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Sport: Alle wollen Hamilton

Die Erwartungen an den Rennfahrer sind hoch – auch heute in Barcelona

Ein solches Debüt wie das des Briten hatte die Formel 1 noch nicht gesehen. Die Schlagzeilen über Lewis Hamilton haben sich daher gewandelt. Vom „ersten Schwarzen in der Formel 1“ war vor der Saison immer die Rede. Das war nicht böse gemeint – aber Hamilton wurde darauf reduziert. Jetzt nicht mehr. Vom größten Talent seit Michael Schumacher wird geschrieben, vom kommenden Weltmeister, von Konkurrenz für Fernando Alonso. Heute beim Großen Preis von Barcelona kann Hamilton im McLaren-Mercedes ein weiteres Mal zeigen, wie gut er schon ist (14 Uhr, live auf RTL und Premiere). Der 21-Jährige wird auch noch häufig in seiner Karriere in Barcelona an den Start gehen dürfen: Gestern hat Formel-1-Chef Bernie Ecclestone den Vertrag mit den Streckenbetreibern in Barcelona bis 2016 verlängert.

Wenn es um Hamilton geht, spielen die britischen Medien inzwischen verrückt. Mitte April kam er vom Rennen in Bahrain zurück, wo er Zweiter wurde. Hamilton erinnert sich: „Unser Haus war belagert. Inzwischen ist es so, dass da von früh um acht bis abends um neun Autos mit Fotografen vor der Tür stehen. Das ist schon ein ganz merkwürdiges Gefühl.“ Eines möchte er auf keinen Fall: auch in seinem direkten Umfeld ein Star sein. „Ich habe gleich Familienangehörige und Freunde von mir zu uns eingeladen und ihnen gesagt, dass ich jetzt nicht etwa ein anderer bin. Sie sollen mich ganz genauso behandeln wie früher“, sagt Lewis Hamilton. Und er ist sich sicher, dass das funktionieren wird. „Meine Familie, vor allem mein Vater, werden die Ersten sein, die mich wieder runterholen, wenn ich wirklich Tendenzen entwickeln sollte, abzuheben“, sagt Hamilton.

Wenn Hamilton das Haus verlässt, merkt er sofort, dass die Leute ihn erkennen. Sie sprechen ihn nicht unbedingt an oder bitten um Autogramme. Aber es wird getuschelt, hier und da zeigen sie mit dem Finger in seine Richtung. Noch empfindet Lewis Hamilton das nur als ungewohnt, nicht als störend. Er freut sich sogar über die Anerkennung: „Es war mir immer klar, dass das ein Teil meines Jobs und meines Lebens sein würde, wenn ich Erfolg habe.“

Der Beginn seiner Karriere ist eine schöne Geschichte: Der damals 10-jährige Lewis hatte gerade einige Kart-Erfolge gefeiert. Da sprach er bei einer Veranstaltung McLaren-Chef Ron Dennis an: „Ich möchte später einmal für Sie in der Formel 1 fahren.“ Später nahm Ron Dennis den 13-jährigen Lewis ins McLaren-Nachwuchsförderprogramm auf – ein wichtiger Schritt in Hamiltons Entwicklung. Erstens, weil Vater Anthony Hamiltons finanzielle Mittel nie ausgereicht hätten, die Karriere des Sohnes weiter zu finanzieren. Und zweitens, weil Hamilton dadurch von seiner Jugend an bestmögliche Betreuung und Förderung genoss, auf und neben der Strecke. Er wuchs in einer professionellen Umgebung auf – und er nutzte alle Chancen um zu überzeugen, vom Kart über die Formel-3-Euroserie bis zum Meistertitel in der GP2, dem Unterbau der Formel 1 für Nachwuchsfahrer, im Jahr 2006.

Hamilton hatte immer gutes Material, aber der Stil und die Perfektion, mit denen er seine Möglichkeiten auf der Strecke umsetzt und dabei so liebenswert geblieben ist, dass selbst Konkurrenten und Manager anderer Piloten das immer wieder betonen, ist beeindruckend. Auf mögliche Rückschläge versucht er sich mental einzustellen. „Die werden kommen, das ist klar. Und es wäre dumm von mir, mich mit dieser Vorstellung überhaupt nicht auseinanderzusetzen“, sagt er. Es sei schwierig genau abzuschätzen, was noch kommt. „Aber im Moment glaube ich, dass ich darauf vorbereitet bin und dann auch damit umgehen kann.“

Menschlich ist Hamilton reifer als die meisten anderen 21-Jährigen. Das liegt sicher auch daran, dass er mit einem behinderten jüngeren Bruder aufgewachsen ist. So etwas prägt, das gibt er in privaten Gesprächen schon mal zu. Nico Rosberg, Hamiltons alter Freund und Rivale aus Kart-Tagen, glaubt das auch. Über Hamiltons Chancen in der Formel 1 sagt er: „So, wie ich ihn kenne, wird er das schon schaffen.“

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