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Sport: Alles kein Problem

Albas Basketballer fliegen in die Türkei und fühlen sich sicher

Berlin. Die Entscheidung fiel erst am Abend vor dem Abflug. Zwei Stunden saßen die Basketballer von Alba Berlin und Präsidiumsmitglieder an jenem 9. Oktober 2001 zusammen und diskutierten, ob sie zum Europaligaspiel nach Tel Aviv fliegen sollten. Dann entschied der Vorstand gegen den Willen einiger Spieler, dass Alba in Israel antreten würde – trotz der Gefahr von Anschlägen einen Monat nach dem 11. September und nur wenige Tage nach den ersten US-Angriffen auf Afghanistan. Einige Spieler kämpften lange mit ihrer Angst, erst am Flughafen war klar, dass alle mitreisen würden.

So lange muss Albas Trainer Emir Mutapcic sich diesmal nicht gedulden. Der verletzte Szymon Szewczyk bleibt in Berlin, die übrigen Spieler fliegen heute nach Istanbul, auch Mithat Demirel (Rückenprobleme), Stefano Garris (Bluterguss im Knie) und Marko Pesic (krank). „Anschläge gibt es nicht nur in Istanbul, wir leben in einer solchen Gesellschaft. Morgen kann so etwas auch in Berlin passieren“, sagt Trainer Emir Mutapcic über den Sport nach den Bomben von Istanbul. Während die Fußballer von Galatasaray Istanbul ihr Champions-League-Spiel gegen Juventus Turin am Mittwoch aus Sicherheitsgründen in Dortmund austragen, muss Alba bei Efes Istanbul antreten. Das entschied die Union Europäischer Basketball-Ligen (Uleb), um den „sportlichen Wettbewerb zu erhalten“, erklärt Uleb-Mediendirektor Vladimir Stankovic. Schon vergangene Woche spielte Ülker Istanbul gegen das Team von Lottomatica Roma – in derselben Halle, in der morgen Abend Alba spielen wird. Dabei überprüfte die Uleb die Sicherheitsvorkehrungen, „alles war in Ordnung“, sagt Stankovic.

Das Auswärtige Amt empfiehlt, nicht unbedingt notwendige Reisen nach Istanbul zu verschieben. Dennoch habe es eine Diskussion ähnlich wie die vor zwei Jahren nicht gegeben, sagt Mutapcic. „Es ist schlimm, was passiert ist, aber wir sind Profis, wir müssen vor allem daran denken, wie wir gewinnen“, meint auch Centerspieler Jovo Stanojevic – ein bisschen klingt es, als wolle er die Gefahr wegreden, um sich selber zu beruhigen.

Teoman Öztürk, der 1997 bis 2000 bei Ülker und Galatasaray Istanbul spielte, geht „davon aus, dass nichts passiert. Man kann auch von einem Auto überfahren werden. Wir sind die meiste Zeit im Hotel und haben gar keine Zeit, an einen Ort zu gehen, der als Anschlagsziel ausgewählt werden könnte.“ Am Flughafen werden die Berliner von Sicherheitskräften empfangen, „die uns immer begleiten werden. Efes tut deutlich mehr als sonst, das zeigt, dass sie es ernst nehmen“, bestätigt Manager Carsten Kerner.

Die jetzige Situation sei nicht mit Tel Aviv 2001 zu vergleichen, findet Öztürk, „nach dem 11. September war das doch ein bisschen was anderes, vor allem für unsere US-Amerikaner“. Wendell Alexis, der inzwischen beim Mitteldeutschen BC spielt, hatte bei den Anschlägen auf das World Trade Center seine Schwägerin verloren, Derrick Phelps hatte schlicht Angst. Andere Spieler waren verunsichert angesichts der Weltlage, die sich so dramatisch verändert hatte.

Nun denken die Berliner vor allem über eines nach: wie sie Efes im siebten Vergleich endlich das erste Mal schlagen können.

Helen Ruwald

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