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Sport: Alt-Berlin gewinnt

Dank des 33-jährigen Andreas Schmidt gelingt Hertha BSC in Dortmund mit 2:1 der erste Auswärtssieg

Kurz vor dem Anpfiff betrieb Norbert Dickel noch einmal Sympathiewerbung für die Gäste aus Berlin. Der Stadionsprecher von Borussia Dortmund berichtete, er habe bei einem Fan von Hertha BSC ein T-Shirt mit der Aufschrift „100 Prozent Hertha, 150 Prozent Anti-Schalke“ gesehen. Das Volk grölte. Normalerweise sind solche Pro-Hertha-Bekundungen gar nicht nötig. Die Berliner sind in Dortmund gern gesehen, weniger wegen ihrer Abneigung gegen Schalke 04 als wegen ihrer zuvorkommenden Art. Nur ein einziges Mal, vor 34 Jahren, hatten sie beim BVB gewonnen, gestern aber beendete Hertha mit einem hart erkämpften 2:1 und dem ersten Auswärtssieg dieser Saison diese traurige Serie.

„Wir haben unsere Chancen sehr konsequent genutzt“, sagte Andreas Schmidt. Der 33-Jährige, der hauptberuflich für Hertha in der Regionalliga spielt, war kurzfristig in die Profimannschaft aufgerückt. Trainer Falko Götz musste neben Yildiray Bastürk und Kevin-Prince Boateng auch Pal Dardai und Christian Gimenez ersetzen. Dardais Position im defensiven Mittelfeld besetzte er mit Schmidt und Sofian Chahed doppelt, davor postierte er drei offensive Spieler (Chinedu Ede, Gilberto und Ashkan Dejagah) und nur einen Stürmer (Marko Pantelic). „Wir wollten versuchen, die Dortmunder immer wieder mit überfallartigen Kontern in Verlegenheit zu bringen“, sagte Götz.

Mit seinen Entscheidungen hatte Herthas Trainer alles richtig gemacht. Die beiden Neuen, Schmidt und Ede, waren an den frühen Toren der Berliner entscheidend beteiligt. In der zehnten Minute köpfte Schmidt einen Freistoß von Dejagah zum 1:0 ins Tor, obwohl gleich zwei Gegenspieler, Christian Wörns und Nelson Valdez, ihn bedrängten. Für den Mittelfeldspieler war es das erste Bundesligator seit Dezember 2001.

Fünf Minuten nach der Führung war zu besichtigen, wie Götz sich den Auftritt seiner Mannschaft vorgestellt hatte. Nach einer Ecke für die Borussen kam Josip Simunic an den Ball, der leitete weiter auf den flinken Ede, dessen flaches Zuspiel in die Mitte verwertete Gilberto zum 2:0. Drei Stationen auf dem Weg ins Glück. „Der Doppelschlag war sehr wichtig“, sagte Schmidt. Zweimal hatten die Berliner aufs Tor geschossen, zweimal hatten sie getroffen. Dortmunds Trainer Bert van Marwijk klagte: „Wir haben zweimal geschlafen.“

Das einzig Positive aus seiner Sicht war, dass den Borussen noch 75 Minuten für die Wende blieben und nach dem Anschlusstreffer immer noch mehr als 65. Dem 1:2 ging ein schwerer Fehler von Dick van Burik voraus. Anstatt den Ball aus dem Strafraum zu schlagen, wartete er darauf, dass Christian Fiedler eingriff, behinderte den Torhüter dabei aber so, dass der den Ball wieder losließ und bei seinem zweiten Rettungsversuch Valdez von den Beinen holte. Den Foulelfmeter verwandelte Alexander Frei.

Dortmund wurde nun stärker, spielte vor allem bis zur Pause sehr ansehnlich, während die Berliner kaum noch Konterchancen hatten. In der zweiten Hälfte versuchten es die Borussen immer wieder mit hohen Bällen in den Strafraum, was Herthas langen Innenverteidigern Simunic und van Burik einen ereignisreichen Arbeitstag, jedoch nicht allzu viel Mühe bereitete. „Sie mussten mit langen Bällen agieren, weil wir sehr tief standen“, sagte Andreas Schmidt, der drei Minuten vor Schluss mit letztem Einsatz den Ausgleich verhinderte, als er einen Aufsetzer von Florian Kringe mit dem Kopf zur Ecke lenkte. Dass auch die anderen Berliner alles gegeben hatten, zeigte sich nach dem Abpfiff. Nur Malik Fathi und Christian Fiedler schafften es noch, die Arme zum Jubeln in die Höhe zu bringen.

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