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Sport: Am Ende stark

In einem hart umkämpften Spiel erzielt die deutsche Mannschaft in letzter Minute das 1:0 gegen Polen

… und dann kam die große Sekunde von David Odonkor. Der Dortmunder gab in seinem Stadion in der allerletzten Minute die entscheidende Flanke im Spiel gegen Polen, die Oliver Neuville zu einem hart erkämpften 1:0 (0:0) gegen Polen über die Linie schubste. Nach einem am Ende starken Spiel steht Deutschland nun vor dem Einzug ins Achtelfinale, Polen dagegen vor dem Aus.

Jürgen Klinsmann hatte im zweiten Spiel der Gruppe A die Elf vom Eröffnungsspiel vertraut – natürlich mit einer wichtigen Ausnahme. Der Bremer Tim Borowski blieb auf der Bank und räumte im Mittelfeld den Platz für Ballack, den Klinsmann vor dem Spiel als seine Lokomotive bezeichnet hatte. Die Lokomotive führte den Deutschland-Zug an. Kapitän Michael Ballack, der gegen Costa Rica noch zuschauen musste, betrat nach seiner auskurierten Wadenverletzung als Erster das Dortmunder Stadion. Polens Trainer Pawel Janas hatte seine Mannschaft nach dem enttäuschenden 0:2 gegen Ekuador auf drei Positionen verändert. Verteidiger Bartusz Bosacki rückte für Mariusz Jop in die Abwehr, für den Mittelfeldspieler Miroslaw Szymkowiak brachte Janas in Ireneusz Jelen, und er stellte Ebi Smolarek in Maciej Zurawski eine Sturmkollegen an die Seite.

Welch schwere Aufgabe die deutsche Elf erwarten würde, wurde erstmal nach drei Minuten deutlich, als Jacek Krzynowek nach einem harten Foul gegen Bernd Schneider die erste Gelbe Karte erhielt. Der erwartete Sturmlauf der Polen blieb jedoch zunächst aus. Sie begannen unter dem ohrenbetäubenden Lärm der 65 000 Zuschauer, darunter viele Polen, spieltechnisch verhaltener als erwartet.

Die Elf von Jürgen Klinsmann übernahm daher von Beginn an die Initiative. Die erste Torchance hatte in der 9. Minute aber Polen, doch Jens Lehmann hatte mit Zurawskis Flachschuss keine Probleme. Artur Boruc im polnischen Tor musste sich schon mehr strecken, um Miroslav Kloses Schuss nach Zuspiel von Ballack im direkten Gegenzug zu halten.

In der Folge steigerten die Gäste ihren Einsatz noch und kamen besser ins Spiel. Sie bedienten sich einer Taktik, die eigentlich nur die Deutschen kennen: den Schneid abkaufen. Mit hohem Körpereinsatz störten sie die Spielordnung ihres Gegners und kamen vor allem bei Standardsituationen gefährlich vor Lehmanns Tor. Klinsmanns Elf benötigte eine Weile, mit diesem Spielstil zurechtzukommen; erst in der 21. Minute kam sie zur ersten großen Chance. Klose köpfte nach Philipp Lahms Flanke knapp vorbei. In der 30. Minute schoss Ballack das erste Mal in Richtung Artur Boruc; er hatte sichtlich Schwierigkeiten, die Rolle als Lokomotive der Mannschaft auszufüllen.

Die Deutschen waren zwar optisch überlegen und verbessert in der Defensive, aber nicht dominant. Erst gegen Ende der ersten Halbzeit gewann der dreimalige Weltmeister die Hoheit ein wenig zurück – vor allem, wenn Lahm auf der linken Seite wirbelte. Der Münchner fand Lukas Podolski mit einer Hereingabe, der Kölner drehte sich und zog ab, scheiterte aber an Boruc. In der 45. Minute führte eine Kombination mit denselben Protagonisten zur nächsten Chance. Podolski, wie sein engagierter Sturmpartner Klose mit polnischen Wurzeln, schob rechts am Tor seines Geburtslandes vorbei.

Zu Beginn der zweiten Hälfte erhöhten die Polen das Risiko. Sie agierten nun mit drei Spitzen, und das führte dazu, dass Ballack nach einem taktischen Foul als erster deutscher Spieler der WM Gelb sah. Die deutsche Elf verstand es selten, die frei gewordenen Räume zu gefährlichen Kontern zu nutzen. Klinsmann reagierte und brachte den schnellen David Odonkor für den erneut schwachen Rechtsverteidiger Arne Friedrich und später Oliver Neuville für Podolski. In der 65. Minute war es jedoch Klose, der seine dritte große Möglichkeit bekam – wieder hielt Boruc.

Der Bremer war es auch, der bei einem Konter in der 75. Minute Gelb-Rot für Radoslaw Sobolewski provozierte. Nach dem Platzverweis zog sich Polen an den eigenen Strafraum zurück. Erst in der Schlussphase spielte Deutschland wie ein Titelanwärter und holte Chance um Chance heraus. Doch ausgerechnet der als Torwartclown verlachte Artur Boruc wurde beinahe zum Helden. Erst verwehrte er einem starken Solo von Lahm den krönenden Abschluss, dann hielt er einen Schuss von Neuville aus nächster Nähe. Und als er geschlagen war, da rettete die Latte zweimal gegen Klose und Ballack. Nur gegen Odonkor und Neuville halfen weder Boruc noch Latte.

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