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Sport: Alles im roten Bereich

Die Mauscheleien von Ferrari sind in Österreich vergessen

Spielberg. Pfiffe für Ferrari gibt es auf dem A1-Ring nicht mehr, bei den Fans auf den Rängen dominiert wieder die rote Farbe des italienischen Automobilherstellers. Die Zeit in der Formel 1 ist eben schnelllebig. Was im vergangenen Jahr passierte, als das Ferrari-Team beim Grand Prix in Österreich alle zum Narren hielt, interessiert im Moment kaum noch. Michael Schumacher bekam damals den Sieg geschenkt, weil sein Teamchef Jean Todt der Nummer zwei im Team, dem Brasilianer Rubens Barrichello, auf der Zielgeraden das Bremsen befahl.

Schumacher möchte das Thema am liebsten abgehakt wissen. „Was letztes Jahr passiert ist, war unschön“, sagt der fünfmalige Weltmeister. Ob ihn das Pfeifkonzert bei der Siegerehrung, die weltweiten Proteste und die eine Million Dollar Geldstrafe vom Automobil-Weltverband Fia zu dieser Meinung gebracht haben? Man darf dem deutschen Formel-1-Star durchaus glauben, dass er es ehrlich meint. Eine Wiederholung ist dennoch nicht ausgeschlossen.

Das Problem ist, dass Michael Schumacher ohne Wenn und Aber auf Jean Todt hört. Er nennt den kleinen Franzosen seinen persönlichen Freund. In der Formel-1-Szene fragen sich jedoch viele, warum in dieser Freundschaft nur einer das Sagen hat – Todt. Michael Schumacher war fünfmal Weltmeister, er fährt in Österreich seinen 184. Grand Prix, sollte er gewinnen, wäre dies der 67. Sieg seiner Karriere. Wer, wenn nicht Schumacher, sollte Todt widersprechen dürfen. Trotzdem lässt seine Aussage, dass das Jahr 2002 nicht wiederholbar sei, einige Interpretationen zu.

Ein organisatorischer Fehler

Ein klares Nein zu einer teaminternen Absprache, welcher der beiden Fahrer zu gewinnen habe, ist bisher weder von Schumacher noch von Todt zu hören gewesen – obwohl der Artikel 148 des Fia-Sportgesetzes die Teamorder inzwischen verbietet, auch wegen der Erfahrungen vom vergangenen Jahr. Jean Todt spricht heute noch von einem „organisatorischen Fehler“, der ihm damals unterlaufen ist, als er Barrichello aufforderte: „Let pass Michael for the championship.“ Lass Michael vorbei für den WM-Titel!

Wenn Todt von einem organisatorischen Fehler spricht, heißt das womöglich nur, dass sich das Team in Zukunft in einer ähnlichen Situation geschickter anzustellen habe, um eine Stallregie zu Gunsten Schumachers durchzudrücken. Möglichkeiten gibt es trotz Verbot weiterhin genug. Ein nicht ganz geglückter Boxenstopp bei Barrichello zum Beispiel könnte schon ausreichen, damit die Ferraris in der gewünschten Reihenfolge über die Ziellinie fahren. „Wir werden ganz genau aufpassen“, hat Fia-Präsident Max Mosley bereits angekündigt. Das müssen sie wahrscheinlich auch, denn Jean Todt denkt in der Angelegenheit überaus pragmatisch: „Wenn wir wieder in einer Position sind wie vor einem Jahr, dann können wir nicht vorhersagen, was passieren wird.“

Die Gunst der Stunde

Zwar ist es noch weit bis zum sechsten WM-Titel für Schumacher, aber im sechsten Rennen der Saison auf dem A1-Ring geht es immerhin um die Führung im Gesamtklassement. Wenn Schumacher seinen Boliden am Sonntag als Erster über die Ziellinie bringt und der momentane WM-Spitzenreiter, der Finne Kimi Räikkönen im McLaren-Mercedes, nicht Zweiter wird, steht Michael Schumacher wieder auf Platz eins im Gesamtklassement.

Für Ferrari kommt es darauf an, die Gunst der Stunde zu nutzen. Beim Konkurrenten BMW-Williams ist der Motor zwar genauso stark wie bei Ferrari (angeblich 890 PS), das Chassis aber kann mit dem so genannten Roten Hai der Italiener nicht mithalten. Auch McLaren-Mercedes fährt dem Ferrari im Moment ein wenig hinterher. Erst am kommenden Mittwoch in Le Castellet wird Mercedes den neuen Wagen erstmals testen. Der Zeitpunkt für Ferrari ist also äußerst günstig, der Konkurrenz gerade in dieser Phase ein ganzes Stück wegzufahren. Das bedeutet, dass die Italiener alles zu Gunsten Schumachers organisieren werden. Wenn nötig. Bei den zurückliegenden beiden Rennen in Imola und in Barcelona hat der Weltmeister auch ohne fremde Hilfe gewonnen.

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