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Wir haben alle abgehängt. Sebastian Vettel (im Bild) und sein Teamkollege von Red Bull, Mark Webber, starten heute von Platz eins und zwei. Foto: AFP

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Sport: Alle wollen Vettel

Vor dem Rennen in Silverstone wird in der Formel 1 heiß über Fahrerwechsel diskutiert

Sebastian Vettel wurde von seinem Rennstall Red Bull schon immer große Wertschätzung entgegengebracht. Schon bei der Aushandlung seines Vertrags war das zu sehen – er läuft bis 2012. Und nun soll eben dieser langfristige Vertrag noch verlängert werden. „Am liebsten gleich bis 2028 oder so“, wie Teamchef Christian Horner kürzlich scherzte, „da wäre er dann ja so in Michael Schumachers Alter.“ Verhandlungen darüber, also zumindest über einen Vertrag bis 2015, sollen jedenfalls sehr bald beginnen. Mit einem ordentlichen Gehalt und dann auch noch regelmäßigen Gehaltssteigerungen will Red Bull versuchen, den 23-Jährigen so lange wie möglich zu halten. Damit will der Rennstall gleichzeitig versuchen, der Konkurrenz klarzumachen, dass sämtliche Abwerbungsversuche zum Scheitern verurteilt sind.

Am gestrigen Samstag in Silverstone rechtfertigte Vettel ein weiteres Mal das Vertrauen seiner Funktionäre: Er fuhr bereits seine fünfte Poleposition in dieser Saison ein, 15 Hundertstel vor seinem Teamkollegen Mark Webber und mehr als acht Zehntel vor dem drittplatzierten Fernando Alonso im Ferrari. Für Michael Schumacher reichte es im Mercedes nur zum enttäuschenden zehnten Platz. Sein Teamkollege von Mercedes, Nico Rosberg, fuhr immerhin auf Platz fünf – er will im Rennen (14 Uhr, live bei RTL und Sky) noch ein paar Plätze gutmachen. „Red Bull kann ich aber nicht schlagen“, sagt Rosberg.

An Vettel ist es momentan eben einfach sehr schwierig, vorbeizukommen. Er wird von allen Seiten umworben, während andere Deutsche schon ungeduldig darauf warten, in die Transferverhandlungen für die kommende Saison aufgenommen zu werden. Vor allem einen Platz haben dabei alle im Fokus: Den bei Renault neben Robert Kubica, der seinen Vertrag gerade bis Ende 2012 verlängert hat. Denn Kubicas Teamkollege Witali Petrow ist dort trotz russischer Millionenmitgift nicht gesetzt – angeblich hat Petrows Vater das Team mit 15 Millionen Euro gesponsert. Doch der Russe ist wohl einfach zu schwach: Im Qualifying ist er häufig bis zu eine Sekunde langsamer als sein Teamkollege.

Gleich drei deutsche Fahrer haben ein Auge auf das Petrow-Cockpit geworfen – einer von der Reservebank aus: Nick Heidfeld, derzeit dritter Mann bei Mercedes, kann nicht mehr damit rechnen, dass es sich Michael Schumacher vielleicht am Saisonende mit seinem Comeback doch noch einmal anders überlegt. Also muss er sich bei anderen Rennställen umschauen – und das Renault-Cockpit ist von den verfügbaren das mit Abstand attraktivste. Dabei könnte Nick Heidfeld das Problem bekommen, dass Robert Kubica ihn wieder nicht als Teamkollegen haben will, die beiden waren drei Jahre zusammen für BMW gefahren. Schon Ende 2009 hatte sich der Pole intern gegen die Verpflichtung Heidfelds gestemmt. Auch wenn Kubica nun öffentlich erzählt, er habe überhaupt kein Problem damit, einen starken Teamkollegen zu haben.

Ein anderer, der für Renault-Teamchef Eric Boullier infrage kommt, ist Adrian Sutil. Der hätte zwar bei Force India weiterhin einen sicheren Platz. Aber Renault wäre für ihn nach eigener Aussage „sicher eine attraktive Alternative“. Noch in Silverstone oder spätestens in zwei Wochen in Hockenheim soll es Gespräche darüber geben.

In der Warteschleife steht auch Timo Glock, der bei Virgin damit zu kämpfen hat, das eventuelle Fortschritte bei dem neuen Team immer wieder von kleinen Zuverlässigkeitsproblemen behindert werden. Außerdem ist die Zukunft des Teams finanziell wohl noch nicht gesichert. Englische Experten glauben, dass es eng werden könnte, sollte Virgin in dieser Saison nicht den zehnten Platz in der Konstrukteurs-WM erreichen, der zusätzliche Gelder aus dem Topf der TV-Einnahmen und Transportkostenerstattung für Überseereisen bedeuten würde. Schon Ende 2009 wollte Renault Glock verpflichten. Er streckt seine Fühler jedenfalls schon einmal in alle Richtungen aus. Glock könnte möglicherweise auch zu Sauber gehen, für Heidfeld ist das ebenfalls eine Option. Dort wackelt vor allem Routinier Pedro de la Rosa, der immer wieder langsamer fährt als Neuling Kamui Kobayashi – intern wird deshalb an ihm gezweifelt. Und bei Lotus, immerhin dem bisher besten der neuen Teams, könnte sich ebenfalls eine freie Stelle ergeben: Man munkelt nämlich, dass Jarno Trulli seine Karriere am Ende der Saison beendet.

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