weg in die richtige Richtung, das muss unsere Zukunft sein. Dann kam Rudi Völler ins Bild, bei Waldemar Hartmann natürlich, so, als ob nichts gewesen wäre. Entspannt war er nicht, aber aufgeräumt und ohne Weißbier-Wut, „war ein ganz anderes Spiel“ (Völler).

Fußball kann ja sehr verschieden sein, zum Beispiel ein verdammt schnelles Spiel, taktisch schön anzusehen, mit guten Kombinationen und unermüdlichem Einsatz. Nur hatte man doch Zweifel nach dem Spiel in Island, dem schmachvollen 0:0, ob die Deutschen dieses Spiel wirklich beherrschen. Aber es geht schon noch, es geht auch beim DFB-Team schnell, taktisch klug, leidenschaftlich und spielerisch gar nicht mal so fad. 2:1 (1:0) besiegte die Elf von Teamchef Rudi Völler am Mittwochabend Schottland im ausverkauften Dortmunder Westfalenstadion und ist damit der direkten Qualifikation zur Europameisterschaft in Portugal im nächsten Jahr ein gutes Stück näher gerückt. Dafür reicht am 11. Oktober nun ein Remis in Hamburg gegen Island.

Offensiv hatte Teamchef Rudi Völler seine Spieler eingestellt, so offensiv jedenfalls, wie es sein derzeitiges Personal erlaubt. Hinten zu dritt mit Ramelow wie beim WM-Finale gegen Brasilien zentral, fünf Spieler im Mittelfeld und zwei neuen Stürmern im Vergleich zum Island-Spiel (Bobic, Kuranyi). Die Taktik hatte ihren Zweck: besseres Flügelspiel, mehr Druck, mit schnellen Komninationen die Schotten hinten rein drücken. Niemand anders als Schottlands Trainer Berti Vogts hatte ja vorher verraten: „Wir dürfen uns nicht zu weit zurückfallen lassen, denn so gut können wir nicht verteidigen.“

Schnell spielen also, Druck machen – in der 18. Minute zeigten die Deutschen, was das heißen kann: Zackig wird kombiniert, Friedrich passt zu Ballack, läuft rechts gerade durch, Ballack spielt weiter zu Schneider, der sieht den sprintenden Friedrich und schickt ihm den Ball in den Lauf. Die Schotten staunen noch, da flankt der Herthaner in die Mitte, aber Kuranyi kommt zu spät.

Aber es ging auch anders, noch besser. Ausgerechnet die Herthaner waren es, in der Bundesliga bisher nicht sonderlich erfolgreich, denen die ganze Ehre für das erste Tor gebührte: Einen Einwurf verlängert Bobic per Kopf zu Friedrich, der schießt endlich mal aus weiter Entfernung, aus 20 Metern rutscht der Ball auf dem nassen Rasen gefährlich schnell Schottlands Torwat Douglas entgegen. Der bekommt gerade noch die rechte Hand an den Ball und klatscht diesen Kuranyi vor die Füße. Der Deutsche guckt klug, passt klug, und in der Mitte muss Bobic nur noch eindrücken. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Bobic in dieser Bundesligasein noch kein einziges Mal getroffen, aber er hatte die letzten drei von vier Toren der Nationalmannschaft erzielt.

Die Schotten schienen beeindruckt. Dabei war es doch ihr Wetter, nass, kühl, verregnet. Aber die Deutschen zeigte ihre Tugenden. Sie kämpften, und sie nutzten die Schwäche ihres Gegners. Nur Ballack schien noch ab und an in das Phlegma des Island-Spiels zu verfallen. Erst als er in der 50. Minute den an Bobic verursachten Foulelfmeter (Trikotzupfen) mit einem donnernden Schuss in die Mitte des Tores verwandelte, hatte man das Gefühl, der Bayern-Spieler habe verinnerlicht, was Völler mit „Arsch aufzureißen“ gemeint hatte.

Kapiert hatte das auch Fredi Bobic. Hellwach in jeder Aktion, zweikampfstark und torgefährlich, so explosiv hatte man den Herthaner in dieser Saison noch nicht gesehen. Ein paar Tore mehr für das Team und für sein Selbstbewusstsein hätte Bobic noch machen können, aber die größte Schwäche im deutschen Spiel war der schlechte, teilweise fahrlässige Umgang mit sehr guten Torchancen.

So unkonzentriert die Deutschen vorne teilweise agierten, so nervös handelten sie ab und an hinten. Beim Gegentreffer, der die Schotten zurück ins Spiel brachte, schlief Schneider, Thompson konnte den Pass erlaufen, flankte geschickt und scharf, Rehmer musste McCann den Vortritt lassen, und der überwand den chancenlosen Kahn. Das Spiel wurde nun ungemütlich, von den Schotten überhart geführt, die sich damit aber nur selbst dezimierten (Gelb-Rot gegen Ross). Auf der Bank ließ Berti Vogts das Spiel meist stoisch über sich ergehen. Er wusste wohl: An diesem Tag war Deutschland besser.

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