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Start in eine bessere Zukunft? Der zweifache Torschütze Heung-Min Son (oben) will abheben. Foto: Reuters

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Sport: Alles gut zum Geburtstag

Der Sieg gegen Dortmund hat dem Hamburger SV den Glauben an sich selbst zurückgegeben.

Die große Geburtstagsfeier steht vor der Tür. Seit Wochen beschäftigt die Gala zum 125-jährigen Bestehen am kommenden Samstag den Hamburger SV beinahe so sehr wie das aktuelle Spielgeschehen. So war es kein Wunder, dass der Hamburger Trainer Thorsten Fink nach dem glücklichen 3:2-Sieg gegen Meister und Pokalsieger Borussia Dortmund einmal tief durchatmete und sagte: „Man mag sich gar nicht vorstellen, wie es gewesen wäre, den Geburtstag mit null Punkten zu feiern.“

Pfiffe beim Wiegenfest? Das schlimmste Stimmungstief dürfte nach dem ersten Pflichtspielsieg der Saison verhindert worden sein – von einer Mannschaft, die im Grunde nur eine Primärtugend des Fußballs anbot. Gegen ein Team, das den HSV in der letzten Viertelstunde an die Wand spielte, schmiss sich Kapitän Heiko Westermann in die Schüsse, knallte Verteidiger Marcell Jansen den Ball auf die Tribüne, rammte Michael Mancienne die Kugel per Kopf ins Niemandsland. Wie eine unterklassige Mannschaft im Pokal hielt der HSV der späten Wucht des BVB stand und verdiente sich diesen Sieg – natürlich nur, weil bei René Adler die starke Form der ersten Wochen anhält und der Torhüter fünf beste Chancen der Dortmunder zunichte machte. Erstaunlich, wie gegenwärtig Adler wirkt, trotz seiner langen Verletzungspause. Es ist ein Unterschied, ob man nur ein ordentlich haltender Torwart wie Jaroslav Drobny ist oder ein Mann mit Ausstrahlung.

26 Torschüsse der Borussia warf die Statistik am Ende aus. Nur sechs des HSV waren dabei. Wenn die Vorlagen allerdings so präzise kommen wie am Samstag, könnten die Hamburger öfter eine ähnlich erstaunliche Effektivität erzielen. Zweimal legte Rafael van der Vaart bei seinem Heimspieldebüt derart gekonnt auf, dass nicht mehr allzu viel dazugehörte, den Ball ins Netz zu befördern. Heung-Min Son schon nach zwei Minuten mit dem Kopf zum 1:0 und Ivo Ilicevic nach 55 Minuten zum 2:1 profitierten vom Können des kleinen Niederländers, der dem ganzen HSV-Spiel eine Stütze war. Ivan Perisic hatte für den BVB gleich nach der Pause ausgeglichen und auch das 2:3 erzielt, nur eine Minute, nachdem wiederum Son der dritte Hamburger Treffer gelungen war.

Van der Vaart arbeitete sogar nach hinten zufriedenstellend mit, so dass sein erster Einsatz in dieser Saison vor heimischem Publikum eine echte Bereicherung war. „An Rafael können sich alle hochziehen“, sagte Torwart Adler später. Van der Vaart hatte gleich nach dem Spiel nur noch ein Ziel: „Es ist so eine Erleichterung, gegen diese super Mannschaft zu gewinnen. Ich bin jetzt einfach nur kaputt. Ich gehe heute früh ins Bett.“ Mögen die Zweifel an den offensiven Qualitäten dieser Hamburger Elf bestehen bleiben – die Stürmer Artjoms Rudnevs und später Marcus Berg blieben den Nachweis ihrer Erstliga-Tauglichkeit schuldig –, so bringen van der Vaarts Vorlagen den HSV wenigstens mal in die Nähe des Tores.

Inmitten des Jubels wirkte Trainer Thorsten Fink zurückhaltend, fast abwesend. Er war in einigen Beiträgen verspottet worden, weil er sinngemäß gesagt hatte, vielleicht komme der BVB gerade recht. Übelmeinende hatten das als unpassende HSV-Großmannssucht ausgelegt. Was er tatsächlich gemeint hatte, erklärte Fink am Samstag noch einmal in aller Ruhe: „Dortmund hat ein schweres Champions-League-Spiel in den Knochen und kommt zu einer unten stehenden Mannschaft, von der keiner einen Sieg erwartet. So etwas ist schwer für den Favoriten. Das weiß ich noch aus meiner Zeit als Bayern-Spieler. Weil wir eigentlich keinen Druck hatten – deswegen habe ich mir etwas ausgerechnet.“

Vielleicht befreit der erste Saisonsieg den HSV von seiner Zentnerlast. Die Zeichen stehen gar nicht so schlecht. René Adler, Marcell Jansen, Heung-Min Son und auch die beiden Neuen Milan Badelj und Rafael van der Vaart wirken stabil-formstark. Jansen machte als linker Verteidiger sehr wenige Fehler und signalisierte dem Team durch gute Grätschen sehr früh, dass es sich lohnen würde, zu kämpfen. „Wir sind nicht so schlecht, wie wir immer gemacht werden“, sagte er später, „ich hoffe, dass es bei uns jetzt endlich aufwärts geht.“ Damit am Samstag auch der aktuelle HSV-Jahrgang ein bisschen mitfeiern darf.

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