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Sport: Am gleichen Rad

Sebastian Moll über die Lehren aus dem Festina-Skandal

Heute vor zehn Jahren wurde der größte Skandal im Radsport aufgedeckt – der bis dahin größte Skandal. Am 8. Juli 1998 wurde Willy Voet, der belgische Masseur des Teams Festina, bei der Einreise nach Frankreich mit großen Mengen des Blutdopingmittels Epo verhaftet. Die kommunistische Gesundheitsministerin Marie-George Buffet, die die französischen Anti-Doping-Gesetze endlich anwandte, ließ immer mehr Fahrer und Verantwortliche von Festina sowie anderer Teams verhören. Die Mehrheit gestand. Das wahre Bild vom Profiradsport trat zutage. Zum ersten Mal wurde klar: In diesem Sport wird flächendeckend gedopt.

Geändert hat sich im Radrennzirkus wenig. Schon bei der Tour 1999 fuhren die Hauptakteure von Festina wieder mit. Und vor zwei Jahren zeigte die „Operación Puerto“, angestoßen von einem madrilenischen Staatsanwalt, wie die Doping-Netzwerke weiter funktionieren.

Der Radsport hat es vermieden, sich grundsätzlich zu hinterfragen. Der zweite Dopingschock immerhin bewirkte ein etwas gründlicheres Nachdenken, mittlerweile gibt es ernsthaftere Reformbemühungen. Ob es der Radsport noch schafft, aus eigener Kraft mit dem Doping fertig zu werden? Es muss bezweifelt werden. Dass der bis gestern die Tour anführende Alejandro Valverde zu den Puerto-Verdächtigten gehört, ist nur das deutlichste Zeichen. Ohne das Eingreifen des Staates wird an den Grundfesten des Systems Radsport nicht gerüttelt.

Sebastian Moll

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