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Sport: Alles auf Anfang

Alba Berlin nimmt die Zwischenrunde der Europaliga auf die Tagesordnung

Berlin. Kaum zu glauben, dass diese Finger zärtlich sein können. Eine Stunde zuvor hämmerten sie noch einen Basketball brutal durch den Ring. Nun umschließen die Finger von Quadre Lollis eine Traube mit Weintrauben und drapieren sie gefühlvoll auf einer Serviette. Danach geht der US-Amerikaner von Alba Berlin zurück zum Büfett, holt weitere Weintrauben und schichtet sie zu einem großen Haufen, den er schließlich mit einer weiteren Serviette abdeckt. Quadre Lollis lächelt. Er mag es gerne reichlich.

Das kann Alba Berlin nur freuen. Lollis sammelte beim 84:70 in der Europaliga über Cibona Zagreb die meisten Punkte (21), die meisten Rebounds (14) und die meisten Weintrauben (genaue Anzahl unbekannt). „Er hat sein bestes Spiel bei uns gemacht“, sagte Trainer Emir Mutapcic. Mit einem phänomenalen Dunking in der Schlussminute hatte der Power Forward seine spektakuläre Vorstellung beschlossen. „Sensationell“, sagte Mannschaftskapitän Henrik Rödl, „ich frage mich immer wieder, wie er die Rebounds holt.“ Auch die Fans in der Max-Schmeling-Halle staunten über das Sprungvermögen des zwei Meter großen Flügelspielers.

Doch der Sieg über Zagreb war nicht allein die Show des Quadre Lollis. Es war die Ankunft des Deutschen Meisters in der Europaliga. Mit zwei Siegen und drei Niederlagen bleiben die Berliner in der Gruppe A auf dem siebten Platz. Doch die Teams liegen eng zusammen. Nur ein Sieg trennt die Mannschaften von Platz zwei bis sieben. Am kommenden Donnerstag hat Alba im Heimspiel gegen Pau-Orthez die Chance, sich in der Tabelle nach vorne zu arbeiten. „Wir haben es wieder in den eigenen Händen, in die nächste Runde zu kommen“, sagte Lollis. Alba war mit drei Niederlagen in die Europaliga gestartet und hatte den Eindruck hinterlassen, als sei die Liga eine Nummer zu groß. Nun sagt Cibonas Trainer Jasmin Repesa: „Alba ist eine ernst zu nehmende Mannschaft.“

Das Team, das vier Zugänge integrieren musste, hat sich gefunden. „Die vergangene Woche war sehr wichtig für uns“, sagt Rödl. Alba hatte in der Bundesliga in Braunschweig und bei AEK Athen gewonnen. „Athen war ein Riesenschritt“, sagt Rödl. Der erste Sieg in der Europaliga steigerte das Selbstvertrauen enorm. Wie gegen Zagreb dann zu sehen war. Rödl sagt: „Das war unser bestes Spiel in dieser Saison.“

Alle Spieler aus der Startformation hatten überzeugt. Neben Lollis beeindruckte auch Centerspieler Jovo Stanojevic (20 Punkte, fünf Rebounds) mit seinen Hakenwürfen. Cibona musste sich in der Verteidigung auf die beiden gefährlichen Alba-Spieler unter dem Korb konzentrieren, weshalb Marko Pesic (10 Punkte), DeJuan Collins (18 Punkte) oder Henrik Rödl (7 Punkte) vermehrt freie Würfe bekamen. Eine gute Dreierquote von 56 Prozent war die positive Folge.

Allerdings klaffte zwischen der ersten Fünf und dem Rest des Teams eine Leistungs-Lücke. Als im zweiten Viertel die Bankspieler auf dem Parkett standen, ging der Abschnitt 10:23 verloren. Das entscheidende dritte Viertel wiederum hatte Alba 30:12 gewonnen. Mit der ersten Fünf. „Vielleicht war es in der Halle zu kalt“, glaubte Mutapcic. Die Bankspieler seien nicht warm genug in das Spiel gegangen. Der Mannschaftskapitän, der von Beginn an spielte, sagte: „Ich kann das nicht beantworten, ich gehörte demnach zu den warmen Spielern.“

Wirklich heiß aber war Quadre Lollis. „Er ist nicht gerade der begnadetste Dreipunktewerfer“, erzählte Rödl. Umso erstaunlicher, dass der US-Amerikaner mit allen seinen drei Dreipunktewürfe erfolgreich war. Auch in Braunschweig hatte er zwei von drei Distanzwürfen mit Erfolg abgeschlossen. „Coach Mutapcic macht einen guten Job, weil er seine Wurfqualitäten fördert“, lobte Guy Zucker, Lollis’ Agent.

Als Distanzwerfer war Lollis eigentlich gar nicht vorgesehen. Alba hatte den Zugang von Ülker Istanbul vornehmlich als Rebounder und Scorer eingekauft. Absichtlich wurde ein Spieler geholt, der vom Typus nicht zu sehr an Wendell Alexis erinnert. Damit er nicht ständig an seinem Vorgänger gemessen wird. Doch wenn Lollis nun auch aus der Distanz trifft, ist der Unterschied zwischen Lollis und Alexis nicht mehr groß. Gut für Lollis.

Am Sonntag (15 Uhr, Max-Schmeling-Halle) gegen Brandt Hagen möchte Alba die Erfolgsserie in der Bundesliga fortsetzen. „Wir werden besser“, sagt Lollis, „aber wir sind noch nicht so gut, wie wir es sein sollten.“ Geht es nach ihm, war die Show gegen Zagreb kein Ende einer Entwicklung. Sondern der Anfang.

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