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Schwarze Feierbestien. Die deutschen Eishockey-Nationalspieler feiern sich und ihre zwischenzeitliche 4:0-Führung. Aber die Slowakei kommt noch einmal zurück und dreht fast das Spiel. Doch am Ende schlägt Deutschland nach Russland den zweiten Favoriten.Foto: Reuters

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Sport: Allen Stürmen widerstanden

Deutschland schlägt Gastgeber Slowakei 4:3 und ist erstmals seit 1933 wieder Gruppensieger bei einer WM

In der Slowakei gab es am Sonntagabend nur wenige Menschen, die nicht entweder Eishockey im Fernsehen schauten – oder in der WM-Halle von Bratislava waren. Überall wurden vor öffentlichen Bildschirmen kleine Partys gefeiert. Eishockey ist der Nationalsport Nummer eins der kleinen Republik, das Land fieberte mit seiner Nationalmannschaft, ein Sieg war eingeplant. Die Gastgeber trafen im zweiten Gruppenspiel auf die deutsche Auswahl, die den Slowaken den Spaß allerdings gründlich verdarb. 4:3 (0:0, 3:0, 1:3) besiegte Uwe Krupps Auswahl den WM-Gastgeber in einer am Ende dramatischen Partie, in der Deutschland schon 4:0 geführt hatte, bevor die Slowakei aufholte. Es war der zweite deutsche Sieg nach dem ebenfalls sensationellen 2:0 gegen Russland vom Freitagabend.

Damit hat sich die DEB-Auswahl schon vor dem letzten Gruppenspiel gegen Slowenien (Dienstag, 16.15 Uhr) für die WM-Zwischenrunde qualifiziert. Und zwar als Gruppen-Erster – zum zweiten Mal nach 1933. In der Eishockey-Neuzeit ist einer derartiger Coup noch keiner deutschen Eishockey-Nationalmannschaft geglückt. Krupps Team hat nun beste Chancen, das WM-Viertelfinale erreichen. Denn sie wird die sechs Punkte der beiden Siege mit in die Zwischenrunde nehmen.

„Es war ein anstrengendes Spiel“, sagte Krupp. „Wir haben gut gespielt in den ersten 40 Minuten, aber wir wussten, dass so Mannschaft mit so vielen Weltklassespielern noch ihre Tore schießen wird.“

Jugend setzte sich dabei gegen Erfahrung durch. Die Slowaken treten bei ihrer Heim-WM mit sieben Profis aus ihrem Weltmeister-Team von 2002 an, der Altersschnitt der Truppe um den Veteranen Jozef Stümpel (38 Jahre) liegt bei 31,3 Jahren. Das deutsche Team bringt es auf einen Schnitt von nur 26 Jahren. Die alten Herren machten, unterstützt von seinem entfesselten Publikum, zu Beginn und am Ende viel Druck. Uwe Krupps junge Wilde ließen sich jedoch nicht einschnüren. Das 2:0-Sieg gegen Russland hatte ihr Selbstvertrauen sichtlich gestärkt. Sie verteidigten mit aller Kraft, Dimitri Pätzold zeigte im deutschen Tor ebenso gute Reflexe wie Dennis Endras beim Auftakt und jubelte: „Wir sind super-happy!“

Und so überstanden die DEB-Profis in der siebten Minute eine fast zweiminütige Unterzahl ohne Gegentreffer. Der Düsseldorfer Patrick Reimer kam sogar zu einer Konterchance. Er wurde aber gefoult und könnte den fälligen Penalty nicht verwandeln.

Im Mitteldrittel sorgten Krupps Profis dafür, dass sich die Laune des Publikums drastisch verschlechterte. Die Slowaken stürmten wütend, aber weitgehend konzeptlos, ihr Team wirkte nicht homogen. Die Deutschen hielten robust dagegen – und sie schalteten immer wieder blitzschnell von Verteidigung auf Angriff um. So traf Marcel Müller nach Pass von Thomas Greilinger zum 1:0 (25.). Gegen Mitte des Drittels erhöhten die Gastgeber zwar den Druck, Pätzold fing jedoch alles ab. Als der Kölner John Tripp, der zum besten Mann im deutschen Team gewählt wurde, nach schönem Querpass von Felix Schütz auf 2.0 erhöhte (34.), waren erste Pfiffe zu hören. Sie wurden lauter, nachdem der Berliner Frank Hördler gut drei Minuten später das 3:0 für Deutschland markiert hatte, die Vorlage kam von Christoph Ullmann. Nach Hördlers 4:0 zu Beginn des Schlussdrittels (44.) bäumten sich die alten Herren aber noch einmal erstaunlich auf. Nagy, Stümpel und Demitra brachen ihr Team innerhalb von sieben Minuten auf 3:4 heran. Die deutsche Auswahl war verunsichert, fing sich aber in der Schlussphase wieder. Und überstand auch den finalen Ansturm der Slowaken.

 Christiane Mitatselis[Bratislava]

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