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Die Hoffnung festhalten. Hansas Sebastian Pelzer und Trainer Wolfgang Wolf trennt bei vier Punkten Rückstand auf Platz 16 und nur noch zwei Spielen nicht mehr viel vom Abstieg. Heute muss Hansa beim 1. FC Union gewinnen, um noch ein Chance zu haben. Foto: dpa

© dapd

Sport: Am Ende

Hansa Rostock wird heute wohl absteigen. Noch größere Folgen hätte aber die drohende Insolvenz.

Es passt irgendwie in das Bild des Niedergangs: Als Hansa Rostock vor knapp einer Woche beim FC St. Pauli die fast letzte Chance auf den Verbleib in der Zweiten Liga verspielte, haben das die eigenen Fans nur am Rande mitbekommen. Ihnen war der Zutritt zum Millerntor-Stadion verwehrt worden. Die Hamburger Polizei hatte den Verkauf von Eintrittskarten an Rostocker Anhänger aus Angst vor Ausschreitungen untersagt. Etwa 1700 Rostocker Fans protestierten in Hamburg friedlich gegen das Stadionverbot.

Sie verpassten eine unterhaltsame Zweitliga-Partie mit einem bitteren Ende für Hansa Rostock: Nach der 0:3-Niederlage bei St. Pauli ist Hansa Rostocks Abschied aus dem Profifußball so gut wie besiegelt. Zwei Spieltage vor Saisonende beträgt der Rückstand auf Relegationsplatz 16 vier Punkte. Schon am Sonntag nach dem Spiel beim 1. FC Union (Beginn 13.30 Uhr, Stadion an der Alten Försterei) könnte der Traditionsklub von der Ostsee zum zweiten Mal in seiner Vereinsgeschichte als Zweitliga-Absteiger feststehen. Selbst ein Sieg würde den Rostockern nicht reichen, wenn gleichzeitig die direkten Tabellennachbarn Karlsruhe, Aue und Cottbus ihre Spiele gewinnen.

Mit Union dürften die Rostocker zudem unangenehme Erinnerungen verbinden. Mit 5:2 hatten die Berliner die Rostocker im Hinspiel deklassiert und damit den besorgniserregenden Zustand der Rostocker Mannschaft schonungslos offengelegt. Nach einer weiteren Niederlage im darauffolgenden Spiel gegen Greuther Fürth wurde Anfang Dezember 2011 der damalige Hansa-Trainer Peter Vollmann entlassen. Wolfgang Wolf übernahm Vollmanns Job. Hansa zeigte spielerische Fortschritte, konnte aber kaum einmal gewinnen. Lediglich eine Miniserie von drei Siegen in Folge ließ vor kurzem die Hoffnung auf den Klassenverbleib noch mal aufflackern.

Vor dem für Hansa nun so wichtigen Ost-Derby gegen Union versucht Wolf seinen Spielern noch einmal Willensstärke und Optimismus einzuhauchen und die letzten Reserven zu mobilisieren. Doch Wolf gibt zu, dass die Stimmung im Team schon mal besser war: „Es wird sehr schwierig für uns. Aber wir werden versuchen, das Spiel so lange wie möglich offenzuhalten und am Ende drei Punkte zu holen.“ Weiter als von Spiel zu Spiel will der Hansa-Trainer auch beim Saisonendspurt öffentlich nicht denken. Fragen nach seiner eigenen Zukunft wehrt er ab. „Es geht hier nicht um einzelne Personen, sondern um den Verein Hansa Rostock“, sagt Wolf.

Doch um den Klub ist es denkbar schlecht bestellt. Für Hansa steht nicht nur die Zweitliga-Zugehörigkeit auf dem Spiel, sondern die Existenz. Gerade hat der Finanzausschuss der Stadt Rostock einen Maßnahmenkatalog zur Unterstützung des mit rund zehn Millionen Euro verschuldeten Vereins abgelehnt. Das Hilfspaket sieht vor, dem Klub mit einer Finanzspritze von 750 000 Euro und einem Teilerlass von 4,5 Millionen Euro Steuerschulden unter die Arme zu greifen.

Die endgültige Entscheidung fällt die Rostocker Bürgerschaft am 9. Mai, das Votum des Finanzausschusses ist für sie nicht bindend. Sollte sie dem Finanzausschuss jedoch folgen und dem Hilfspaket die Zustimmung verweigern, müsste der letzte DDR-Meister und -Pokalsieger Insolvenz beantragen. „Dieser Schritt wäre unausweichlich und hätte verheerende Folgen für den Fußball in Rostock und in der Region“, sagt Hansas Vorstandsvorsitzender Bernd Hofmann. Bei einem Nein der Bürgerschaft sind auch den anderen Hauptgläubigern – dem Land Mecklenburg-Vorpommern und zwei Banken – die Hände gebunden.

Eine Insolvenz würde den Zwangsabstieg in die Regionalliga oder sogar in die Oberliga zur Folge haben. Doch selbst wenn die Politik den Rettungsschirm über Hansa spannt: In Rostock wird wahrscheinlich für längere Zeit kein Profifußball mehr gespielt. Denn auch der Zweitliga-Abstieg hätte weitreichende Folgen. „Wir würden wohl nicht wie vor zwei Jahren in der Dritten Liga durchmarschieren und sofort wieder aufsteigen“, sagt Rostocks Manager Stefan Beinlich. Eine klitzekleine Hoffnung, den Niedergang abzuwenden, gibt es aber noch. Sie soll am Sonntag gegen Union am Leben gehalten werden.

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