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Trauriges Ende. Sebastian Vettel versucht, den erneuten Ausfall zu verkraften. Foto: dpa

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Sport: Alles Mist

Nach dem erneuten Defekt lässt Vettel seinem Frust freien Lauf und schimpft: „Das geht mir auf die Eier“

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Am Sonntag konnte auch Sebastian Vettel seinen Frust nicht mehr verstecken. Der sonst so smarte 22-Jährige fand drastische Worte, die die polierte Sprache der Großfirmen-PR hinter sich ließen und die Nähe der legendären „Käse-Mist-Scheißdreck“-Rede von Rudi Völler suchten. „Man kann nix dran ändern, aber es ist schon Scheiße“, kommentierte Vettel seine Gefühlslage in Melbourne deutlich, nachdem ihn zum zweitenmal innerhalb von 14 Tagen ein technisches Problem an seinem Red Bull einen sicheren Grand- Prix-Sieg gekostet hatte. „Das geht mir auf die Eier.“ Es gab wohl keinen im Fahrerlager, ja nicht einmal in seinem Team, der ihm diese deutliche Wortwahl übel nahm. Selbst die Konkurrenz bekommt langsam Mitleid mit dem gebeutelten Heppenheimer. Michael Schumacher jedenfalls beteuerte glaubhaft, er hoffe, „dass seine Pechsträhne jetzt endlich mal vorbei ist“.

Zum zweiten Mal hintereinander hatte Vettel eine perfekte Leistung abgeliefert und war trotzdem nicht belohnt worden. Wie in Bahrain war Vettel auch in Melbourne von Startplatz eins ins Rennen gegangen, hatte souverän geführt und war dann von einem Defekt ereilt worden. In der 26. Runde segelte er ins Kiesbett, und was Vettel zunächst als „explodierte Bremsscheibe“ deutete, entpuppte sich nach genauerer Untersuchung als beim Boxenstopp nicht gut montiertes Rad, an dem die Bremse nicht mehr greifen konnte.

Kein Wunder, dass der Heppenheimer bitter enttäuscht war und im ersten Moment „am liebsten direkt nach Hause geflogen“ wäre. Doch der nächste Grand Prix findet schon in einer Woche in Malaysia statt. Dass er dort mit dem derzeit schnellsten Auto im Feld wieder die Chance hat, doch endlich einmal den verdienten Lohn für seine Glanzvorstellungen zu kassieren, vermochte ihn nicht zu trösten. So trat Vettel eine Viertelstunde nach seinem Ausfall deprimiert und geknickt vor die Kameras der Weltpresse. Mit den Tränen kämpfend erklärte er das Drama, das sich schon zwei Runden vor dem eigentlichen Ausfall angekündigt hatte: „Zuerst habe ich vorne links im Rad einen Funkenregen gesehen. Ich wollte schon an die Box kommen, da hat sich alles wieder stabilisiert. Also bin ich draußen geblieben.“

Doch dann, in Kurve 13 der 26. Runde, passierte es: „Ich habe sie ganz vorsichtig angebremst, doch da war nur noch ganz wenig Bremswirkung und es ging ab ins Kiesbett. Ich versuchte dann irgendwie auf die Rettungsstraße hinter dem Kiesbett zu kommen, aber das Auto hatte sich eingedreht. Es hätte eh nichts mehr genützt, wenn ich es zurück an die Boxen geschafft hätte. Das Rad war kaputt.“ Dann schluckte er kurz und schob hinterher: „Von meiner Seite hätte ich nichts besser machen können. Nach Bahrain jetzt schon wieder mit so einem Mist dazustehen, ist schon ärgerlich.“ Er weiß, dass er mit 50 Punkten als klarer WM-Spitzenreiter hätte nach Malaysia fahren können.

Stattdessen sind es nur 12 Zähler, und 25 Rückstand auf den führenden Ferrari-Piloten Fernando Alonso. Dazu kommt die sicherlich wachsende Verunsicherung, dass das Thema Defekte bei Red Bull auch in diesem Jahr wieder zum Dauerthema zu werden scheint. „So etwas kann passieren“, erklärte Red-Bull-Motorsportkoordinator Helmut Marko. „Wir müssen aber dafür sorgen, dass es nicht mehr passiert.“ Ob es diesmal nach dem Zündkerzenversagen in Bahrain ein Fehler eines Mechanikers gewesen sei, ließ sich Marko nicht entlocken. Auch Sebastian Vettel vermied konkrete Schuldzuweisungen. „Das ist nicht der Fehler von jemandem“, sagte er, „aber wir müssen die Zuverlässigkeit in den Griff bekommen.“ Dann gab Sebastian Vettel noch sein Ziel für das Rennen in Malaysia aus: das Ziel. „Wir müssen endlich mal die karierte Flagge sehen.“

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