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Sport: Allein in Berlin

Gaby Rohr spielt bei 3B erstmals nicht an der Seite ihrer Schwester Tischtennis

Berlin - Eigentlich hatten die Zwillinge nie Geheimnisse voreinander – bis zum Frühjahr. Gaby und Meike Rohr haben jahrelang gemeinsam beim TSV Betzingen in der Tischtennis-Bundesliga gespielt. Seit die beiden 20 Jahre alten Schwestern einen Schläger halten können, trainieren sie im selben Verein miteinander. Doch dann zog der TSV Betzingen in der letzten Saison sein Team aus der Bundesliga zurück, und die beiden vielfachen Jugend-Europameisterinnen standen vor dem Neubeginn. Jetzt startet eine der beiden, Gaby Rohr, ein neues Leben in Berlin.

„Wir wussten, dass kein Verein uns beide nehmen würde“, sagt Gaby Rohr. Eine Trennung war unvermeidlich. Also kümmerten sie sich um neue Vereine. Anfangs jede für sich, ohne sich vorher abzusprechen. Aus den vertrauten Schwestern wurden plötzlich Konkurrentinnen um die sportliche Zukunft. So kam es zu den Geheimnissen. „Das war ganz schön komisch“, sagt Gaby. Doch so, wie Zwillinge von ihrem Wesen her oft verschieden sind, ergänzten sie sich auch hier. Wie zufällig fragten die beiden ausschließlich bei verschiedenen Vereinen an. Meike unterschrieb schließlich beim Bundesligisten TTK Anröchte, Gaby zog es zum zweimaligen Europapokalgewinner 3B nach Berlin. Mit ihrem neuen Klub startet sie heute gegen den TTC Spich in die Saison (14 Uhr, Sporthalle am Anton-Saefkow-Platz).

Zumindest Gaby Rohr hat die Trennung von ihrer Schwester bisher ganz gut überwunden. „3B war mein Wunschverein“, sagt sie. Hier kann sie zweimal am Tag unter professionellen Bedingungen mit einer Trainingsgruppe üben. Dafür hat sie Abstriche gemacht. Denn die Konterspielerin, immerhin Dritte der deutschen Meisterschaften, ist nur für die Reservemannschaft gemeldet, die in der Zweiten Bundesliga spielt. Rohr wird jedoch auch Einsätze in der ersten Mannschaft bekommen, den ersten gleich am Sonntag. Ihr Ziel ist: „Ich will Deutsche Meisterin werden.“

So etwas hört Rainer Lotsch gern. Der Manager von 3B sagt: „Gaby ist fleißig und motiviert, sie wird ihre Chance nutzen.“ Beim TSV Betzingen ging es noch beschaulich zu, ihr Vater war der Hauptsponsor. Ihre Herkunft beschreibt die Schwäbin lachend als „dörflich, aber nicht bäuerlich“. In Berlin will Gaby Rohr das Abitur über Fernkurse nachholen, nachdem sie die Schule mit der mittleren Reife beendet hatte. Berlin ist ihr Schritt in eine neue Unabhängigkeit – nicht nur von ihrer Zwillingsschwester.

Jörg Petrasch

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