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Sport: Allein unter Stars

Trainer Camacho kündigt bei Real Madrid

Berlin Auch am Montag ließ sich José Antonio Camacho nicht mehr umstimmen. „Ich kann nicht mehr. Ich bin alleine. Der Kader steht nicht hinter mir“, hatte der Trainer von Real Madrid schon nach der 0:1-Niederlage seiner Mannschaft bei Espanyol Barcelona am Samstagabend gesagt. Deshalb bot er am Sonntag Real-Präsident Florentino Perez seinen Rücktritt von dem Posten an, den er erst vor dieser Saison übernommen hatte. Perez, der zunächst abgelehnt hatte, akzeptierte gestern nach einem Gespräch mit Camacho das Rücktrittsgesuch. Bis zum Ende der Saison soll nun der 53-jährige Mariano Garcia Remón, der bisherige Kotrainer, die Mannschaft trainieren. Er stand in den Siebzigerjahren bei Real im Tor. Nun soll er den Versuch unternehmen, das Starensemble unter Kontrolle zu bekommen.

Das war Camacho nicht gelungen. „Meine Idee von Fußball konnte die Mannschaft nicht umsetzen. Es hat einfach keinen Sinn gehabt“, sagte der 49-jährige Trainer, der sechzehn Jahre lang für Real gespielt hat. Der für seine Temperamentsausbrüche bekannte Camacho ist der einzige Trainer, der in den vergangenen 25 Jahren seinen Posten bei Real freiwillig geräumt hat – und das bereits zum zweiten Mal. 1998 hatte er nach nur 21 Tagen seinen Rücktritt erklärt, weil er sich mit Reals damaligen Vereinschef Lorenzo Sanz zerstritten hatte.

Sein gestriger Rücktritt stößt in Spanien auf wenig Verständnis. Die ersten beiden Spiele in der Primera Division hatte Real gewonnen, wenn auch nicht gerade überzeugend. „Der Trainer hätte wissen müssen, worauf er sich in Madrid einließ“, schreibt die Sportzeitung „As“. Und Zeitung „Marca“ ergänzte: „Der Trainer fügte dem Verein, den er über alles liebt, einen irreparablen Schaden zu.“ Camacho hatte sich schon seit Wochen darüber beschwert, dass die Mannschaft gegen ihn sei. Die Superstars Ronaldo und Luis Figo saßen nach ihrer Auswechslung beim 0:3-Debakel in der Champions League in Leverkusen am vergangenen Mittwoch beleidigt im Mannschaftsbus. Der Brasilianer Roberto Carlos übte öffentlich Kritik an den Methoden des Trainers. Und selbst der sonst zurückhaltende Zinedine Zidane bezeichnete die Methoden von Camacho als „Kulturschock“.

José Camacho, früher für seine Härte als Verteidiger bekannt, sollte das Team, das in der vergangenen Saison unter dem Portugiesen Carlos Queiroz keinen Titel gewann, mit Disziplin zurück zum Erfolg führen. Als er verpflichtet wurde, sagte Präsident Perez über den neuen Trainer, der mehr als vierhundertmal für Real auf dem Platz stand: „Camacho war immer in den Herzen aller Beteiligten und Anhänger des Vereins.“ Jetzt sind die Fans von ihrem Idol enttäuscht. Tsp

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