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Abgang ohne Punkte. Wieder einmal verlässt Herthas Trainer Friedhelm Funkel mit seiner Mannschaft das Olympiastadion als Verlierer. Foto: dpa

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Sport: Am Nullpunkt

Hertha BSC ist nach dem 0:1 gegen Schalke 04 so gut wie abgestiegen aus der Bundesliga

Berlin - Die Kulisse hatte etwas von großem Fußball. 61 902 Zuschauer waren ins Olympiastadion gekommen, um Hertha BSC auf dem Weg zum Wunder zu begleiten. In den drei letzten Bundesligaspielen würden die Berliner drei Siege benötigen, um noch die Klasse zu halten. Doch seit gestern werden daran nur noch Tollkühne glauben. Obwohl die direkten Abstiegskontrahenten aus Nürnberg und Hannover ihre Spiele verloren und somit für die Berliner spielten, versagte Hertha. Die 0:1 (0:0)-Niederlage bringt die Berliner dem Abstieg nahe wie nie. Während der FC Schalke die direkte Qualifikation für die Champions League sicher hat, sind Herthas Hoffnungen auf den Nullpunkt gesunken.

Trainer Friedhelm Funkel hatte der gewohnten Formation vertraut, also auch der Doppelspitze Theofanis Gekas und Adrian Ramos, die nach einer Viertelstunde vor dem Schalker Tor auftauchten. Der Grieche Gekas konnte den Doppelpass, den er mit seinem Partner aus Kolumbien spielte, nicht verwerten. Sein Schuss ging drüber. Im Gegenzug zeigten sich erstmals die Schalker, die nicht ihren besten Tag erwischten, gefährlich vor dem Berliner Tor. Kevin Kuranyi, der bisher 18 Saisontore erzielt hat, kam frei zum Kopfball, doch auch Schalkes Topstürmer traf den Ball nicht voll. Nur zwei Minuten später führte Kuranyi einen Konter an, an dessen Ende er wieder an den Ball kam, doch dieses Mal schoss er Herthas Verteidiger Lukasz Piszczek an.

Nach einer halben Stunde hatte Hertha Glück, dass Schiedsrichter Drees ein Foul von Steve von Bergen an Kuranyi nicht mit Strafstoß ahndete. Das Spiel, indem es für beide Teams um viel ging, nahm an Intensität zu. Drees zeigte auch Lewan Kobiaschwili die Gelbe Karte. Damit ist Herthas Abwehrspieler für das kommende Spiel in Leverkusen gesperrt.

Die zweite Halbzeit begann für die Berliner mit einem Warnschuss. Nachdem Jefferson Farfan durch die halbe Berliner Hintermannschaft gelaufen war und den Ball seinem Mitspieler Hao in den Lauf gespielt hatte, bot diesem sich die bis dahin beste Gelegenheit. Doch Schalkes Chinese scheiterte an Herthas Torwart Jaroslav Drobny. Herthas Trainer Funkel wurde an der Seitenlinie immer unruhiger. Die Zeit verstrich, ohne dass seine Elf den Gegner bisher in echte Verlegenheit gebracht hatte. Ab Mitte der zweiten Halbzeit zeigte Hertha sich viel leidenschaftlicher und erspielte sich einige gute bis sehr gute Chancen. „Wir haben es nicht geschafft, aus klarsten Möglichkeiten Tore zu machen“, schimpfte Funkel: „Auch wenn der Torwart noch so gut hält, die Bälle müssen rein.“

Nachdem sich Raffael schön durchgesetzt und den Ball zurückgelegt hatte, bot sich Cicero die große Chance zur Führung. Doch den Schuss des Brasilianers blockte Marcelo Bordon kurz vor der Torlinie ab. Torwart Neuer war schon bezwungen. Und kurz darauf probierte es Raffael selbst. Den Schuss von Herthas Spielmacher aus Nahdistanz hielt Neuer dann glanzvoll. Ebenso verhinderte er eine Viertelstunde vor dem Abpfiff die Führung der Berliner. Neuer parierte einen Schuss von Gekas. „Das ist keine Frage von Pech, sondern eine der Qualität“, sagte Drobny später. Es war eine sehr harte, aber durchaus treffende Kritik des Tschechen.

Als das Spiel dann fast gelaufen war, erlitten die Bemühungen der Berliner den entscheidenden Rückschlag. Drei Minuten vor dem Ende geriet nach einem Kopfball von Farfan eine Fußabwehr von Torwart Drobny zu kurz. Mitten im Strafraum reagierte schließlich Schalkes Kapitän Heiko Westermann am schnellsten und drückte den Ball zum 1:0 ins Berliner Tor. Die vielen mitgereisten Schalker Fans jubelten, in der Kurve der Hertha-Anhänger herrschte plötzlich eine seltsame Stille, die nur von zwei Kanonenschlägen unterbrochen wurde. „Das ist eine unglückliche und ganz, ganz bittere Niederlage für uns“, sagte Funkel. Auf die Frage, ob es das jetzt gewesen sei, reagierte Herthas Trainer wie seit Wochen. Tatsächlich ist es rechnerisch möglich, dass Hertha die Klasse hält. Man wolle das Ergebnis zwei, drei Tage sacken lassen, dann nach Leverkusen fahren, dort spielen und gucken, was dabei rauskommt. Michael Preetz bekam die gleiche Frage gestellt. „Wir wussten, dass wir heute gewinnen mussten“, sagte Herthas Manager. Sein trauriges Gesicht sagte mehr als seine Worte.

Das Spiel gegen Schalke endete aus Berliner Sicht denkbar schlecht. Hertha stellte damit einen Rekord ein, der wenig schmeichelhaft ist. Die schlechteste Bundesligamannschaft aller Zeiten, Tasmania Berlin, hält aus der Saison 1965/66 den Rekord von 15 Heimspielen in Serie ohne Sieg. Diesen peinlichen Rekord hat Hertha seit gestern eingestellt.

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